Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten
Autoren: Kendra Leigh Castle
Vom Netzwerk:
trockenen Tüchern.«
    Damien nickte. »Offensichtlich. Ansonsten wären sie nicht zu uns gekommen. Ich halte Augen und Ohren offen.« Er grinste. »Ich kann nur hoffen, dass es mit diesem Sammael nicht zum Kampf Mann gegen Mann kommt. Ich würde ihm nur ungern Gelegenheit geben, mich zu zerquetschen – du kennst ja die Geschichten darüber, wozu sie fähig sind.«
    »Wenn ich an den Kerl denke, der wegen des Auftrags hier hereinspaziert ist, glaube ich diese Geschichten sofort«, sagte Drake. »Einen Grigori aus der Ferne zu sehen ist gut und schön. Aber aus der Nähe sind das gewaltige Brocken. Und die lächeln auch nie. Der Typ hatte Augen wie ein Serienmörder, nur dass sie violett waren.«
    »Ach was. Wenn einer von ihnen so verzweifelt wäre, dass er sich hier bewerben würde, würdest du ihn doch vom Fleck weg einstellen«, spottete Damien, und Drake musste kichern.
    »Da hast du wohl recht. Der bräuchte sich nicht einmal irgendwelche Finten einfallen lassen, um seine Aufträge zu erledigen. Wer würde schon Nein zu einem Vampir sagen, der aussieht, als würde er einem nur so zum Spaß Arme und Beine ausreißen?«
    »Wo wir gerade beim Kopfgeld sind«, lenkte Damien das Gespräch auf sein Lieblingsthema. »Wie hoch ist es? Und was noch wichtiger ist: Wie hoch ist mein Anteil?«
    Drakes Miene hellte sich auf. Dies war, wie Damien sehr wohl wusste, auch Drakes Lieblingsthema. Das war auch einer der Gründe, warum die beiden einigermaßen miteinander auskamen, obwohl ihre Persönlichkeiten in einigen Punkten völlig unterschiedlich waren.
    »Das wirst du gern hören. Im Erfolgsfall bekommst du den hier. Und bevor du mir jetzt abhebst: Ich kriege auch einen, nur etwas größer. Er hat beide hiergelassen … als Ansporn.« Drake beugte sich hinunter, um etwas aus der Schublade zu holen, dann legte er einen Diamanten so groß wie die Faust eines Grigori mitten auf den Schreibtisch.
    Damien riss die Augen auf. »Zur Hölle noch mal! Denen muss die Sache ja wirklich was wert sein.«
    »Schau ihn dir an«, sagte Drake. »Aber wenn du ihn fallen lässt, schlage ich dir den Schädel ein.«
    Behutsam nahm Damien den polierten und geschliffenen Diamanten hoch und spürte sofort, wie schwer er war. In jeder Facette funkelte das Licht. Der Edelstein war klar wie Wasser. Es dauerte einen Moment, bis er merkte, dass das Licht aus dem Inneren des Diamanten kam und Wellenlinien an Wände und Decke warf, als wäre der Stein tatsächlich aus Wasser.
    »Was ist das?«
    »Dieser Titus hat mir erzählt, es sei ein Teil von etwas, das man den Stern von Atlantis nennt.«
    Damien runzelte die Stirn. Er hatte schon viele seltsame Dinge gehört und gesehen, aber Juwelen aus untergegangenen Städten waren nicht gerade sein Spezialgebiet. »So so. Und das glaubst du ihm?«
    »Diamant ist Diamant.« Drake zuckte mit den Schultern. »Die können heißen, wie sie wollen. Aber wie du siehst, ist das kein gewöhnlicher Diamant. Du weißt, was so etwas normalerweise wert ist – erst recht, wenn er so was Besonderes in sich trägt.«
    Damien schaute in den Stein und beobachtete, wie das Licht darin tanzte. Eine merkwürdige innere Ruhe legte sich über ihn wie eine Decke, ein wohltuendes Gefühl zu schweben, zu treiben. Einen Moment lang schienen all seine beruflichen Erfolge bedeutungslos und wurden ersetzt von der simplen Wahrheit, wie unglaublich schön Licht im Wasser war.
    Den musste er haben.
    »Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte? Ich würde gern loslegen.«
    Genüsslich lächelnd streckte Drake die Hand aus, und widerwillig trennte Damien sich von dem Edelstein. Sehnsüchtig musste er mit ansehen, wie der Diamant wieder in der Schublade verschwand. Innere Ruhe, Zufriedenheit – zwei Dinge, nach denen er sich im Grunde seines Herzens viele Jahre lang gesehnt hatte, ehe er die Hoffnung aufgab, beides jemals zu finden. Und plötzlich kam es ihm vor, als könne er beides durch etwas so Einfaches und doch so Außergewöhnliches wie das Stück eines antiken Steins erlangen. Man konnte nie wissen.
    Damien wurde unbehaglich. Er versuchte, diese neue Sehnsucht zu verdrängen. Ihm gefiel es nicht, wenn er etwas zu sehr wollte. Jedes Mal, wenn er sich wirklich etwas gewünscht hatte, war die Sache in Windeseile den Bach runtergegangen. So war er überhaupt erst zum Vampir geworden.
    »Eine Liste von Orten, an denen du die Suche beginnen kannst, findest du auf dem Blatt«, sagte Drake, »dazu noch einige mögliche Kontakte. Titus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher