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Voll auf Ex-Kurs Roman

Titel: Voll auf Ex-Kurs Roman
Autoren: Lena Gold
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herum, aus der in regelmäßigen Intervallen ein Schwall von mehr oder weniger gebräunten Menschen schwappt. Ich gucke nach den weniger gebräunten, denn der Londoner Nebel sorgt ja eher seltener für einen Kanaren-Teint. Bei Basti sowieso nicht, der pflegte als Nachtschattengewächs immer seine vornehme Künstlerblässe.
    Gerade zieht ein lärmender Kegeltrupp an mir vorüber (Mallorca, ganz eindeutig. Und eindeutig schwer alkoholisiert, morgens um sieben, sowas aber auch!), da öffnet sich die Schiebetür zum Baggage Claim ein weiteres Mal, und Basti spaziert mit einer Reisetasche in der Hand heraus. Er sieht – wenn das überhaupt möglich ist – noch besser aus als sonst. Die dunklen Haare hat er zu einem kurzen Zopf gebunden, wie immer trägt er ausschließlich Schwarz, und selbst aus ein paar Metern Entfernung leuchten seine blauen Augen wie bei Kyle MacLachlan in »Der Wüstenplanet«. NACH der Einnahme von Spice, versteht sich, nicht davor.
    Für einen kurzen Moment bin ich wie gelähmt, das Herz wummert mir gegen die Brust, lauter als mein Bollern gegen die Glasscheibe der Drehtür, und drehen, ja, drehen tut sich auch gerade alles. Dann löse ich mich aus meiner Bewegungsstarre und stürze auf meinen Exfreund zu.
    »Basti!« Im nächsten Moment bin ich ihm schon um den
Hals gefallen, ein lautes Rumpeln sagt mir, dass ihm vor Überraschung seine Reisetasche entglitten ist. »Basssti!«, wiederhole ich, ziehe ihn ganz fest an mich und fange an, ihn aufs Schüsselbein zu küssen, weil ich selbst auf Zehenspitzen nicht viel höher komme. Der innige Moment dauert aber leider nur ein paar Sekunden, dann schiebt Basti mich energisch fort und starrt mich verwundert an.
    »Was machst du denn hier?«, fragt er und klingt dabei nicht gerade freundlich.
    »Wollt dich abholn«, antworte ich und bemühe mich um eine einwandfreie Artikulation.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass du das nicht sollst.«
    »Freussu dich nich?« Mit einem Mal gibt der Boden unter mir nach, ich stolpere nach vorn, Basti fängt mich im letzten Moment noch auf, hält mich am rechten Arm fest und hilft mir wieder in die Senkrechte.
    »Hast du getrunken?« Seine blauen Halogenscheinwerfer betrachten mich kritisch.
    »Nur ein klein Schluck«, gebe ich zu, »da war noch so’n Liköööhr …«
    »Honey, who is it?« Ich drehe den Kopf nach links, dorthin, woher die Stimme kommt. Erst jetzt bemerke ich die blonde Frau, die offenbar die ganze Zeit neben Basti stand, ebenfalls ganz in Schwarz gekleidet, ebenfalls eine Reisetasche in der Hand.
    »Heelo«, nuschele ich und strecke ihr meine Rechte entgegen. »I’m Pia.« Sie zögert einen Moment, ergreift dann aber unsicher meine Hand, schüttelt sie und erklärt: »I’m Blanche. Nice to meet you.«
    »Nice do meed judu«, erwidere ich. Im nächsten Augenblick spüre ich, wie Basti wieder meinen Arm ergreift.
    »Just a second«, sagt er zu der blonden Blanche, dann zerrt
er mich hinter sich her ein paar Meter weit weg. »Was soll denn das?«, fährt Basti mich vorwurfsvoll an, sobald wir außerhalb ihrer Hörweite sind. »Warum tauchst du hier auf? Und dann auch noch total betrunken!«
    »Weil ich ebn total bedrungen bin«, erkläre ich das Offensichtliche. »Und weilich dich doch so liebe«, füge ich hinzu und mache Anstalten, ihm ein weiteres Mal um den Hals zu fallen, aber er hält mich geschickt mit einem ausgestreckten Arm auf Abstand.
    »Pia.« Jetzt sieht er nicht mehr vorwurfsvoll, sondern traurig aus. »Das geht doch so nicht, du kannst doch nicht …« Er unterbricht sich, fährt sich mit einer Hand übers Haar und scheint nachzudenken. »Ich bring dich jetzt erstmal mit dem Taxi nach Hause, damit du deinen Rausch ausschläfst, okay?«
    »Ogay«, stimme ich zu. Tatsächlich merke ich, wie ich gerade sehr, sehr müde werde. Und die Vorstellung, zusammen mit Basti im Taxi zu sitzen, den Kopf an seine Schulter gelehnt … ach, das wäre ja das Paradies auf Erden!
    »Warte kurz«, sagt er, geht zu Blanchi-Blanche zurück und spricht mir ihr. Nach ein paar Minuten nickt sie, winkt mir noch einmal zu und marschiert dann mit ihrer Tasche auf den Ausgang des Flughafens zu. »Dann komm«, meint Basti, als er wieder bei mir ist. Er bietet mir seinen Arm an, ich hake mich unter und folge ihm mit unsicheren Schritten nach draußen, wo er das nächste Taxi heranwinkt. Er öffnet die hintere Tür, schiebt mich auf die Sitzbank und nimmt dann neben mir Platz.
    »Semperstraße 98b«, teilt er dem Fahrer
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