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Vertrau der Stimme deines Herzens!

Vertrau der Stimme deines Herzens!

Titel: Vertrau der Stimme deines Herzens!
Autoren: Melanie Milburne
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ihre Mutter starb, spürte sie immer noch den Schmerz über den Verlust.
    Keine der späteren Partnerinnen ihres Vaters hatte die Lücke auch nur annähernd füllen können. Sie fragte sich, ob Alessandro ähnlich empfand. Seine Familiengeschichte war noch um einiges schlimmer. Er hatte damals nicht sehr viel über seine Kindheit oder Jugend gesprochen. Alles, was sie von ihrem Vater darüber wusste, war, dass Alessandro in Heimen und bei diversen Pflegefamilien aufgewachsen war. Oder – wie er einmal beiläufig erwähnt hatte – auf der Straße. Vielleicht waren seine Eltern tot. Vielleicht lebten sie noch.
    Alessandro drückte auf einen Knopf an seinem Schreibtisch. „Würdest du bitte kommen, Lucia?“, sagte er in die Sprechanlage. „Miss McCulloch ist zum Gehen bereit.“
    „Si, Signore“ , kam es zurück. „Ich komme sofort.“
    Die Wut überfiel Rachel erneut. Er besaß die Dreistigkeit, sie wegzuschicken, als wäre sie eine lästige Bettlerin, die er mit einem Fingerschnippen herumkommandieren konnte. Oder schlimmer noch – als wäre sie seine persönliche Kurtisane. Am liebsten hätte sie ihn an seinem blütenweißen Hemd gepackt und ihm ihren Ärger ins Gesicht geschrien.
    „Diese arrogante Selbstinszenierung verschafft dir eine riesige Genugtuung, nicht wahr?“, sagte sie stattdessen mit bemühter Nonchalance.
    „Halt deine Zunge im Zaum, Rachel“, wies er sie schneidend zurecht. „Du solltest besser nicht in die Hand beißen, die dich füttert.“
    In diesem Moment betrat Lucia den Raum. „ Signorina ? Darf ich Sie nach draußen begleiten?“, fragte sie freundlich und hielt die Tür geöffnet.
    „Ja, vielen Dank“, erwiderte Rachel und warf Alessandro einen letzten hasserfüllten Blick zu. „Lebe wohl, Alessandro. Ich hoffe, dich nie wiedersehen zu müssen.“
    Er antwortete nicht, was sie nur noch wütender machte.
    Alessandro sah aus dem Fenster, wie Lucia und Rachel den Kiesweg hinuntergingen. Seine Finger verkrampften sich kurz um die Stuhllehnen, bevor er den Blick wieder auf den Computerbildschirm richtete. Doch sosehr er sich auch zu konzentrieren versuchte – die Buchstaben und Zahlen verschwammen vor seinen Augen.
    Noch vor einem Monat hätte er Rachel dafür bezahlt, dass sie blieb. Er hätte dafür bezahlt, dass sie das Bett mit ihm teilte. Es hätte ihm ein besonderes Vergnügen bereitet, ihr eine kleine Kostprobe seiner Fertigkeiten als Liebhaber zu geben und ihr zu zeigen, was sie mit ihrer Wahl zugunsten von Craig Hughson alles verpasst hatte. Und dann hätte er ihr ungerührt den Laufpass gegeben. Frei nach dem Motto: Auge um Auge, Zahn um Zahn.
    Aber in seiner jetzigen Situation konnte er das nicht tun.
    Er konnte nicht riskieren, dass Rachel von seinem Gesundheitszustand erfuhr. Bisher kannten nur Lucia, sein Arzt und sein Physiotherapeut die Diagnose. Die Leute in der Businessbranche waren unberechenbar und wankelmütig. Schon die kleinste Indiskretion über seine Erkrankung konnte seinen Ruf als leistungsfähigen Geschäftsmann schädigen – und damit den wichtigsten Deal seiner Karriere gefährden.
    Ein unermesslich reicher Scheich aus Dubai erwog zurzeit die Möglichkeit, die Dienste von Alessandros Beratungsunternehmen in Anspruch zu nehmen. Sollte es zu einem Vertragsabschluss kommen, würde dies sicher weitere kapitalkräftige Kunden aus den Vereinigten Arabischen Emiraten anziehen. Nichts durfte die ohnehin schon schwierigen Verhandlungen mit dem Scheich beeinträchtigen.
    Alessandros Arzt hatte gesagt, dass er noch mindestens dreißig Tage Rekonvaleszenz bräuchte, um den Genesungsprozess vollständig abzuschließen. Er musste das Versteckspielchen also noch einen Monat durchhalten, bis er endlich sein normales Leben wieder aufnehmen konnte.
    Die Sprechanlage auf seinem Schreibtisch gab ein Summen von sich. „Ja, Lucia?“
    „Ich musste Miss McCulloch zurück in die Villa bringen.“
    „Warum?“, fuhr Alessandro sie heftiger als gewollt an.
    „Ihr geht es nicht gut. Ich glaube, sie hat einen Sonnenstich.“
    Ein Anflug von schlechtem Gewissen regte sich in ihm. Vielleicht hätte er vorhin doch etwas mehr Gastfreundschaft zeigen sollen. Ein Glas Wasser und einen Imbiss durfte man schließlich niemandem verweigern. Und in ihrem jetzigen Zustand konnte er Rachel schlecht vor die Tür setzen. Er könnte sie ein oder zwei Tage in seiner großen Villa beherbergen, bis sie sich wieder erholt hatte, ohne dass sie zwangsläufig etwas vom Ausmaß seiner
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