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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange
Autoren: Hermann Bauer
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Sie nicht auch? Ich würde mir halt wünschen, dass Sie
Reinhard wieder auf Trab bringen, das in ihm wachrufen, was er kurzfristig
vergessen hat. Er ist nicht dumm, glauben Sie mir. Mein Gott, Sie kennen doch
die Probleme, die Buben in seinem Alter haben. Er ist 14 und steckt mitten in
der Pubertät. Außerdem spielt er bei der Eintracht Fußball, das nimmt ihm
zusätzlich viel Zeit weg. Bitte! Es wäre nur für ein paar Stunden.«
    »Wir haben einige Schüler, die ihre Sache als Nachhilfelehrer
ganz ausgezeichnet machen.«
    »Das interessiert mich, ehrlich gesagt, auch nicht. Reinhard
hat sich eben Sie in den Kopf gesetzt. Ich glaube, ich brauche Ihnen nicht zu
erklären, wie pädagogisch wichtig es ist, dass ein Schüler in so einer
Ausnahmesituation von einem Lehrer unterrichtet wird, den er persönlich
schätzt. Darum bitte ich Sie noch einmal: Sagen Sie ja.«
    Korber zögerte einige Augenblicke. »Sie haben hier im
Kaffeehaus auf mich gewartet?«, fragte er. »Sie haben gewusst, dass ich komme?«
    »Natürlich«, kam die Antwort. »Es ist ja kein Geheimnis, dass
Sie hier nach der Schule gern Ihren Kaffee trinken. Das ist ja nichts
Schlimmes.«
    Korber überlegte kurz, dann schüttelte er
höflich, aber bestimmt den Kopf. »Seien Sie mir nicht böse, aber ich denke, ich
kann Ihr Angebot nicht annehmen«, sagte er.
    »Warum denn nicht?«, protestierte Manuela Stary. »Es sind
doch nur ein paar Male, die Sie sich für meinen Reinhard diese und nächste
Woche Zeit nehmen müssten. Wir wohnen auch gar nicht weit von hier, gleich vorn
in der Bertlgasse. Sie kommen einfach zu uns, und ich koche Ihnen ein gutes
Essen.«
    Das klang für einen Junggesellen wie Korber natürlich
verlockend.
    »Auch von der Zeit her haben wir keine Präferenzen«, lockte
Frau Stary weiter. »Nur am Abend hat der Bub dreimal in der Woche Training bei
der Eintracht.«
    »Wäre es nicht besser – ich meine pädagogisch besser«,
erwiderte Korber mit einem leicht ironischen Unterton in der Stimme, »Reinhard
würde in den nächsten beiden Wochen auf das Training verzichten?«
    »Das geht nicht«, widersprach Manuela Stary sofort. »Er hat
einen sehr strengen Trainer, der würde ihn dann sofort aus der Mannschaft
stellen. Für Reinhard wäre das ein psychologischer Tiefschlag im falschen
Augenblick. Außerdem ist mein Mann so dahinter, dass der Bub Fußball spielt.
Nein, nein, das Training muss schon sein, aber das ist ja kein Hindernis.«
    Da hatte er es wieder einmal. Wenn es hart auf
hart ging, war den Eltern der Sport wichtiger als die schulische Ausbildung.
Wie oft hatte Korber das schon miterlebt.
    »Nun?«, kam der fragende Blick.
    »Ich weiß nicht …«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie kommen morgen einfach
auf eine Probestunde vorbei, sagen wir um 15 Uhr. Geht sich das aus?«
    »Und … welcher Stoff wäre durchzunehmen?«
    »Ach, vierte Klasse Gymnasium, die übliche Grammatik und ein
paar Geschichten aus dem Buch. Nichts, wofür man sich besonders vorbereiten
müsste, Herr Professor.«
    Korber schaute in die großen, dunkelblauen Augen
der Manuela Stary, die der Frau zusammen mit ihrem Teint und den schwarzen
Haaren ein attraktives südländisches Aussehen gaben. Dazu kamen die unter dem
engen, bunten T-Shirt kaum verborgenen Formen der weiblichen Brust. »Also gut«,
stieß er hervor. »Ich glaube, das ist wirklich eine Ausnahmesituation. Und Sie
werden die Sache doch nicht an die große Glocke hängen?«
    Sie tätschelte kurz seine Hand und sagte: »Aber nein! Das ist
nett, dass Sie es sich überlegt haben. Sie werden es sicher nicht bereuen!« Sie
reichte ihm eine Visitenkarte mit ihrer Adresse.
    »Also dann … bis morgen um drei, Frau Stary.«
    »Sie können ruhig Manuela zu mir sagen.«
    »Gut. Ich heiße Thomas … Thomas Korber …, Manuela«, presste
er heraus, während er die Visitenkarte einsteckte.
    »Bis morgen, Thomas. Darf ich deinen Kaffee bezahlen?«
    »Das ist aber wirklich nicht notwendig«, wollte Korber
abwinken, aber Leopold war schon zur Stelle und nahm den ihm dargereichten
Schein dankend in Empfang.
    Als Manuela Stary gegangen war, rückte Korber seine Krawatte
zurecht und begab sich wieder nach vorn zur Theke, wo Leopold ihn bereits
erwartete und kopfschüttelnd stöhnte: »Ich habe es kommen sehen. Aber dir ist
anscheinend nicht zu helfen.«
    »Es handelt sich doch nur um eine Gefälligkeit, die ich der
Dame, das heißt, ihrem Sohn, erweise«,
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