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Voll auf Ex-Kurs Roman

Titel: Voll auf Ex-Kurs Roman
Autoren: Lena Gold
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mich zum Gehen wenden. Dann drehe ich mich noch einmal zu ihm um. »Hiers doch Termnel sswei, oda?« Er nickt. »Und wissn Sie, wie viel Uhr jetz iss?« Er sieht auf seine Armbanduhr.
    »Genau drei nach sieben«, antwortet er dann.
    »Dange.« Ich steuere die Drehtür an, drei Business-Menschen
bleiben bei meinem Anblick abrupt stehen und lassen mir netterweise den Vortritt.
    Mit einem lauten Bollern krache ich gegen das Glas der Drehkonstruktion und bringe sie damit sofort zum Stehen. So ein doofer Mist, hab mich eh schon immer gefragt, wer diese Dinger erfunden hat, ist doch total unpraktisch und stört nur den Verkehr. Ein paar Mal bollere ich noch mit den Fäusten gegen die dicke Glasscheibe vor mir, dann brüllt mir jemand von draußen zu, dass ich die Tür nicht anfassen soll, weil sie sich automatisch dreht. Ich hebe in gespielter »Hände hoch!«-Manier meine Flossen und setze dazu ein schiefes Grinsen auf. Drei Sekunden später nimmt das Drehdings seinen Betrieb wieder auf und spuckt mich ruckelnd ins Flughafengebäude.
    Eine Weile brauche ich, um mich zu orientieren, aber dann finde ich auf den großen Monitoren, die über Ankunft und Abflug informieren, das, wonach ich suche: Das ist sie, die Maschine aus London, die ich mit einem Anruf bei der Flughafenauskunft ermittelt habe. Und: Sie ist gerade im Landeanflug, ich bin also genau zur richtigen Zeit hier angekommen! Ich folge den Schildern, auf denen »Arrival« steht, und fahre mit der Rolltreppe hinunter in die Ankunftshalle.
    Rolltreppen, auch so unpraktische Dinger! Während ich mich an dem schwarzen Handlauf aus Gummi festkralle, um ein Torkeln zu vermeiden, überlege ich, wie leicht man sich bei so einem gefährlichen Höllenritt die Knochen brechen kann! Glück für den Flughafen, dass wir hier nicht in den USA sind, der wäre sonst bestimmt schon auf Fantastillionen verklagt worden! Fantastillionen, eine meiner Wortschöpfungen, über die Basti sich immer schlapp gelacht hat und über die er eigentlich mal einen Song schreiben wollte.
    Hupsa, mitten in meinem Sinnieren habe ich das Ende erreicht und stolpere vom Band, kann aber trotz leichter Koordinationsschwierigkeiten
gerade noch einer vierköpfigen Familie ausweichen, die die andere Rolltreppe nach oben nehmen will und mir irritierte Blicke zuwirft.
    »Versseiung«, nuschele ich, bevor ich an Mutti, Vati und zwei Kleinkindern vorbei auf die Sitzreihen zustolpere, die dort vermutlich für Menschen aufgestellt wurden, die auf Heimkehrer warten. Ächzend lasse ich mich auf einen der schwarzen Stühle sinken. Geschafft. Ich bin am Flughafen, rechtzeitig, der Flieger aus London ist noch nicht da. Aber jeden Moment wird er landen und dann … Dann wird mein süßer Basti nicht schlecht staunen, wenn er mich in der Ankunftshalle entdeckt!
    Wie ein Zocker, der beim Roulette seinen allerletzten Euro gesetzt hat und nun beobachtet, wohin die Kugel fällt, fixiere ich den Monitor mit den gelandeten Flügen. Ich muss gar nicht lange warten, nur zwei Minuten später blinkt das Lämpchen hinter der Maschine aus London und teilt mir mit, dass der Flieger nun da ist. Schlagartig werde ich nervös. Die Likörküsse haben dafür gesorgt, dass ich mir auf der Fahrt zum Flughafen nicht allzu große Gedanken gemacht habe, aber nun lassen die Wirkung und die damit einhergegangene Entschlossenheit langsam aber sicher nach.
    Schnell hieve ich mich aus dem Sessel und eile rüber zu der Bar, die ich schon von der Rolltreppe aus gesehen habe.
    »Ein Ssekt«, belle ich der Bedienung hinterm Tresen zu, die mir mit Verwunderung im Blick einen Piccolo hinstellt, meine mit den Worten »sstimmt so« hingedonnerten zwanzig Euro aber erfreut entgegennimmt. Das Glas, das sie mir zu der kleinen Flasche reicht, ignoriere ich geflissentlich, schraube stattdessen den Piccolo auf und stürze den Inhalt in einem Zug herunter.
    »Pröh.« Okay, nicht sehr damenhaft, aber das war ein bisschen
viel Kohlensäure auf einmal, das kleine Bäuerchen ließ sich nicht verhindern. Aber Basti ist ja noch nicht da, für irgendwelche Flughafenheinis muss ich mich schließlich nicht benehmen. In jedem Fall hat der gute Schluck gereicht, um sämtliche Zweifel darüber, ob das hier gerade eigentlich eine schlaue Aktion ist, sofort wieder im Keim zu ersticken. Beziehungsweise zu ersäufen, hö, hö.
    Zurück zu den Sitzreihen, aber ich bin viel zu aufgeregt, um dort wieder Platz zu nehmen und lungere stattdessen direkt vor der großen Schiebetür
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