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Verschwörung der Sieben

Titel: Verschwörung der Sieben
Autoren: Jon Land
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Mann, der Orangen in eine Tüte füllte. Eine Aktentasche lehnte an seinem Bein.
    Eine braune Ledertasche, die genauso aussah wie seine eigene.
    Die Entscheidung, was als nächstes zu tun sei, traf er so schnell es seinem übermüdeten Verstand möglich war. Das einzige, was wirklich zählte, war der Inhalt der Aktentasche. Er dachte an die quälend langen Minuten, die es gedauert hatte, eine Hard Copy der Diskette herzustellen. Die Blätter konnten sich gar nicht schnell genug aus dem Laserdrucker herausschieben. Und jedesmal, wenn ein leises Geräusch aus dem Korridor drang, hatte ihm das Herz bis zum Hals geklopft.
    Trotz allem hatte Ratansky die Sache durchgezogen – und wenn sie ihn jetzt erwischten, wäre alles umsonst gewesen. Der Inhalt der Aktentasche mußte unbedingt gerettet werden, sein eigenes Schicksal war dabei zweitrangig. Er mußte jetzt nur schnell genug handeln …
    Ratansky glitt neben den großen, dunkelhäutigen Mann, der Orangen in einen Beutel stopfte, kniete sich hin und tat so, als wolle er seine Schnürsenkel zubinden. Mit einer raschen Bewegung stellte er seine Aktentasche neben das Bein des Mannes und nahm dessen Tasche an sich. Der Mann schaute nach unten. Ratansky bemühte sich, ein beiläufiges Lächeln aufzusetzen, was ihm jedoch mißlang. So beschränkte er sich darauf, die Aktentasche an sich zu pressen, und erhob sich steifbeinig.
    Der Austausch war erfolgt, und Ratansky setzte sich genau in dem Moment in Bewegung, als seine Verfolger auf dem Bürgersteig vor dem Obststand auftauchten.
    Ahmed El-Salarabi spürte die leichte Berührung an seinem Bein und dachte im ersten Moment, sein Kontaktmann hätte die Tasche an sich genommen. Als er verstohlen nach unten schaute, sah er einen Mann, der an seinen Schnürsenkeln nestelte. Ihre Blicke trafen sich, und irgend etwas in den Augen des Mannes ließ bei El-Salarabi sämtliche Alarmglocken läuten. Der Fremde war schon wieder unterwegs, bevor der Araber etwas anderes tun konnte, als die Aktentasche zwischen seine Beine zu schieben. Doch der Schaden war schon angerichtet, dessen war er sich sicher.
    Man hatte ihn entdeckt! Der Feind war ihm auf den Fersen!
    Zwei gutgekleidete Männer mit leblos wirkenden Augen drängten sich durch die Passanten vor dem Obststand. El-Salarabi ließ den Beutel mit Orangen fallen und zog sich von dem Stand zurück.
    Die Früchte rollten auf den Bürgersteig. Salarabi packte eine Holzkiste voller Orangen und schleuderte sie den beiden Männern entgegen. Ohne die Wirkung seines Wurfs abzuwarten, stürmte er mitten auf die Lexington Avenue. Reifen quietschten. Ein Taxi krachte in das Heck eines anderen Wagens und schob ihn ein Stück vorwärts. Noch mehr Autos hielten mit kreischenden Bremsen an, und El-Salarabi rannte zwischen ihnen die Straße entlang, die Aktentasche fest umklammert.
    »Was zum Teufel  …«
    »Sal?«
    »Unser Mann ist gerade auf die Straße gerannt und haut ab!«
    »Er hat uns entdeckt!«
    »Nein! Dahinter steckt etwas anderes. Der Mistkerl hat eine Orangenkiste auf zwei Männer geworfen, bevor er losgerannt ist.«
    »Indianer, hat der Mann mit der Aktentasche den Austausch vorgenommen?«
    »Konnte ich nicht sehen, Blainey.«
    »Bleib ihm sicherheitshalber auf den Fersen. Sal, du hängst dich an El-Salarabi.«
    »Bin schon unterwegs.«
    »Ich gehe jetzt auch los«, sagte McCracken und stürzte sich in das Getümmel auf der Lexington. Während er die Straße überquerte, spürte er förmlich das Verrinnen der kostbaren Sekunden.
    »Boß!« rief Sal Belamo außer Atem.
    »Ja, Sal?«
    »Salami ist von der Straße runter und wieder reingegangen!«
    »Wo rein?«
    »Bloomingdale's«, erwiderte Belamo.

Kapitel 2
    Benjamin Ratansky hatte die Fifty-ninth Street schon fast erreicht und schaute sich gerade nach möglichen Verfolgern um, als er mit jemandem zusammenstieß, der ihm auf der Lexington entgegenkam.
    »Entschuldigung«, sagte er und drehte den Kopf nach vorn. In diesem Moment hüllte ihn der geradezu unglaubliche Gestank ein.
    Er starrte genau auf die Brust eines Mannes in einem zerlumpten Leinenmantel, der vorne offenstand und abgetragene und verdreckte Kleidung enthüllte. Überwältigt von dem Gestank des Mannes richtete Ratansky den Blick nach oben. Was er sah, verschlug ihm fast den Atem. Das Gesicht des riesigen Mannes war schmutzbedeckt. Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, das zwei Reihen bräunlicher, fauliger Zähne enthüllte, zwischen denen sich einige Lücken
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