Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition)
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
Vom Netzwerk:
von allen Menschen, die ihr etwas bedeutet hatten, abgeschnitten gewesen war. Mittlerweile hatte sie zwar so ihre Zweifel, aber die würden sich mit der Zeit schon legen.
    Die Wahrheit zu erzählen, wäre einfach egoistisch gewesen. Und in Sachen Egoismus hatte er sich in den letzten Jahren ohnehin schon zu Genüge hervorgetan. Es wurde allmählich Zeit, dass sich das änderte.
    Manchmal war die Wahrheit nichts als Ballast.
     
    Drahtige Kerle liefen schweigend an ihm vorbei. Leistungssportler. Automatisch beschleunigte er das Tempo. Spürte, wie sein Herzschlag und sein Atemrhythmus ebenfalls schneller wurden.
    Mofas flitzten knatternd an ihm vorbei, und lange Autoschlangen warteten in der flimmernden Hitze geduldig auf Grün.
    Maier sah sie nicht. Hörte sie nicht. Sein interner Dialog übertönte alles.
    Dass Susan sich blind für ihn entschieden, sich auf seine
destruktive Welt eingelassen hatte und bei ihm geblieben war, konnte nichts anderes sein als ein Schrei nach Liebe. Nach Liebe, wie Susan sie seit ihrem vierzehnten Lebensjahr hatte entbehren müssen. Keine Mutter, ein Vater mit emotionalen Störungen, der ihr keine Liebe schenken konnte, und eine Schwester, die in absehbarer Zeit auf die andere Seite der Erdhalbkugel verschwunden sein würde. Sie musste verdammt einsam gewesen sein, um schon so jung in einen Ehebund zu flüchten, der nicht gehalten hatte, weil er aus den falschen Gründen geschlossen worden war. Danach hatte sie sich aus zahllosen Möglichkeiten ausgerechnet einen solchen Beruf ausgesucht, der sie rund um die Welt führte, sie aber nie irgendwo lang genug festhielt, um Bande knüpfen zu können.
    Ihm war es als Einzigem gelungen, den Abwehrpanzer, den sie trug, zu durchbrechen. Darum war sie an ihm hängen geblieben.
    Nur darum.
    Ihre leidenschaftliche Hingabe war ein Ersatz. Ein Behelf für eine verletzte Seele. Symptombekämpfung.
    Er brauchte es nicht künstlich aufzubauschen. Besser, er sah die Dinge möglichst klar. Rational. Erfasste, was hinter diesen Gefühlen steckte. Betrachtete die Sache aus der Vogelperspektive. Aber so sehr er sich auch bemühte, das Bild blieb unscharf.
    Denn was immer der ursprüngliche Anlass gewesen sein mochte – sie hatten doch etwas Besonderes miteinander geteilt. Etwas Seltenes.
    Er liebte sie.
    Aber das reichte nicht aus. Nicht auf lange Sicht. Es würde einfach nicht funktionieren. Nicht, solange er noch tagtäglich mit sich selbst auf dem Kriegsfuß stand.
    Eine gute Beziehung, zusammen alt werden, Freud und Leid miteinander teilen – das waren einfach nicht seine Prioritäten im Leben. Obwohl er eine Weile lang genau das geglaubt hatte.
    Susan brauchte jemanden, für den sie im Mittelpunkt stand. Jemanden, bei dem sie nicht stark zu sein brauchte, der ihr nicht ständig abverlangte, über ihre Grenzen zu gehen.
    So jemand war ihre Mutter.
    Und wenn sie so voller Leben und Fröhlichkeit blieb, wie sie jetzt war, und wenn sie ihre soziale Intelligenz weiter entfaltete, dann begegnete sie eines Tages bestimmt einem Kerl, der sich Hals über Kopf in sie verliebte. Einem Mann mit Mehrwert. Und der würde dann nicht, so wie er vor drei Jahren, auf einen Schutzschild treffen, den er erst mit Gewalt durchstoßen müsste.
    »Mein Leben ist vermurkst, und schuld daran sind Männer wie du«, hatte Jeanny am ersten Abend in der Waschküche in Wales gesagt. Damals hatte er im Stillen mit Hohn darauf reagiert. Lächerlich hatte er es gefunden.
    Aber Jeanny hatte es scharfsinnig erfasst.
    Er hatte hier nichts mehr zu suchen.
    Das würde er ihr heute Abend sagen. Er würde Susan zum Stadtwall mitnehmen. Sie würden nebeneinandersitzen, auf die Wiesen und die hohen Gebäude in der Ferne schauen, er würde ihre Hand halten und es ihr sagen. Es wäre das erste Mal, dass er etwas für sie tat, was wirklich von Wert war.
    Also durfte es eigentlich auch nicht wehtun, verdammt.
    Tat es aber.

Danksagung
    Unser Dank gilt allen, die uns während der achtzehn Monate, in denen Unter Druck (Arbeitstitel: Safe House ) entstanden ist, geholfen haben. Viele haben dazu beigetragen, indem sie ihre Kenntnisse auf bestimmten Fachgebieten mit uns teilten, indem sie uns (Fach-)Begriffe, Anekdoten, Fakten oder neue Kontakte in die Hand gaben: Arno, Axel, Bart, Cécile, Christa, Diana, Neil, Robert und andere, die wir jetzt möglicherweise vergessen haben: danke!
    Oft ging es auch um mehr als Fachkenntnisse oder einzelne Begriffe. Besonderen Dank schulden wir den folgenden Menschen:
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher