Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vielleicht Verliebt

Vielleicht Verliebt

Titel: Vielleicht Verliebt
Autoren: Ruth Loebner
Vom Netzwerk:
am Fenster vorbei. »Oh bitte, komm jääääää-hääää-häääääääääätzt!«
    Auf einmal wird der Käfer wieder munter, krabbelt an Elisas Unterarm vorbei zur Fensterbankkante und hebt ab. Ihre Augen verfolgen ihn noch bis zum Apfelbaum, dann stellen sie, ohne dass Elisa es will, auf die Äste scharf, und der Käfer ist nur noch eins von tausend kleinen Pünktchen, die durch den Garten schwirren.
    Es ist Elisa noch nie passiert, dass ein Experiment keine Antwort gebracht hat.
    Vor dem Haus hupt es. Der Gesang unterm Fenster verstummt.
    »Wüüüüüüüühhh Umziiiiiieh-Autwöööööhhhhh!«, ruft Mai in die Mundharmonika.
    »Tristan ist da! Wir haben ihn angelockt!«, jubelt Juni. Dann sausen sie über den Rasen zur Haustür.
    Elisa tupft sich den Konfettischnipsel aus dem Käferparcours wieder auf den Finger und legt ihn behutsam zurück in ihr Schatzkistchen. Vielleicht erwartet sie ja ein bisschen zu viel von diesem Tag: Der netteste Stiefvater, den man sich nur denken kann, zieht heute bei ihnen ein!
    Da sollte sie die Frage, ob sie nun in seinen Sohn verliebt ist oder nicht, vielleicht besser ein anderes Mal klären.

 
    H i.« Elisa fühlt die warme Sonne auf ihren Haaren und den kühlen Steinboden unter ihren Füßen und das wilde Herzgeklopfe irgendwo genau dazwischen.
    »Hi«, sagt Joram und streicht sich eine Strähne aus der Stirn. Etwas unschlüssig steht er vor dem Möbelwagen.
    »Jetzt ziehen wir zusammen, was?« Elisa lächelt ihn an.
    Er lächelt nicht zurück. »Na ja, zumindest für die Wochenenden.«
    »Freust du dich? Ich freu mich total.« Sie hätte eigentlich Glühwürmchen und den Windhauch und das Gesumm erwartet, wenn sie Joram sieht, aber heute überkommt sie nur das ganz starke Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt.
    Joram lächelt immer noch nicht.
    »Ist was mit dir?«
    Seine Stimme wird leise. »Kann ich jetzt nicht drüber reden«, nuschelt er. »Vielleicht wenn wir Pause machen?«
    »War was mit Tristan?« Wäre ja nicht das erste Mal, dass die beiden Knatsch miteinander haben. Aber Joram schüttelt den Kopf.
    »Ihr Süßen seid im Weg. Hi, Elisa.«
    »Hi.« Tristan und sie klatschen sich ab, dann schwenkt Tristan die Ladetüren auf. Juni hängt dabei an seinem Bein.
    Elisa beguckt sich das Innere des Wagens. »Das sind aber viele Kisten! So groß war deine Wohnung doch gar nicht.«
    Tristan zieht den Juni-Saugnapf sanft von seinem Bein ab, schwingt sich auf die Ladefläche und zeigt auf einen beachtlichen Stapel Kartons, die alle mit einem roten X markiert sind. Wie ein Actionheld, dem riesenschwere Kartons mal so rein gar nichts ausmachen, schnappt er sich einen davon und flüstert verschwörerisch: »Kinderkartons.« Dann reicht er ihn von oben an Juni runter, die ihn mit großen Augen in Empfang nimmt.
    »Ich kann den tragen!«, ruft sie, und man hört ihrer Stimme an, dass sie es selbst kaum glauben kann. »Guck mal, Tristan, ich bin stark!«
    »Aber hallo!« Tristan macht ein anerkennendes Gesicht.
    »Ich bin auch stark!«, knurrt Mai, krempelt zum Beweis ihren T-Shirt-Ärmel über die Schulter hoch und lässt ihre Muckis spielen.
    Dann stapft sie mit düsterem Blick zum Umzugswagen.
    »Hai-Mai«, begrüßt Tristan sie grinsend.
    Mai grunzt bloß. »Ich will auch einen. Gib.«
    Nur der Fachmann kann erkennen, wie sich ein aufgeregtes Lächelfältchen in ihre Augenwinkel stiehlt, als sie den nächsten X-Karton in die Arme schließt. Es sieht sehr wichtig aus, wie die beiden ihre Beute ins Haus schleppen, die ungefähr genauso groß ist wie sie selbst.
    »Wo sind die Erwachsenen?«, fragt Tristan.
    »Noch drinnen, die schmieren ’ne Milliarde Butterbrote.« Elisa dreht sich in Richtung Haus, formt mit den Händen einen Trichter um ihren Mund und brüllt: »Eva! Oma Eins! Opa Eins! Tristan ist da!«
    »Äh, danke!« Tristan verzieht das Gesicht in gespieltem Schmerz und steckt sich den Zeigefinger ins Ohr. »Jetzt wissen auch die Nachbarn Bescheid. Vielleicht kommen die mithelfen.«
    Elisa grinst. »Oder sie flüchten.«
    Jorams Gesicht verdüstert sich. »Und was ist mit den Kartons, die kein X drauf haben?«
    Tristan grinst. »Das sind die schweren.«
    »Aber die haben gar keine Nummern.«
    »Nö.« Tristan hievt einen Karton von einem mannshohen Stapel runter. Jetzt sieht er nicht mehr aus wie ein Actionheld.
    »Und auch keine Zimmer?«
    »Richtig.«
    Joram seufzt. »Dann gibt es wohl auch keine Liste, wo draufsteht, was in welchem Karton drin ist?«
    Tristan setzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher