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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir
Autoren: Julia Arden
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beide, dass Maike nicht zum Kaffeekränzchen gekommen war.
    Anna führte ihren Besuch in die Küche, bot ihr einen Stuhl und – wie passend – Kaffee an. »Also. Was wollen Sie?« kam sie dann auch gleich zum Thema. »Ich gehe mal davon aus, dass dies hier kein Höflichkeitsbesuch ist.«
    Maike lachte. »Ertappt«, gestand sie. »Natürlich bin ich von Berufs wegen hier. Obwohl die Umgebung hier sicher auch einen Ausflug wert ist. Natur pur, Stille und mittendrin Ihre eigene kleine, gemütliche Idylle. Wenn ich es recht bedenke, beneide ich Sie ein wenig darum.«
    Anna merkte sofort, Maike spielte auf Zeit. Sie fragte sich, wieso.
    »Wie Ihren scharfen Augen sicher nicht entgangen ist, ist die kleine, gemütliche Idylle sehr heruntergekommen, will sagen, ich habe alle Hände voll zu tun, dass sie mir nicht über dem Kopf zusammenfällt. Also kommen Sie zur Sache, damit wir fertig werden und ich weiter arbeiten kann. Es bringt weder Ihnen noch mir was, wenn Sie weiter so um den heißen Brei herumtanzen.«
    Zum ersten Mal bemerkte Anna so etwas wie eine Gefühlsregung in Maike Roloffs Augen. Sie konnte nur nicht ausmachen, ob es Erstaunen oder Unmut war. Das Aufglimmen war zu kurz. Jedenfalls kam Maike nun endlich auf den Punkt: »Ich habe die Bestätigung, dass diese Kneipe, die Sie mir nannten, ein Treff der radikalen Tierschützerszene ist.«
    »Schön für Sie. Und weiter?« fragte Anna ohne wirkliches Interesse.
    »Und ich habe eine Idee, wie ich es anstelle, dass ich Kontakt zu den Leuten bekomme«, fuhr Maike fort.
    »Gratuliere«, sagte Anna zurückhaltend. Ihr war nicht ganz klar, warum Maike dann hier saß, statt an der Verwirklichung ihrer Idee zu arbeiten. Dann ging ihr schlagartig auf, dass Maike genau das tat. Die Bestätigung ihrer Vermutung folgte stracks.
    »Allerdings brauche ich Sie dazu«, eröffnete Maike ihr.
    Anna winkte kategorisch ab. »Ich ahne nicht, wovon Sie reden. Und wenn ich es täte, würde ich Ihnen klar eines sagen: Vergessen Sie es! Also sparen wir uns doch alles Weitere.«
    Maike überging Annas Einwand einfach. Das kannte die ja bereits. »Sie sagten doch, dass Sie mich nicht in die Szene einführen können, weil man Sie als Verräterin betrachtet«, kam Maike auf ihr Gespräch vom Morgen zurück. »Ich habe eine Idee, wie wir uns diesen Umstand zunutze machen und unser Ziel, Kontakt zur Szene zu bekommen, erreichen können.«
    Warum redete sie plötzlich in dieser »Wir«-Form? fragte Anna sich. Ihr schwante Böses.
    »Ich habe mir Folgendes überlegt«, sagte Maike eifrig und sah Anna mit glänzenden Augen an. »Ich gehe in das Lokal, sitze dort eine Zeit lang rum, schaue mich um. Dann kommen Sie, schauen sich suchend um, finden mich, setzen sich zu mir. Es beginnt ein Gespräch, zuerst leise, dann werden wir lauter. Und für alle im Lokal muss eines klarwerden: Sie sind gekommen, um mich dort wegzuholen.«
    »Nicht, dass mich der Plan wirklich interessiert. Es liegt mir fern, darin eine Rolle zu spielen. Ich frage nur aus reiner Neugier: Warum?«
    »Weil ich Ihr Schützling bin. Ich arbeite hier auf dem Hof mit, stelle mein Leben in den Dienst der Tiere. Deshalb suche ich Anschluss zum aktiven Tierschutz.«
    »Verstehe. Ich will verhindern, dass Sie diesen Anschluss ausgerechnet in der radikalen Szene suchen. Ich möchte verhindern, dass Sie dieselben Fehler machen wie ich.« Eines gestand Anna Maike neidlos zu: Die Frau hatte wirklich Ideen.
    »Genau! Aber es gelingt Ihnen nicht, mich zu überzeugen. Also verlassen Sie wutentbrannt das Lokal.«
    Anna tat, als dachte sie über die Sache nach. »Das könnte funktionieren.«
    »Ich bin sicher, dass es funktioniert.« Maikes Augen leuchteten.
    »Ja. Aber ohne mich.« Den Zahn zog Anna Maike lieber gleich mal. »Ich möchte nicht verantwortlich sein, wenn Ihnen bei dem Unterfangen etwas passiert. Deshalb kann ich Ihnen leider nicht helfen.«
    Maikes Begeisterung verschwand mit einem Schlag. »Das können Sie nicht machen. Bedenken Sie, worum es geht: Zwei Männer befinden sich in den Händen von unberechenbaren Entführern.«
    »Wie schön, dass Sie es endlich auch so sehen. Diese Leute sind unberechenbar. Ich werde nichts tun, was dazu führen kann, weitere Menschen in die Hände dieser Leute zu treiben. Damit meine ich Sie.« Konnte man die Gefahr ihres Unterfangens noch deutlicher hervorheben? Wohl kaum. Statt jedoch Annas Worte zu überdenken, reagierte Maike mit Unverständnis.
    »Ihre Sorge in allen Ehren, aber es ist
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