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Voll auf Ex-Kurs Roman

Titel: Voll auf Ex-Kurs Roman
Autoren: Lena Gold
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von ihm und mir, die ich auf dem Couchtisch ausgebreitet habe. Ich nehme mein Lieblingsbild, das uns vor ein paar Wochen an der Strandperle zeigt. Basti im schwarzen Shirt und schwarzen Bermudas (schwarz ist selbstverständlich seine Lieblingsfarbe), ich liege schräg an ihn gelehnt, trage quietschbunte Shorts und ein schulterfreies Top, wir grinsen beide breit in die Kamera und prosten dem Fotografen – Barbaras Mann Jens – mit zwei Dosen Alsterwasser zu.
    Ein toller Tag war das, ich erinnere mich noch genau daran, wir waren mittags mit Einweggrill und Getränken an den Elbstrand aufgebrochen und hatten dort bis zum frühen Abend mit Barbara und Jens gesessen. Für Anfang September in Hamburg war es noch unglaublich warm. Ja, wirklich
schön war das. Jedenfalls bis zu dem Moment, als wir Hand in Hand den Schulberg zu meinem Auto hochstapften und Basti mir sagte, dass er jetzt gleich noch einmal losmüsse.
    Ich war enttäuscht, hatte ich doch mit einem kuscheligen Abend zu zweit gerechnet. Und selbstverständlich gab es wieder Streit, bei dem ich Basti vorwarf, für mich immer nur kurze Zeitfenster zu haben, woraufhin er natürlich erwiderte, dass er den ganzen Tag mit mir verbracht hatte und er sich jetzt einfach auch noch um ein paar andere Dinge kümmern müsse.
    »Ich kann dir scheinbar nicht das geben, was du brauchst«, stellte er irgendwann fest. Tja, das war der letzte große Streit vor unserem fulminanten Finale, drei Wochen und ein paar kleinere Auseinandersetzungen später war dann Schluss.
    Ich lege das Foto weg und greife zum Telefon. Auch, wenn es möglicherweise ein Fehler ist, ich muss Basti einfach anrufen, meine Sehnsucht nach ihm bringt mich um. Egal, dass er bisher auf keine meiner Nachrichten reagiert hat, ich halte es nicht mehr aus, darauf zu warten, dass er sich vielleicht doch noch von sich aus meldet. Bevor ich wähle, schalte ich vorsichtshalber die Rufnummernunterdrückung ein. Wer weiß, ob er sonst überhaupt rangeht?
    »Hallo?« Das Herz schlägt mir bis zum Hals, als er sofort abhebt.
    »Ich bin’s«, sage ich, wobei mir beinahe die Stimme versagt. Schweigen. »Die Kleine«, füge ich dann hinzu, als würde ich tatsächlich denken, Basti wüsste nicht, wer am Telefon ist.
    »Pia«, kommt es zurück. So hat er mich fast nie genannt, außer, wenn wir Streit hatten. In letzter Zeit also dann doch relativ häufig, wenn ich ehrlich bin.
    »Hallo Basti«, erwidere ich und spüre die aufsteigende Anspannung in mir. »Wo bist du denn?«

    »In London«, kommt es zurück.
    »Oh. Dann, äh, …« Mist! Keine gute Grundlage für ein längeres Gespräch, wenn der eine gerade im Ausland ist und schon kleine Denkpausen astronomische Roaming-Gebühren verursachen. »Ja, also, ich ruf dann wohl besser ein anderes Mal an.«
    »Ist schon okay«, sagt Basti zu meiner Überraschung sehr freundlich und ruhig. »Hab sowieso gerade ein bisschen Leerlauf. Was gibt’s denn?«
    »Also, ich … hast du meine Nachrichten nicht bekommen?«
    »Doch.« Mehr sagt er nicht, er lässt das einfach so im Raum stehen. Verflucht, ich hasse ihn dafür, dass er immer so ein cooler Hund ist.
    »Hast du? Äh, ja … ich wollte dich einfach noch mal anrufen, weil … weil … ja, wie geht’s dir denn?«
    »Danke, ganz gut«, antwortet er. Aha! Also nur »ganz gut«. Nicht »gut« oder sogar »sehr gut«. Ich schöpfe ein kleines bisschen Hoffnung.
    »Und was machst du im Moment?«, frage ich nach.
    »Das Übliche. Gerade bin ich im Studio, hab da so eine Koop mit einem englischen Label am Laufen.«
    »Aha. Und, wird das was Gutes?«
    »Hoffe schon, wir machen hier gerade Probeaufnahmen«, antwortet er. »Morgen früh geht’s dann schon wieder nach Hamburg zurück, dann spiel ich es den anderen vor und guck mal, was die sagen.« Ich horche auf. Morgen früh wieder nach Hamburg?
    »Soll ich …«, meine Stimme überschlägt sich fast, »dich vielleicht vom Flughafen abholen?« Kurze Pause.
    »Nett von dir, aber das ist echt nicht nötig.« Mist! Früher mochte Basti es immer, wenn ich ihn abgeholt habe, für das
»Taxigeld« sind wir stattdessen immer was essen gegangen. Am liebsten Chicken Wings oder Pizza ohne Käse, eine ziemlich eigenartige Leidenschaft, die wir beide teilten.
    Bei der Erinnerung daran schießen mir schon wieder die Tränen in die Augen. Wenn Basti nicht zu mir zurückkommt, werde ich dann jemals wieder einen Mann finden, der wie ich Chicken Wings und Pizza ohne Käse liebt? Ich versuche, mich wieder
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