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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)
Autoren: Frau Freitag
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scheine ich auch nicht die Böse zu sein.
    »Da kann ich Frau Freitag verstehen … wenn die alle nicht mehr zum Unterricht kommen …«
    »Frau Freitag, wir haben voll schönen Garten«, sagt Funda plötzlich. »Vielleicht können wir da alle grillen.«
    »Eine super Idee. Frag doch mal deine Eltern. Und wenn wir das am Nachmittag machen und es sozusagen keine Schulveranstaltung ist, dann könnt ihr da auch rauchen.«
    »Aber Sie müssen auch kommen«, sagt Ayla.
    »Klar komme ich, gern. Und rauchen werde ich dann auch.«
    Funda fängt an aufzuschreiben, was wir brauchen. Ich höre Köfte und Bulgur und vieles mehr, was mir Hunger macht.
    »Du musst erst mal fragen, wer alles kommen will«, sagt Ayla.
    Funda nimmt sich ein Blatt und schreibt: »Also: Funda, Ayla, Marcella. Peter, was ist mit dir?« Peter nickt schüchtern. Funda schreibt seinen Namen auf. Ronnie sitzt in der letzten Reihe und kippelt. Wenn jemand in zwanzig Jahren fragt: Kannst du dich an diesen Ronnie erinnern, dann antworte ich: letzte Reihe, immer kippelnd und immer schlecht gelaunt.
    »Ronnie, was ist mit dir?«
    »Was?«
    »Na, willst du zum Grillen kommen?«, fragt Funda.
    »Hm, weiß nicht. Mal sehen.«
    Ronnie ziert sich. Ronnie hat genau zwei Freunde. Einen aus der Grundschule, der nicht auf unsere Schule geht, und Peter, mit dem er ab und zu auf dem Hof rumhängt.
    »Ach komm, Ronnie, wir grillen, das wird bestimmt lustig.«
    »Na, okay. Aber ich will SCHWEINEFLEISCH.«
    Außer Peter, Ronnie und mir befinden sich zurzeit nur Moslems im Raum. Ich erwarte jetzt großes Geschrei und Ekelbekundungen.
    »Schweinefleisch«, sagt Funda lässig. »Kein Problem, du kriegst dein Schweinefleisch, wir haben zwei Grills.« Funda grinst und schreibt Ronnie auf die Liste.
    »Ich kann auch Köfte essen«, sagt Ronnie jetzt leise, »schmeckt ja auch gut.«
    Oh Mann, ich glaub, die werden erwachsen.
    Fahren wir nicht Ostsee?
    »Frau Freitag, würden Sie mit Mario Gomez zusammen sein?«
    »Wie jetzt? Nur weil der ein Tor geschossen hat?«
    »Sie ist doch schon vergeben. Also ihr Herz ist doch schon vergeben.«
    »Ganz genau, Abdul, du sagst es.«
    Ronnie sitzt am Computer und spielt Online-Poker. Eigentlich war die Aufgabe, etwas über die Klasse zu schreiben – wir arbeiten seit Wochen an einer Art Abschlusszeitung. Ich will gerade über das Pokern meckern, da zieht er sein T-Shirt an den Schultern runter: »Hier, gucken Sie – Verbrennungen zweiten Grades.« Sein Rücken ist total rot. Es schmerzt schon beim Hinsehen. »Warum hast du dich nicht eingecremt?«, frage ich automatisch. Ich bin wandelnde Sonnencreme- und Kopfbedeckungswerbung. Schon bei zwölf Grad klatsche ich mir LSF 30 auf die Nase. »Hab ich irgendwie vergessen mit der Sonnencreme«, nuschelt Ronnie und fügt dann noch stolz hinzu, dass er sechs Stunden in der prallen Sonne war.
    Die obligatorische Halbklasse, die ich seit Wochen unterrichte, stresst weder noch nervt sie, einige tippen sogar lustlos ein paar Zeilen.
    Nach zwei Stunden habe ich frei und sehe meine Schüler auf dem Hof. Die Kollegin hat wohl den Unterricht nach draußen verlegt. Da hängen sie nun auf den Bänken rum und warten darauf, dass es klingelt. Dann ist nämlich hitzefrei. Ich sehe, dass Fatma und Elif auch angekommen sind. Zu meinem Unterricht in der ersten und zweiten Stunde kommen sie schon seit Wochen nicht mehr.
    »Frau Freitag, fahren wir nicht Ostsee?«, fragt Fatma vorwurfsvoll. Ich habe sie, wie gesagt, seit Wochen nicht mehr gesehen, und deshalb hat sie wohl auch jetzt erst mitbekommen, dass ich den Tagesausflug abgesagt habe.
    »Fatma, es kommen doch immer nur elf Leute, warum sollte ich denn einen Ausflug organisieren? Ihr habt doch gar kein Interesse mehr an der Klasse und an der Schule. Es wundert mich, dass ihr noch an die Ostsee fahren wollt.« Sie guckt mich beleidigt an. Schon habe ich wieder ein schlechtes Gewissen, aber nicht ihretwegen, sondern weil ich mit den elf Schülern, die immer noch kommen, eigentlich schon gern wegfahren würde.
    »Wir können ja irgendwas anderes machen«, sage ich.
    »Was denn?«, fragt Elif, die jetzt auch schmollt. Elif kommt grundsätzlich erst zur dritten Stunde und versaut sich jetzt noch auf den letzten Metern ihren Erweiterten Hauptschulabschluss.
    »Funda hat gesagt, dass wir alle bei ihr im Garten grillen können.«
    »Pah, grillen, bei ihr im Garten – das ist hier um die Ecke –, toll!« Wenn die Aktion nicht mindestens eine Busreise beinhaltet, scheint
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