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Voll gebissen

Voll gebissen

Titel: Voll gebissen
Autoren: Carina Mueller
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Ich hatte meinen Führerschein bestanden! Wer hätte das gedacht? Ich bedankte mich und sprang aufgeregt aus dem Auto, um es direkt meinen Eltern zu erzählen.
    Ich war sogar so neben der Spur, dass ich völlig vergessen hatte, mich auch von meinem Fahrlehrer zu verabschieden, aber das war ja jetzt auch egal. Den würde ich eh nie wiedersehen. Ich rannte zur Haustür und schlug sie so ungestüm auf, dass sie fast aus den Angeln fiel.
    „Ich hab ihn!“, schrie ich wie eine Irre durch unser Haus und hüpfte dabei im Flur auf und ab. Augenblicklich kamen meine Mutter und mein Vater angerannt. Beide schauten zuerst etwas irritiert, doch nachdem sie den Beweis in meiner Hand sahen, umarmten sie mich.
    „Ist doch nicht wahr!“, gluckste mein Vater vergnügt, während meine Mutter mich mit sämtlichen Glückwü nschen überhäufte, die sie zu kennen schien. „Das hast du alles meinen lehrreichen Fahrstunden zu verdanken. Wenn du das vorher gewusst hättest, hättest du dich bestimmt nicht so angestellt. Ich meine, nach dem Ergebnis?!“
    Zuerst wollte ich etwas darauf erwidern, doch bis auf ein Augenr ollen verkniff ich mir jegliche Frechheiten und betrachtete weiterhin meinen Führerschein. Ich war so stolz! Ich konnte es kaum erwarten, dass Liam heute Abend vorbeikam und ich ihm alles berichten konnte.
     
    Beim Abendessen erzählte ich dann die ganze Geschichte . Mein Vater und Liam amüsierten sich königlich darüber. Gut, dass Mr Henderson an der Windschutzscheibe geklebt hatte, wie ein dicker Käfer, der bei 130 gegen die Scheibe klatschte, fand ich ja selbst witzig, aber was bitte sollte daran lustig sein, ein armes Kätzchen zu überfahren?! Das konnte ja wohl nicht wahr sein!
    Ich hatte das Gefühl, darüber lachte Liam am lautesten. Wäre ich nicht so furchtbar glücklich gewesen, diesen doofen F ührerschein endlich in der Tasche zu haben, wäre ich womöglich sauer geworden, doch meine Laune konnte heut Abend nichts und niemand trüben.
    Na ja, fast nichts . Morgen war mein 17ter Geburtstag und es war eine Vollmondnacht. Ich hatte zwar nicht so einen schlauen Kalender in meinem Zimmer, wie sie überall in Liams Wohnung herumstanden, doch ich hatte oft genug nachgezählt, um zu wissen, dass morgen die 29 Tage vorbei waren und in der Nacht der Vollmond wieder hoch am Himmel stehen würde. Eigentlich hatte ich mir gewünscht , mit Liam ein bisschen länger zu feiern, doch daraus würde offensichtlich nichts werden.

3.
     
    Am nächsten Morgen holte mich Liam mit dem Auto zur Schule ab. Mit einem verschmitzten Grinsen reichte er mir seinen Wagenschlüssel, den ich aber dankend ablehnte. Nur weil ich jetzt den Führerschein hatte, hieß das noch lange nicht, dass ich nun gerne Auto fuhr.
    Auf dem Beifahrersitz lag ein kleines Päckchen, mit einer dicken roten Schleife und einem kleinen Namensschild, auf dem in Liams geschwungener Handschrift „Emma“ stand.
    Erwartungsvoll schaute er mich an, während ich das Päckchen prüfend in alle Richtungen drehte. Seinem Gesicht nach zu urteilen, war er ungeduldiger als ich, das Päckchen endlich zu öffnen. Ich riss die sorgfältige Verpackung auf und eine kleine dunkelrote Schachtel kam zum Vorschein. Ich schüttelte sie und es klapperte kurz.
    „Boah , Emma … jetzt mach sie endlich auf!“, maulte Liam ungeduldig.
    Ich grinste und beschloss, ihn nicht länger warten zu lassen und öffnete sie. In der Schachtel lag eine silberne Armbanduhr, deren Ziffernblatt die Form eines Wolfkopfes hatte und wie das innere einer Muschel schimmerte. Außen war sie zusätzlich mit lauter weißen Steinchen besetzt. Vermutlich Diamanten – so genau kannte ich mich damit nicht aus – doch selbst ein ahnungsloser wie ich sah auf einen Blick, dass sie unheimlich wertvoll war.
    Es war keineswegs eine normale Armbanduhr. Neben dem gewöhnlichen Ziffernblatt, auf dem man die Uhrzeit ablesen konnte, hatte sie ein kleines Fenster, das die Mon dphasen anzeigte. Schmunzelnd, aber auch etwas wehmütig betrachtete ich den kleinen Vollmond, der auf der Uhr zu sehen war.
    Ich wusste, dass Liam furchtbare Angst hatte, dass wir die Zeit vergessen würden, doch ich machte mir da wenig Sorgen. Er war dafür einfach zu gewissenhaft. Mit großen Augen holte ich die Armbanduhr heraus und betrachtete das funkelnde Schmuckstück.
    „Wie schön sie ist“, brachte ich atemlos hervor.
    Liam nahm mir die Uhr aus den Händen und legte sie mir sanft um das Handgelenk. Ich bekam Gänsehaut, als seine
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