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Verzeihung, sind Sie mein Koerper

Verzeihung, sind Sie mein Koerper

Titel: Verzeihung, sind Sie mein Koerper
Autoren: Christl Lieben
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auf das Ding ein und beachten nicht mich? Ich bin doch Ihre Chefin ... Hilfe, mir wird schwarz vor den Augen!
    Wieso liege ich in einem Bett? Wo bin ich? Hier ist alles so weiß … Unter der Decke schauen meine Beine heraus. Der Arzt hat gesagt, ich soll meine Beine bewegen, diese kurzen Beine, meine Beine … Aber sie bewegen sich tatsächlich, wenn ich will, meine kurzen Beine. Oh Gott, ich bin das Ding, meine Beine, meine Beine … die Krankenschwester hat mich angeschaut … mich, ich und das Ding … gehören wir zusammen? Verzeihung, sind Sie also tatsächlich mein Körper? Muss das sein? Aber diese Beine helfen mir aus dem Bett. Ihr seid meine Beine und steigt jetzt mit mir aus dem Bett ... Laufen die Tränen gerade über Ihre Wangen, oder sind es meine Wangen,
oder gehören sie dem Ding? Die Hand der Krankenschwester hat mir die Tränen weggewischt, sie hat mich angeschaut, nicht das Ding ... Verzeihung, das Ding bin ich, ich, Franziska Müller, habe einen Körper und kein Ding. Der Doktor hat mir gesagt, dass Sie zu mir gehören und dass nur kranke Leute ihren Körper nicht finden und nicht einmal suchen. Hier, in dem weißen Zimmer ist es so schön still, hier muss ich nichts tun. Eigentlich ist krank sein ganz schön, finden Sie nicht? Sie sind empört. Habe ich etwas Falsches gesagt? Ich verstehe Sie nicht. Das wird sich ändern, ich sollte mich Ihnen zuwenden, hat man mir gesagt. Wie macht man das, sich seinem Körper zuwenden? Also gut, ich versuche es – mit aller Höflichkeit, wie es sich gehört:
    Sehr geehrtes Ding, darf ich Ihnen nun ganz feierlich das Du antragen. Wo wir doch offensichtlich ab nun zusammenbleiben!
    Ja, Sie sind jetzt gerührt, Verzeihung, du bist gerührt, deine Tränen, meine Tränen auf deinen Wangen, meinen Wangen ... die Menschen schauen jetzt mich und dich gleichzeitig an, Verzeihung ›uns‹, wir sind ja jetzt zu zweit. Was, wir sind eins? Geht das nicht etwas zu weit? Etwas, nein … deine Beine, – ach was! Wir werden um die Mitte abnehmen … wir beide, du und ich, ich und du. Den Hals nehmen wir, wie er ist, sagst du.
    Schau, die Sonne scheint auf uns, bald können wir nach Hause gehen und – Nervenzusammenbrüche wird es keine mehr geben. Ich werde mich mit einem Federstrich entlassen. Mein Körper, wir beide ... wir versuchen unser neues Leben ... versuchen wir es?
    Schau, die Sonne scheint.« (CL)

I
ERFAHRUNGEN MIT KÖRPER – UND SYMPTOMAUFSTELLUNGE

Wozu Körper – und Symptomaufstellungen?
    Fast alle Menschen in beratenden und therapeutischen Berufen kennen Familienaufstellungen. Zu dieser Materie gibt es Literatur in Hülle und Fülle, die hier nicht referiert werden muss.
    Wenn wir von Körper – und Symptomaufstellungen sprechen, meinen wir explizit eine eigene Form, man könnte sagen, ein eigenes Format von Aufstellung.
    Wenden wir uns diesem Format zu, so können wir feststellen, dass nur ganz wenige Therapeuten und Therapeutinnen sich damit ausdrücklich beschäftigen.
    Dennoch machen viele, die mit Familienaufstellungen arbeiten, indem sie beispielsweise eine Krankheit oder ein erkranktes Organ »dazu«-stellen, gute Erfahrungen damit. (Vgl. Baxa u.a. 2002)
    Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd (am SYST-Institut in München) haben mit ihren Strukturaufstellungen (Varga von Kibéd 2003) eine großartige Systematik begründet und Aufstellungsarbeit damit für die Forschung leichter überprüfbar gemacht. Peter Schlötter hat in seiner Studie Vertraute Sprache und ihre Entdeckung (Schlötter 2005) ein erstes Ergebnis gezeigt.
    Innerhalb der Gruppe der Strukturaufstellungen findet sich eine Sparte »Körper – und Symptomaufstellungen«.
    Insa Sparrer hat dafür eine eigene Kategorie gebildet, die sie »Aufstellungen zu psychosomatischen Themen« nennt. In diese Kategorie fallen:
■ Die Körperaufstellung: Dabei werden einzelne Körperteile (zum Beispiel Arme, Beine, Nase, Hals ...), Organe (zum Beispiel Herz, Leber, Lunge ...) oder Körpersysteme (zum Beispiel das Immunsystem, der Blutkreislauf), die die Klienten und Klientinnen für ihr Anliegen relevant halten, aufgestellt.
■ Die Körper-Strukturaufstellung: Hier kommen noch zusätzlich ausgeblendete Familienmitglieder, die für das Anliegen relevant sein können, hinzu.
■ Aufstellung der fünf
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