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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen
Autoren: Amanda Cross
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kannte noch je 7

    von ihm gehört hatte. Aber wie sich bald herausstellte, hatte er von ihr gehört.
    »Von vielen Leuten«, versicherte er, als sie zu ihrem Tisch ge-führt wurden. »Sie haben einen beachtlichen Ruf in der akademischen Welt. Möchten Sie einen Drink? Ich darf tagsüber nicht mehr trinken, aber tun Sie es, bitte.«
    »Sie«, sagte Kate, »werden Sodawasser mit Limone, ein Salat-blatt und koffeinfreien Kaffee zu sich nehmen. Ich werde einen Wodka-Martini mit Eis und Zitrone genießen und das, was der Kellner empfiehlt.« Nicht der Kellner, sondern jemand eindeutig weiter oben in der Hierarchie nahm ihre Bestellung entgegen und war entzückt, der »gnädigen Frau« ein Gericht zu empfehlen, das, wie er Kate versicherte, ein wahres Meisterwerk sei. Kate war, so damenhaft sie konnte, einverstanden. Keine Frage, Mr. Pearlstine wollte etwas von ihr, und Kate war entschlossen, es sich gutgehen zu lassen, bis er damit herausrückte. Zum Hauptgang wählte sie einen Beaune und lehnte sich genüßlich zurück, um Mr. Pearlstines Anliegen zu hören, das sie, da war sie sich sicher, ablehnen würde.
    Während sie ihren exquisiten Martini trank, kam Simon Pearlstine langsam zur Sache.
    »Was wissen Sie von Emmanuel Foxx?« fragte er.
    »Was jedermann weiß, vielleicht ein bißchen mehr – das liegt an meinem Beruf«, antwortete Kate und fragte sich, warum er ein Quiz mit ihr veranstaltete. Nun, es waren seine Zeit und sein Spesenkonto.
    »Ich halte Vorlesungen über den englischen Roman«, fügte sie hinzu, um ihre unbescheidene Bemerkung zu erklären.
    »Und was halten Sie von ihm?«
    »In welchem Sinne?« fragte Kate, erwog einen zweiten Martini, beschloß dann aber, lieber auf den Beaune zu warten. »Er ist ein Romancier ersten Ranges; so nennen wir das, wenn ein Schriftsteller die Literaturwissenschaft zu endlosen Forschungen inspiriert hat. Er gehört zur klassischen Moderne, steht ganz oben, neben Joyce, Lawrence, Woolf und Conrad und wird auf lange Sicht wahrscheinlich einflußreicher sein als alle anderen, außer Joyce und Woolf.
    Vor zwei Dekaden hätte ich noch Conrad und Lawrence gesagt, aber heute nicht mehr. Wie ausführlich soll denn die Vorlesung sein, die Sie sich vorgestellt haben?« Sie lächelte ihn an, um ihrer Frage die Spitze zu nehmen.
    »Und wie gefällt er Ihnen persönlich?«
    »Ist er mein Begleiter an langen Winterabenden? Nein! Wie aus 8

    meinem letzten Buch deutlich wird«, (sie erwähnte es mit gewisser Befangenheit und fragte sich, ob er es gelesen hatte), »gilt mein Hauptinteresse einer etwas früheren Zeit. Außerdem habe ich den Verdacht«, fügte sie hinzu und gab sich der entspannenden Wirkung des Martini hin, »daß er das Maß an Energie, das Frauen auf Sex verwenden, erheblich überschätzt. Aber an dieser Ansicht ist vielleicht mein Alter schuld. Möglicherweise hat er ja recht.«
    »Darf ich Sie Kate nennen?« fragte Pearlstine, nachdem er über ihre Bemerkung nachgedacht hatte. Kate nickte. »Ich bin froh, daß Sie das ansprechen«, fuhr er fort, »denn ich glaube, Sie haben recht.
    Wissen Sie, die Protagonistin seines größten Romans ist möglicherweise seiner Frau nachgebildet. Manche Leute sind sogar davon überzeugt, daß sie ihm half, ›Ariadne‹ zu schreiben. Dieses Gerücht kam allerdings erst vor kurzem auf.«
    »Ich habe davon gehört«, sagte Kate.
    »Und glauben Sie daran?«
    »Kaum. Die Vorstellung ist verlockend, aber es gibt keine Beweise. Nehmen Sie zum Beispiel die Autobiographie von Alice B.
    Toklas, die Gertrude Stein geschrieben hat. Liest man dann die Arbeiten von Alice Toklas selbst, die nach Steins Tod entstanden, könnte man meinen, die Toklas habe die Autobiographie selbst geschrieben, so sehr klingt diese nach Toklas und so wenig nach Stein.
    Verstehen Sie mich recht, ich will damit nicht behaupten, daß die Toklas sie geschrieben hätte. Außerdem ist meine Kenntnis der amerikanischen Literatur sehr dürftig. Ich will damit nur andeuten, daß der Stil der Toklas belegbar ist.«
    Hätte Simon Pearlstine Kate besser gekannt – vielleicht war er aber auch ein Mann mit guter Beobachtungsgabe und merkte es auch so –, hätte er sofort erkannt, daß sie sich in Abschweifungen erging, eine Angewohnheit, die sie sich vor langer Zeit zugelegt hatte, wenn sie sich nicht konkret äußern, aber freundlich und verbindlich erscheinen wollte, ungefähr so, wie ein Shakespeare-Schauspieler so lange sein Rollenrepertoire vor sich hin spricht, bis ihm
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