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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt
Autoren: John Baker
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Berufsverkehr. Unmengen Bullen unterwegs. Besser, wenn er die Karre schnell wechselte und abzwitscherte. Laß dich nicht auf der Straße erwischen. Er folgte den Hinweisschildern zu einem Parkhaus und fuhr bis auf die oberste Ebene. Zwei junge Typen waren gerade dabei, einen Vauxhall Astra zu knacken, und als Norman vorbeifuhr, hörten sie sofort auf und taten so, als würden sie nur einen kleinen Morgenspaziergang machen. Fünfzehn Jahre alt, vielleicht nicht mal. Aber der jüngere hatte ungefähr Normans Größe. Schwarze Jeans, Sweatshirt, Klamotten, mit denen man auf der Straße rumlaufen konnte.
    Norman drehte eine Runde auf dem obersten Parkdeck und bremste dann, um neben den beiden Burschen anzuhalten. Er ließ die Seitenscheibe runter und legte den Ellbogen auf den Rahmen. «Morgen, Herrschaften», sagte er. Einer der Jungs sah aus, als würde er jeden Augenblick abdüsen, der ältere, aber der jüngere blieb völlig cool.
    «Morgen», erwiderte er und warf Norman einen kurzen Blick zu. «Haben Sie irgendwas verloren?»
    «Vielleicht hab ich was gefunden, das ihr haben wollt», antwortete Norman.
    Der Junge sah stur geradeaus, aber er war interessiert. «Was’n?» fragte er.
    «Die Schüssel hier», sagte Norman. «Voll der Renner, und hier in der Gegend sucht kein Mensch die Karre.» Er parkte, stellte den Motor ab und ließ einen Gang drin.
    Der Junge blieb stehen, trat neben das Auto und sah Norman wieder kurz an. Sein Blick wanderte an Norman vorbei und registrierte die zerbrochene Lenkradverkleidung. «Mensch», sagte er, «haben Sie die Karre etwa kurzgeschlossen?»
    Norman setzte sein berühmtes Grinsen auf. Sagte nichts. Ließ den Jungen seine Arbeit bewundern. «Wie sind Sie reingekommen?» fragte der andere. «Das Schloß ist noch ganz.»
    «’türlich ist das Schloß noch ganz! Wenn du das Schloß rausbrichst, kannst du dir auch gleich ein Schild in die Windschutzscheibe hängen: Diese Karre ist gottverdammt heiß. Auf alle Fälle versaut’s doch die Optik. Willst du mit einem Auto durch die Gegend fahren oder mit einem Wrack?»
    «Wie haben Sie das gemacht?» fragte der jüngere Bursche. «Wie haben Sie die Tür aufgekriegt?»
    Norman sah ihm in die Augen, er musterte sein mopsiges Gesicht. Der hatte sich noch nie rasiert. Also, dachte er, irgendwo müssen die Kids ja schließlich lernen. In der Schule kriegen sie nichts Brauchbares beigebracht, wenigstens nichts, womit sie im wirklichen Leben was anfangen können. Konnte noch Jahre dauern, bis sie in den Knast wanderten und anfingen, vernünftige Sachen zu lernen. «Könnte ich euch zeigen», sagte er. «Vielleicht auch noch das eine oder andere. Aber wir müssen einen Deal machen.»
    «Was für ’n Deal?» wollte der jüngere wissen.
    «Ich will rriich nicht in der Öffentlichkeit sehen lassen», sagte Norman. «Aber ich brauch was zu beißen. Außerdem brauch ich anständige Klamotten, muß raus aus der Scheiße, die ich jetzt anhab. Du besorgst mir was zu essen und gibst mir deine Klamotten, dafür zeig ich euch, wie man eine Karre richtig knackt, und die hier könnt ihr einschließlich Radio und Tapedeck behalten. Alles, bis auf das Tape von Tina Turner.»
    «Meine Klamotten kriegen Sie nicht», sagte der Junge und wich einen Schritt zurück.
    «Scheiße, ich geb dir die Kohle», sagte Norman, zückte die Brieftasche von dem alten Knaben und fächerte die Zehner. «Du kannst in den nächstbesten Laden gehen und dir neue besorgen.»
    Der ältere Junge schaltete sich ein. «Geben Sie uns die Kohle, dann können wir Ihnen Sandwiches und Klamotten kaufen gehen.»
    Am liebsten hätte Norman ihm die Scheiße aus dem Leib geschlagen. «He», fauchte er, «hältst du mich für bescheuert, oder was? Ich geb euch die Kohle, und ihr habt sie schon ausgegeben, bevor ich meine Brieftasche wegstecken kann.» Er klappte die Brieftasche zu und steckte sie wieder ein. «Leckt mich», sagte er. «Ich werd schon irgendwen finden, der ein Geschäft machen will.» Er ließ den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein.
    «Moment!» sagte der jüngere Bursche. «Ich hab nicht gesagt, daß ich’s nicht mache. Wieviel geben Sie mir denn für die Klamotten?»
    «Einen Hunderter», sagte Norman. «Für die Jeans, das Sweatshirt, die Schuhe, falls sie mir passen. Mütze und Jacke kannst du behalten.»
    «Zweihundert.»
    «Hundertzwanzig», erwiderte Norman. «Mehr hab ich nicht. Und ’ne Kreditkarte. Eine Kreditkarte leg ich noch drauf.»
    Der Junge kratzte sich
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