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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus
Autoren: Petra Schier
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waren. Wie genau Beede diese Treue erlangt hatte, darüber wollte Mira lieber nicht nachdenken. Die beiläufigen Berührungen, die diese Frau so freigiebig verteilte, sprachen eine recht deutliche Sprache.
    Mira schauderte und überlegte fieberhaft, was sie jetzt tun sollte. Natürlich würde man nach ihr suchen. Neklas und Meister Jupp auf jeden Fall, das stand fest. Und wenn sie ehrlich war, bestand auch keinerlei Zweifel daran, dass sich Tilmann auf die Suche nach ihr begeben würde. Ganz gleich, was zwischen ihnen vorgefallen war, er ließ sie nicht im Stich. Doch konnte genau das nun sein Tod sein. Ob er es in seinem Zustand gegen einen von diesen beiden Knechten aufnehmen konnte, wagte sie zu bezweifeln. Gegen beide zusammen würde er auf keinen Fall ankommen. Neklas und Meister Jupp waren zwar ebenfalls alles andere als schwach, doch sie trugen in der Regel keine Waffen bei sich und waren auch nicht im Kampf ausgebildet.
    Was also war zu tun? Wie konnte sie eine Konfrontation verhindern? Mira beschloss, zunächst einmal so viel wie nur möglich über die Männer herauszufinden. Beede Palm sonnte sich in Selbstgefälligkeit und war entsprechend gesprächig. Das musste sie ausnutzen.

    «Ich … wir … o Gott, ich weiß nicht, wie ich …» Hektisch rieb sich Palm über die Stirn und wischte seine feuchten Finger an seiner Hose ab. «Seht Ihr, es war so …» Er stockte und bemühte sich sichtlich um Ruhe. Seine Stimme schwankte jedoch weiterhin, als er fortfuhr: «Ich hätte nie gedacht, dass so etwas möglich ist. Sie war immer so fröhlich und brav und eine gute Ehefrau. Aber dann, im letzten Jahr, begann sie sich seltsam zu benehmen. Sie ging häufig aus, um Freundinnen zu besuchen, wie sie sagte, und kam erst spätabends wieder. Ihre Magd behauptete, sie sei wirklich bei dieser oder jener Bekannten gewesen, aber ich glaubte ihr nicht.» Er schnaufte. «Ich argwöhnte, sie habe einen heimlichen Geliebten.»
    «Eure Gemahlin?», hakte Neklas erstaunt nach.
    «O ja, Beede. Ich stellte sie sogar zur Rede, doch sie stritt alles ab und brach in Tränen aus. Fragte mich, wie ich jemals an ihrer Treue und Zuneigung zweifeln könne. Danach war alles wieder beim Alten, zumindest für eine Weile. Doch seit kurzem ist sie wieder so merkwürdig, häufig abwesend und mit Dingen beschäftigt, hinter die ich bis jetzt nicht gekommen bin. Ich wollte heute mit ihr darüber sprechen, doch sie ist irgendwann am Morgen ausgegangen, während ich im Rathaus war, und bis jetzt nicht wieder zurückgekehrt. Ihr könnt Euch meine Wut und Enttäuschung vorstellen. Ich durchsuchte also vorhin, just bevor Ihr hier eintraft, Beedes Truhen und Kleider. Dabei fand ich …» – Palm erhob sich schwerfällig und ging zu einer Lade unter dem Fenster – «dies hier.» Er förderte eine lederne Umhängetasche zutage, die er Tilmann überreichte.
    Tilmann öffnete sie und zog ein dickes Bündel Papiere und Pergamente daraus hervor. Verblüfft starrte er den Ratsherrn an.
    «Clais’ und meine Aufzeichnungen! Eure Briefe an den Grafen, die Aufstellungen der veruntreuten Ratsgelder.» Sein Blick wanderte zu Neklas und Jupp, die fassungslos auf den Stapel Schriftstücke schauten.
    «Wie ist das möglich?», stellte Jupp schließlich die Frage, die unausgesprochen bereits im Raum hing. «Ist Beede ebenfalls mit van Wesel im Bunde?»
    «Nein», antwortete Palm sehr bestimmt. «Beede steht in keinerlei Verbindung zu Ailff oder Veit Liesborn. Ich fürchte, sie ist aus einem anderen Grund im Besitz dieser Dokumente.» Mit leicht zitternder Hand griff er noch einmal in die Lade, legte den Gegenstand, den er daraus hervorholte, auf den Tisch und ließ sich erschöpft auf seinen Stuhl zurücksinken.
    Neugierig griff Tilmann nach der bestickten Kissenhülle, denn um seine solche handelte es sich. Mit gerunzelter Stirn musterte er sie, und plötzlich weiteten sich seine Augen, als er erkannte, was Beede mit ihrer Stickerei verewigt hatte. Schweigend reichte er die Handarbeit an Neklas weiter.
    Palm wischte sich erneut den Schweiß von der Stirn. «Beede war schon immer eine Künstlerin mit der Sticknadel.» Er hüstelte. «Das stilisierte G, das sich um das Schwert rankt, ist Euer Hauszeichen, nicht wahr, Hauptmann Greverode?»
    Tilmann nickte betroffen. «Ja. Und das andere ist das Zeichen der Familie Overstolz.»
    Neklas gab die Kissenhülle mit besorgter Miene an Jupp weiter. «Sie hat beide miteinander verwoben, wie man es oft bei der Aussteuer
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