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Vielen Dank für ihre e-mail

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Titel: Vielen Dank für ihre e-mail
Autoren: Christoph Moss
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So widerspricht etwa eine Studie der amerikanischen Forscher Roger Bohn und James Short dem Vorurteil, dass moderne Medien lesefaul machen und das geschriebene Wort verdrängen könnten. Genau das Gegenteil ist der Fall.
    Mehr als ein Drittel der 100.000 Wörter, die Amerikaner jeden Tag wahrnehmen, konsumieren sie lesend. Der amerikanische Durchschnittsbürger hat 2008 dreimal so viel gelesen wie noch drei Jahrzehnte zuvor. Eine klare Werbung also für das geschriebene Wort im E-Mail-Zeitalter.
    Tests an der Freien Universität Berlin haben gezeigt, dass Absolventen bei Anwendung bestimmter Lesetechniken anderthalb bis zweimal schneller lesen konnten als Personen, die im herkömmlichen Sinne Texte aufnahmen. Abstriche beim Verständnis mussten die Schnell-Leser dabei nicht machen. Mit anderen Worten: Wer richtig trainiert, liest schneller, hat mehr vom Tag und schafft mehr.
    Es gibt eine ganze Reihe von Anbietern, die ihren Kunden die ideale Lesetechnik für das digitale Zeitalter verheißen. So sagt etwa ein großer Anbieter aus Australien, eine 25 Prozent höhere Leseeffizienz spare 14 Arbeitstage im Jahr – und dies bei stetig steigender Informationsflut.
    Berufstätige verbringen demnach im Durchschnitt anderthalb bis zwei Stunden am Tag mit der Aufnahme schriftlicher Informationen. Unternehmen geben auf diese Weise ein Viertel der Gehaltssumme für das Lesen aus. Welch ein Luxus! Kein Wunder also, dass der ein oder andere Controller hellhörig wird, wenn er solche Zahlen hört. Oder noch besser, wenn er sie liest.
    Wie aber lässt sich das flinke Lesen nun trainieren? Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hat die Empfehlungen der einschlägigen Anbieter einmal zügig durchgeforstet und daraus eine übersichtliche, schnell lesbare Liste zusammengetragen:
    1.  Machen Sie sich schon vor dem eigentlichen Lesen klar, ob der Text der Information oder der Unterhaltung dienen soll. Wer so handelt, liest effizienter.
    2.  Blättern Sie zu Beginn schon einmal flüchtig bis zum Ende des Texts. Dann können Sie sich besser orientieren.
    3.  Lesen Sie in Sinngruppen. Das Gehirn kann Inhalte nicht nur Wort für Wort erfassen, sondern auch in ganzen Wortgruppen. Dadurch erhöht sich die Lesegeschwindigkeit bei gleichzeitig höherer Konzentration.
    4.  Sprechen Sie beim Lesen nicht mit. Schalten Sie die innere Stimme ab. Sie bindet Kräfte.
    5.  Mut zur Lücke. Oft reichen einige Schlüsselstellen aus, um einen ganzen Text zu verstehen.
    6.  Wiederholen Sie, aber wiederholen Sie richtig. Oft reicht es, wenn Sie ein zweites Mal auf den Anfang eines wichtigen Absatzes oder einer markierten Textstelle blicken. Das Gehirn kann dann die Inhalte besser speichern.
    7.  Halten Sie Abstand und entlasten sie die Augen. Das Papier sollte zwischen 35 und 40 Zentimeter entfernt sein, ein Bildschirm 70 Zentimeter.
    8.  Setzen Sie den Textmarker erst im zweiten Durchgang ein. Sonst unterbrechen Sie zu früh den Lesefluss.
    9.  Machen Sie auch einmal Pause. Nach einer Viertelstunde konzentrierten Lesens ist eine Unterbrechung sinnvoll.
    10.  Alles hat seine Grenzen. Effizienztechniken sind für die private Lektüre kaum geeignet. Romane oder Gedichte haben eine eigene Symbolik und Satzmelodie. Diese gehen beim schnellen Lesen verloren.
    Natürlich sind solche Techniken nie frei von Kritik. So lautet ein wichtiger Einwand, wer schnell lese, verstehe auch weniger. Diese Diskussion können wir aus Gründen der Leseeffizienz allerdings an dieser Stelle nicht zu Ende führen. Stellen Sie sich vor, Ihr Controller steht gerade jetzt mit der Stoppuhr hinter Ihnen und ertappt Sie beim Nachdenken über die geschriebenen Sätze. Ein nicht hinnehmbarer Gedanke.
    Ein anderer Ansatz könnte daher sein, schon in der Entstehung eines Textes wertvolle Zeit zu gewinnen. Es wäre sozusagen modernes Total Quality Management in der digitalen Kommunikation. Es sieht ja oft furchterregend aus, wie verbissen manch ein E-Mail-Autor auf seiner Computertastatur nach den richtigen Buchstaben sucht. Wie sich der Zeigefinger der rechten Hand in konzentrischen Kreisen sekundengenau dem Zielobjekt auf der Tastatur nähert. Klack, klack, klack.
    Geübte Zehnfinger-Schreiber schaffen es dagegen, mehrere hundert Anschläge in der Minute auf das Papier oder besser gesagt auf den Bildschirm zu bekommen. Ein Weltmeister bringt es sogar auf 1.000 Anschläge in der Minute.
    Und wenn dann Schnellschreiber und Schnellleser gemeinsam in einem Team arbeiten,
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