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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht
Autoren: Mandy Hubbard
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flauschigen blauen Bademantel mit Wolkenmuster über. Ich habe ihn zu Weihnachten geschenkt bekommen, obwohl ich lieber den schwarzen mit den lindgrünen Totenköpfen gehabt hätte.
    Dann renne ich barfuß die Treppe hinunter und bin in wenigen Sekunden an der Haustür. So leise wie möglich öffne ich sie, laufe die Verandastufen hinab und eile über den Rasen um das Haus herum. Das Gras fühlt sich kühl und feucht an. Durch das Seitentor schleiche ich mich in den Garten. Mein Bruder lauert wahrscheinlich hinter dem Rhododendronbusch und stiert zur Hintertür.
    Gerade als ich mich umdrehe und das Tor schließen will, spüre ich etwas: Heißer Atem streift meinen Nacken und stachelige Haare kitzeln mein Ohr. Igitt, seit wann hat mein Bruder so lange Bartstoppeln?
    Ich wirble herum – und blicke ins Leere. Doch da spüre ich es schon wieder: Diesmal streift der heiße Atem meinen nackten Bauch zwischen Oberteil und Bund der blauen Schlafanzughose unter dem offenen Bademantel.
    Als ich schließlich nach unten sehe, schreie ich auf und mache einen Satz zurück. Ich krache gegen das Tor und stoße mir den Musikantenknochen. Ein höllischer Schmerz durchzuckt meinen Arm.
    Ein Pony – ein rosa Pony – springt mit weit aufgerissenen schwarzen Augen in die Höhe, als hätte ich es erschreckt. Mit bebenden Nüstern landet es auf allen vier Hufen. Es ist nicht besonders groß, sein Rücken reicht mir kaum bis zur Taille. Vielleicht ist es ein Miniaturpferd und kein Pony? Oder ist das dasselbe? Egal, es dürfte zumindest kein rosa Fell haben und es dürfte schon gar nicht in unserem Garten sein.
    Eine Weile sind wir wie erstarrt, dann macht das Pony kehrt und trottet davon. Es zieht einen blau-weiß gestreiften Schwanz hinter sich her, stößt ein langes, schrilles Wiehern aus, dreht sich noch einmal zu mir um und verschwindet um die Ecke. Völlig verdutzt schaue ich ihm hinterher.
    Irgendjemand hat dieses Tier ziemlich verunstaltet. Das Fell muss ursprünglich weiß gewesen sein, sonst wäre es sicher nicht so einfach gewesen, es rosa zu färben. Der Schwanz ist bis auf die verrückten blauen Streifen ja auch weiß. Außerdem prangt die Abbildung einer Eistüte mit drei Kugeln auf seinem Hinterteil.
    Ich reibe mir die Augen. War das eben ein Traum? Oder ist das kleine Tier irgendwo ausgebüxt?
    Ich folge dem Pony und ärgere mich, dass ich deswegen aus dem Haus gelaufen bin. Wer ist so verrückt und färbt ein Pony rosa? Ist das nicht Tierquälerei?
    Als ich um die Ecke biege, liegt nur der grüne Rasen vor mir. Ich gehe zum Schuppen und spähe hinein, doch da ist das Pony auch nicht. Das Gartentor auf der anderen Seite steht offen, also laufe ich nach vorn und bleibe auf dem Fußweg stehen, aber das Pony ist nirgends zu sehen.
    Ich schließe die Augen und erwarte fast, wieder den warmen Atem und die Barthaare zu spüren, aber nichts geschieht. Das Pony ist wie vom Erdboden verschluckt.
    Jetzt ist es amtlich: Ich bin verrückt.
    Ich gehe zurück ins Haus und treffe Mum im Eingang. Sie zieht gerade ihre Pumps an.
    Â»Warum warst du denn draußen?«
    Ich bleibe stehen. Ȁh, ich wollte nur die Zeitung reinholen. Geht um eine Hausaufgabe.«
    Â»Die Zeitung liegt auf dem Küchentresen«, erwidert sie und schaut mich verwundert an. Die Zeitung liegt immer auf dem Küchentresen.
    Â»Oh.«
    Sie wendet sich zum Gehen.
    Â»Mum?«
    Â»Hm-hm …«
    Â»Hast du zufällig ein Pony für meine Party gemietet?«
    Â»Natürlich nicht, mein Schatz. Dafür bist du doch schon viel zu alt.« Sie lacht und geht zur Garage, wo ihr auf Hochglanz polierter Lexus wartet. Während ich ihr nachsehe, frage ich mich, ob ich wirklich verrückt bin oder ob die vorbildliche Eventplanerin nicht mehr weiß, welche Attraktionen sie zum sechzehnten Geburtstag ihrer Tochter bestellt hat.
    Ich schüttle den Kopf und trotte zurück in mein Zimmer. Wahrscheinlich funktioniert mein Hirn erst wieder richtig nach einer heißen, zwanzigminütigen Dusche.
    Leider habe ich nur noch neunzehn Minuten, sonst komme ich zu spät zum Unterricht.

K aum habe ich das Schulgebäude betreten, werde ich auch schon von Nicole überfallen.
    Â»Es tut mir so leid!«
    Ich sage kein Wort. Ich gehe einfach weiter und beiße die Zähne zusammen.
    Sie rennt mir hinterher, überholt mich und
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