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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen
Autoren: Teresa Medeiros
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Faible für guten Whisky hatten sie
nichts auszusetzen. »... und ...«, Gwendolyn stockte, »... und eintausend Pfund
in Gold.«
    Den
Dorfbewohnern verschlug es vor Entsetzen den Atem. Seit Jahren ging das Gerücht
um, dass eintausend goldene Pfund die Belohnung waren, die irgendjemand im Dorf
von den Engländern dafür kassiert hatte, dass er den Clansherrn der
MacCulloughs verraten hatte.
    Ailbert
sank auf einem Baumstumpf zusammen und rieb sich die ausgemergelten Wangen. »Wo
sollen wir das verdammte Geld herbekommen? Weiß er denn nicht, dass uns diese
englischen Blutegel mit ihren Steuern und Gebühren die letzten Groschen aus der
Tasche saugen?«
    »Oh, er
weiß das genau«, sagte Gwendolyn sanft. »Er spielt mit uns wie die Katze mit
einer dicken, saftigen Maus.«
    »Bevor sie
die Maus dann verschluckt«, setzte Ross verdrossen hinzu.
    »Und wenn
wir ihm das Gold nicht geben?« Ailbert schaute flehentlich zu Gwendolyn hoch,
als könne sie den Drachen mit ihrer Milde besänftigen.
    Gwendolyn
überflog den Rest der Botschaft, erwog einen Moment lang zu lügen, fürchtete
aber, man werde es ihr ansehen. »Er schreibt, dass damit unser Untergang
besiegelt wäre.«
    Kitty, die
keine Gelegenheit ausließ, melodramatisch zu sein, brach in Tränen aus, worauf
ihre Schwestern ihre jeweiligen Liebhaber prompt stehen ließen, um ihr um den
Hals zu fallen.
    Ailbert
erhob sich und durchmaß das Rund. »Da wir das Gold vermutlich nicht
zusammenbringen, müssen wir diesem Teufel etwas anderes anbieten. Etwas, womit
er eine Weile beschäftigt ist.«
    »Aber
was?«, fragte Ross. »Wir werden kaum zehn Pfund zusammenkratzen können.«
    Der alte
Tavis hob urplötzlich zu einem Singsang an.
    Euer Verderben kommt auf Drachenschwingen.
    Sein Feueratem wird ins Grab euch bringen.
    Und die Rachsucht weiter lebt,
    bis ihr unbeflecktes Blut ihm gebt.
    Schon die kleinen Kinder hatten das
Liedchen von ihren Eltern gelernt, den Fluch ihres eigenen Clansherrn, mit dem
er sie kurz vor seinem Tod belegt hatte. Gwendolyn hätte keinen Grund gehabt
zu zittern, aber sie tat es.
    »Wie war
das noch, alter Mann?«, wollte Ross wissen und griff sich den alten Tavis.
»Jeder weiß doch, dass der Drache niemand anderes ist, als der alte MacCullough
selber, der aus dem Grab gestiegen ist, um die zu bestrafen, die ihn verraten
haben. Wenn wir ihn endgültig loswerden wollen, müssen wir den Fluch
durchbrechen.«
    Ross ließ
Tavis wieder frei. Sein Vater sah mit kalten, berechnenden Augen in die Runde.
»Unbeflecktes Blut«, murmelte er vor sich hin. »Eine Art Opfer vielleicht.« Er
ließ seinen Blick über die blassen Gesichter der Umstehenden schweifen, und
seine Nichte Marsali drückte mit angstgeweiteten Augen ihr Neugeborenes fester
an die Brust.
    »Um Himmels
willen!«, schrie Gwendolyn und wünschte, sie hätte Izzys Talent zur kreativen
Gotteslästerung. »Hat uns dieses Biest so weit gebracht, dass wir über ein Menschenopfer
nachdenken?«
    Ross, der
mit einer Vierzehnjährigen verlobt und gerade Vater einer
Tochter geworden war, schnippte mit den Fingern und fing an zu strahlen.
»Unbeflecktes Blut. Eine Jungfrau!«
    Die meisten
Mädchen in Ballybliss heirateten, sobald sie zwölf Jahre alt waren. Ross
schaute konzentriert in die Menge. Glynnis und Nessa beachtete er erst gar
nicht, aber dann hatte er Kitty im Visier.
    »Oh, nein.
Daran solltest du nicht einmal denken.« Gwendolyn zog ihre Schwester hinter
sich. »Du wirst meine kleine Schwester nicht an einen elenden Schwindler
verfüttern.«
    Kitty
befreite sich langsam aus Gwendolyns Griff. »Ist schon gut, Gwennie. Sie können
mich dem Drachen eh nicht zum Fraß vorwerfen, weil ich keine ... ich meine ... Niall
und ich«, sie duckte sich ein wenig, »also, Niall hat gesagt, es wäre nichts
dabei.«
    Gwendolyn
resignierte. Der sommersprossige Bursche, der mit Kitty zugange gewesen war,
lief purpurrot an und duckte sich in den Schatten. »Oh, Kätzchen«, Gwendolyn strich
ihrer Schwester die zerzausten Locken glatt, »hab ich dir denn nicht
beigebracht, dass du etwas Besseres verdienst?«
    »Bitte, sei
nicht böse«, bettelte Kitty und drückte sich Gwendolyns Hand an die Wange. »Ich
wollte doch nur nicht so enden, wie ...«
    Du.
    Kitty war
verstummt, aber Gwendolyn hörte das Wort, als hätte Kitty es ausgesprochen. Ihr
kamen fast die Tränen, und sie entzog ihrer Schwester sanft, aber bestimmt die
Hand.
    Sie
zerknüllte die Botschaft des Drachen in ihrer Faust und wünschte, sie hätte
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