Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verzweifeltes Begehren (German Edition)

Verzweifeltes Begehren (German Edition)

Titel: Verzweifeltes Begehren (German Edition)
Autoren: Inka Loreen Minden
Vom Netzwerk:
humpelte, doch es war nicht zu übersehen, dass der Adlige noch Schmerzen hatte. Ich habe ihn im Stich gelassen.
    Abermals durchdrangen ihn die schrecklichen Erlebnisse der letzten Wochen: Marys grausames Dahinsiechen hatte ihn hart an die Grenzen gebracht. Wie sehr ich mir gewünscht habe, mich bei dir auszuweinen, alter Freund. Aber Adam wusste, dass ihre Liebe keine Zukunft hatte. Sie war etwas Verbotenes und konnte sie beide zerstören. Deshalb machte er auf dem Absatz kehrt und eilte davon.
    „Adam!“, hörte er die vertraute Stimme rufen. „So warte doch!“
    Blind ob seiner mit Tränen gefüllten Augen eilte Adam auf seinen Phaeton zu. Die kleine offene Herrenkutsche stand am Rand des Friedhofs, und Adam hatte sie bald erreicht, doch er stieg nicht auf. Er konnte es nicht.
    „Adam!“ John war ihm nachgekommen und stand nun schnell atmend hinter ihm, und Adam konnte beinahe seine Körperwärme im Rücken fühlen.
    John starrte auf Adams Nacken, in dem sich die schwarzen Haare leicht wellten. Er wollte Adam so viel sagen, doch kein Wort kam über seine Lippen. Zögerlich streckte er die Hand nach den bebenden Schultern aus, doch bevor er sie berührte, drehte sich Adam um. Der gequälte Ausdruck und der Glanz in den leuchtenden Augen ließen John keine Wahl. Er wollte seinen alten Freund an sich reißen, dennoch durfte er es nicht, nicht hier in der Öffentlichkeit. Außerdem stand zu viel zwischen ihnen. Stattdessen sagte er leise: „Mein Beileid, Adam.“ Er atmete tief durch. „Es tut mir aufrichtig leid.“ Damit meinte John nicht nur Adams Verlust; seine Worte standen für so viel mehr, vor allem aber sollte es eine Entschuldigung sein. Noch immer brannte die unbedachte Äußerung in seiner Brust, die er Adam bei ihrer letzten Begegnung entgegengeschleudert hatte.
    Adam fuhr sich durch das schwarze Haar und räusperte sich. „Es tut gut, dich zu sehen, John.“
    Grenzenlose Erleichterung legte sich wie Balsam über Johns strapazierte Nerven. Dem Himmel sei Dank, er schickt mich nicht weg! Vorsichtig fragte er: „Möchtest du etwas trinken gehen?“ Vielleicht konnten sie bei einem Glas Scotch ihre zarten Bande stärken. Und vielleicht wird es wieder ein bisschen so wie frühe r, hoffte John.
    „Ich hätte Lust auf indischen Tee“, sagte Adam, wobei er John kurz in die Augen blickte.
    Johns Herz machte einen Riesensatz. Adam zieht mein Zuhause einem Herrenklub vor! „Wollen wir mit meiner Kutsche fahren?“ Mit seinem Stock deutete John auf die geschlossene Reisekutsche, die nur ein paar Meter entfernt stand. Es wäre einfacher gewesen, wenn sie Adams Zweiachser genommen hätten und Johns Kutscher alleine nach Hause gefahren wäre, doch beide Männer wussten in diesem Augenblick, dass sie ungestört sein wollten.
    John bedeutete Adam, sich schon hineinzusetzen, während er einem Burschen, der den Kutscher begleitet hatte, den Befehl gab, mit Adams Herrenwagen hinter ihnen herzufahren. Dann schloss er die Tür und setzte sich Adam gegenüber.
    Das Gefährt kam ruckartig in Bewegung, wobei sich die Knie der Männer berührten. Eine Weile lauschten sie dem Rumpeln des Kopfsteinpflasters, bis John vorsichtig fragte: „Wie geht es dir?“ Doch Adam gab ihm keine Antwort, er blickte ihn nicht einmal an. John sah, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten und er krampfhaft durch das Fenster starrte. Adam rang sichtlich um Fassung.
    „Ach, verdammt!“ John hielt die Anspannung zwischen ihnen nicht länger aus. Er setzte sich neben Adam und zog ihn in seine Arme.
    Zuerst wollte sich Adam sträuben, doch dann ließ er sich gegen Johns Brust sinken und atmete den vertrauten, maskulinen Geruch ein. Er spürte Johns Nase in seinem Haar und genoss die wohltuende Umarmung, während der blondhaarige Mann kommentarlos den Vorhang zuzog. Adam fuhr mit den Händen unter Johns Mantel, wo es schön warm war und viel intensiver nach John roch. Wie habe ich es nur die ganze Zeit ohne ihn ausgehalten? Adam fühlte sich geborgen und spürte ganz deutlich, dass immer noch dieser mächtige Strom der Leidenschaft zwischen ihnen floss, den man mit Worten nicht beschreiben konnte.
    John hielt den Körper seines Freundes fest an sich gedrückt, zog sich einen Handschuh aus und streichelte Adams weiches Haar. Ohne zu sprechen genossen sie die Nähe des anderen, bis die Kutsche langsamer wurde und schließlich anhielt. Schnell rutschten die Männer auseinander, und John richtete seinen Mantel, bevor sie ausstiegen. Beide
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher