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Voll auf Ex-Kurs Roman

Titel: Voll auf Ex-Kurs Roman
Autoren: Lena Gold
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gewesen? Komplett vernagelt und blind habe ich den tollsten Mann der Welt monate-, ach was, jahrelang mit Füßen getreten. Tja, und jetzt ist es eben zu spät, Philip will mich nicht mehr. Und hat dafür nun seine Franziska.
    »Blöde Kuh!«, begrüße ich mich, als ich vor dem Badezimmerspiegel stehe. »Du bist echt eine saudumme blöde Kuh! Und wenn du irgendwann alt und einsam stirbst, bist du selbst schuld, du hattest alles in der Hand und hast es einfach nur verbockt!« Mein Spiegelbild nickt zustimmend, aber ich hätte auch gar nicht erwartet, dass von dieser Seite irgendwelcher Widerspruch kommt.
    Im Büro habe ich mir heute frei genommen, ich hatte schlicht nicht den Nerv, mich vormittags noch mit irgendwelchen blöden Packungstexten oder neuen Kampagnen
auseinanderzusetzen, wenn ich nachmittags den Gang zum Schafott antreten muss. Und weil mir die Vorstellung, nach der Exekution meiner Ehe da sofort wieder anzutreten, ebenfalls zuwider war, habe ich für morgen auch gleich mal Urlaub eingereicht. Dann kann ich mich richtig schön das ganze lange Wochenende über betrinken und selbst bemitleiden, das sind doch mal sensationelle Aussichten.
    Nachdem ich meine Jogging-Sachen angezogen habe, laufe ich los und hoffe, dass ein bisschen Sport wie immer meine Stimmung hebt. Aber nach einer Stunde durch den Stadtpark muss ich feststellen, dass selbst das heute nicht hilft. Während ich wieder zurück zu meiner Wohnung trabe, laufen mir die Tränen über die Wangen, und das hat nichts mit den frostigen Temperaturen zu tun. Ich muss es wohl einsehen: Dieser Tag ist schlicht nicht zu retten. Bleibt mir also nur übrig, ihn so würdevoll wie möglich hinter mich zu bringen.
    Um ein Uhr bin ich bereits fertig angezogen und zur Abfahrt bereit. Allerdings merke ich, als ich Schlüssel und Portemonnaie in meine Handtasche stecke, dass meine Hände so dermaßen zittern, dass es wohl besser wäre, mit der Bahn statt mit dem Auto zum Gericht zu fahren. Sonst verunglücke ich auf dem Weg dorthin noch, dann hätte sich die Sache mit der Scheidung wohl erledigt. Kurz ärgere ich mich, dass ich Barbaras Angebot von gestern, mich hinzubringen, nicht angenommen habe. Momentan fühlt es sich ganz eindeutig danach an, dass ich eine stützende Schulter gut gebrauchen könnte.
    Als hätte sie meine Gedanken erraten, klingelt in diesem Moment das Telefon, und Barbaras Nummer erscheint auf dem Display.
    »Hi, Babs«, melde ich mich.
    »Na du? Wollte nur mal kurz nachhorchen, wie es dir geht.«

    »Nicht so besonders«, gebe ich zu, »fühlt sich an, als müsste ich gleich zu meiner Hinrichtung fahren.« Ich erzähle ihr, dass ich gestern noch einmal kurz bei Philip war, er uns aber keine Chance mehr geben will.
    »Tut mir so leid für dich«, kommt es vom anderen Ende der Leitung.
    »Ja«, stimme ich zu, »mir tut es auch leid. Aber jetzt ist es eben nicht mehr zu ändern.«
    »Nein.« Sie seufzt. »Wenn Philip nicht mehr will, ist es wohl so.«
    »Hm.«
    »Na ja, Kopf hoch!« Sie versucht, aufmunternd zu klingen, was ihr nicht so recht gelingt. »Du wirst das schon schaffen.«
    »Ich will das aber gar nicht schaffen«, maule ich wie ein störrisches Kleinkind, »ich will nur meinen Philip zurück!« Jetzt laufen die Tränen wieder ungehemmt, mein Make-up kann ich vermutlich vergessen.
    »Jetzt bring das erstmal hinter dich«, rät Barbara. »Und dann siehst du weiter.«
    »Ja, das mach ich.«
    »Und ruf mich an, wenn es vorbei ist!« Wir verabschieden uns und legen auf. Ich nehme meine Handtasche, ziehe im Flur meinen dicken Mantel an und werfe einen kurzen Blick in den Spiegel neben der Eingangstür. In der Tat, mein Make-up kann ich vergessen. Aber ich trete ja auch nicht bei einem Schönheitswettbewerb an. Schon eher bei einem Doofheitswettbewerb, denke ich, während ich die Tür hinter mir ins Schloss ziehe. Ja, da hätte ich echt gute Chancen auf einen der vorderen Plätze!
     
    »Hallo Pia.« Philip steht bereits vor der Tür zum Verhandlungssaal, als ich um kurz vor zwei durch den langen Gang
dahin auf ihn zugeschlurft komme. Richtig dolle sieht er auch nicht aus, stelle ich fest, er hat ebenfalls tiefe Augenränder, die nicht gerade dafür sprechen, dass er gut geschlafen hat. Kein Vergleich zu gestern Abend, da wirkte er ganz normal. Aber nun ist es mehr als ersichtlich, dass ihn die Sache auch nicht kaltlässt. Ach, Philip, was haben wir uns nur gegenseitig angetan?
    »Hallo.« Wir begrüßen uns händeschüttelnd, was mir in
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