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Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Titel: Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)
Autoren: Doris Lösel
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von mir, mein Engelchen, möchte sie am liebsten darauf hinweisen.
Das Teufelchen in mir ist mit dieser Gegebenheit jedoch sehr, sehr zufrieden.
    Auch wenn ich weiß, dass keiner der Jungs, die ich zu meinen Freunden zähle, auf Äußerlichkeiten abfährt.
    Für sie zählen die, ach so hochgepriesenen, inneren Werte.
    Zum Glück … denn sonst hätte ich vermutlich niemals auch nur den Hauch einer Chance gehabt, dass Kay mehr als einen einzigen Blick in meine Richtung riskiert hätte.
    Ich nehme aus den Augenwinkeln Kays Stirnrunzeln wahr und schäme mich augenblicklich für den Weg, den meine Gedanken gerade nehmen.
    Aber ich kann nun mal nicht aus meiner Haut. Was diesen Teil von mir angeht, bin ich noch immer alles andere als selbstbewusst.
    Ich bin zu klein, zu zierlich, beinahe knabenhaft, um auch nur jemals einen solch betörenden sexy Gang hinzubekommen, wie Miriam oder Mosley, ja selbst Nelly-Melly-Silvia, es problemlos drauf haben.
    Es ändert auch nicht wirklich viel, wenn ich meine winzigen Füße in High Heels zwänge – die es leider Gottes in der Kinderabteilung der Schuhgeschäfte auch nicht gerade en masse gibt.
    Und wenn ich an meine nicht vorhandene Frisur denke, die unmissverständlich Zeugnis darüber ablegt, dass meine Haare sich gekonnt jedem Versuch widersetzen, mich zumindest ein klitzekleines bisschen weiblicher aussehen zu lassen, überkommt mich das kalte Grausen.
    „ Du bist das Schönste, was ich jemals gesehen habe, Kim!“
    Kays Stimme in meinem Kopf ist eine Mischung aus Wut und Liebe.
Wut, weil er meine Selbstzerfleischung ebenso gespürt hat, wie mein nicht vorhandenes Selbstbewusstsein.
Liebe, weil er … ja, weil er mich eben so liebt, wie ich bin.
„ Und später, Baby, werde ich dir zeigen, was ich alles an dir liebe!“
    Okay! Jetzt bin ich endlich wieder zurück und kann nur hoffen, dass ich nicht aussehe, wie ein Streichholz.
Tapfer bemühe ich mich, die verräterische Hitze aus meinen Wangen (und dem Rest meines plötzlich verstärkt durchbluteten Körpers) zu verdrängen und konzentriere mich wieder auf das Wesentliche … na ja, auf Mosley eben.
    Wobei ich dem Umstand, dass sie noch immer die Hand meines Freundes hält, zunächst einmal wenig Bedeutung beimesse.
    Denn auch ohne meine Fähigkeit (ich nenne sie Lügen-Radar) einzusetzen, weiß ich, dass Kays Worte nicht dazu dienen, mich von meiner Unsicherheit, mein Aussehen betreffend, zu befreien, sondern dass ich in seinen Augen wirklich schön bin.
    Ich straffe meine Schultern und setze meine Bestandsaufnahme fort.
Aus dem großzügigen Ausschnitt des … ähm … Kleides … quillt etwas, das mit Sicherheit aus dem Operationssaal eines Schönheitschirurgen stammt.
    Auweia!
    Würde ein Automechaniker das mit einem Auto machen, was dieses Mädchen mit ihrem Körper tut – er käme glatt in den Knast … und der Wagen nie und nimmer über den TÜV.
    Ihre riesigen Möpse werden so gnadenlos nach oben gequetscht, dass Moskito problemlos ihr Doppelkinn darauf zur Ruhe betten kann.
Ellenlange – verflucht schöne - Beine (nein, ich werde nicht knurren!) gehen abrupt in viel zu große Füße über, die wiederum in so abartig hohen, knallgrünen Stiefeletten stecken, dass mir allein von der Farbkombination bereits ganz schwindelig ist.
„ Baby, erlöse mich!“
Kays mentaler Hilferuf beendet meine Bestandsaufnahme und ich lasse meinen Blick ganz langsam über dickliche Knubbelknie wieder nach oben wandern.
    Na, wenigstens stören die Knie das Bild dieser endlos erscheinenden Beine.
Moskito hält noch immer Kays Hand und Miriam hat ihre Lippen zu einem fiesen Grinsen verzogen. Vermutlich sieht sie vor ihrem inneren Auge bereits Kay, der Moskito willenlos verfällt.
Aber dieses Mal, meine liebste Miriam, hast du die Rechnung ohne mich und mein neu entdecktes Selbstbewusstsein gemacht!
    Ich befreie mich sanft von den beiden Mädels an meiner Seite und mache einen Schritt auf unsere neue Mitschülerin zu.
„Mosley ...“
    Ich wende mich mit so abartig süßer Stimme an den stechenden Plagegeist, dass man alleine vom Zuhören schon Karies bekommen könnte. „ Mein Name ist Kim“, informiere ich sie mit übertriebener Höflichkeit, „ und ich weiß noch nicht, ob es nett ist, dich kennen zu lernen.“
    Ein wenig intelligenter Ausdruck erscheint auf ihrem Gesicht.
Ob es daran liegt, dass sie tatsächlich nicht sehr gescheit ist, oder daran, dass die Unmengen an Pampe, die sie sich ins Gesicht geschmiert hat, sie
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