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Volle Drehzahl: Mit Haltung an die Spitze (German Edition)

Volle Drehzahl: Mit Haltung an die Spitze (German Edition)

Titel: Volle Drehzahl: Mit Haltung an die Spitze (German Edition)
Autoren: Uwe Hück
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wütend, wieder fühlte ich mich ungerecht behandelt. Ich, der Geselle, den meine Chefin so gerne als Meister behalten hätten, nicht gut genug für Porsche? Ich rief in der Firma an und schaffte es irgendwie, zu dem Absender meiner Absage durchgestellt zu werden. »Wie kommen Sie dazu, aus der Ferne zu beurteilen, dass ich nicht qualifiziert genug bin für diesen Job? Schreiben Sie doch, dass Sie keinen Platz haben oder dass Sie keine Kinder aus dem Heim gebrauchenkönnen! Schreiben Sie irgendetwas, aber nicht, dass es mir an Qualifikation fehlt!« Wieder schienen meine klaren Worte eine Tür zu öffnen. »Kommen Sie doch einfach mal vorbei und lassen Sie uns reden«, verabschiedete mich der Mann aus der Personalabteilung. Ich fuhr nach Zuffenhausen. Meine Wut war so groß, dass ich einen Moment lang überlegte, den Raum mit der Tür vorweg zu betreten. So wie im Heim, wenn sie mich wieder mal gekränkt und nicht gut behandelt hatten.
    Nach einer Weile – ich hatte mich inzwischen beruhigt – fragte der Mann: »Können Sie sich vorstellen, hier zu arbeiten?« Ich überlegte nicht lange: »Wenn’s sein muss, kann ich das machen, ja.« Das war mein Einstieg bei Porsche, vom 1. April 1985 an war ich Porscheaner. Ich kam in die Nachtschicht, wie ich es gewünscht hatte. Ich war Lackierer bei der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG.

Kapitel 3
Familienjahre
    [Bild vergrößern]
    Ende der siebziger Jahre kamen die boat people : vietnamesische Flüchtlinge in kleinen Schiffen und Booten, auf denen viele wochenlang im südchinesischen Meer umhergeirrt waren. Der Krieg in Vietnam war zu Ende, die kommunistischen Sieger aus dem Norden konnten in den Süden vordringen, doch die Hoffnung der Menschen auf Frieden nach fast 30 Jahren Krieg erfüllte sich nicht. Mit der Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam begann die Zeit der politischen Verfolgungen und diese beschränkten sich keineswegs auf politische Gegner. Es gab Berichte von Verfolgungen und Ermordungen ethnischer Minderheiten, die sich vor allem gegen Vietnamesen chinesischer Abstammung richteten. Etwa 1,5 Millionen Menschen entschlossen sich damals, ihr Land auf dem Seeweg zu verlassen, denn im benachbarten Kambodscha wären sie den Roten Khmer in die Hände gefallen, in Laos den Pathet Lao – beides hätte den sicheren Tod bedeutet. Die Kommunisten beherrschten von 1975 an ganz Indochina. Überall in Vietnam entstanden sogenannte Umerziehungslager, in denen internationalen Schätzungen zufolge 1,3 Millionen Menschen den Tod gefunden haben sollen. Der zweite große Exodus aus Vietnam setzte ein und das Risiko, auf der Flucht in diesen oft winzig kleinen Booten unterzugehen, nahmen die Flüchtlinge in Kauf. Immer noch besser als den Kommunisten in die Hände zu fallen, sagten sich viele dieser verzweifelten Menschen. Die Bilder von vietnamesischen Schiffsflüchtlingen gingen damals um die Welt und ich kann mich erinnern, dass mich ihr Schicksal sehr betroffen gemacht hat. Völlig überlastete Kähne, winzige Fischerboote – oft manövrierunfähig –, unter Plastikplanen zusammengekauerte Menschen, krank und von Hunger und Durst gezeichnet. Viele von ihnen von Piraten ausgeraubt, die Frauen vergewaltigt. Werbis an die Küsten Malaysias, Thailands oder bis Indonesien durchkam, hatte es noch nicht geschafft. Oft wurden die boat people einfach wieder aufs Meer zurückgeschickt, weil man nicht genug Platz für so viele Asylsuchende zu haben glaubte. Später erschienen Schätzungen der Vereinten Nationen, in denen von bis zu 500 000 Vietnamesen die Rede war, die ihre Flucht nicht überlebt haben.
    Das Land Niedersachsen holte Ende der siebziger Jahre die ersten vietnamesischen Flüchtlinge nach Deutschland, insgesamt kamen circa 38 000 aus den Auffanglagern in Südostasien in die Bundesrepublik. Die schlimmen Bilder der humanitären Katastrophe hatten den Westen endlich handeln lassen, die USA und Kanada nahmen die erste Einwanderungswelle auf. In Deutschland wurden die vietnamesischen Flüchtlinge vom Lager Friedland aus auf verschiedene Orte verteilt. So kam es, dass eine größere Gruppe hier bei uns in Pforzheim Zuflucht fand. Bei ihrer Ankunft mit dem Flugzeug besaßen diese Menschen nur, was sie am Leibe trugen, mehr nicht.
    In der Zeitung las ich, dass die Caritas begonnen hatte, sich um die Flüchtlinge aus Vietnam zu kümmern. Ich wollte auch helfen. Ich war zwar kein Mitglied dieses Wohlfahrtsverbandes, aber ich kannte ein paar Leute dort, und mir gefiel, wie
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