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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen
Autoren: Amanda Cross
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Lawrence und natürlich Joyce in den freizügigen und für die damalige Zeit schockierenden Gedanken der Molly Bloom, während sie im Bett lag, menstruierte, masturbierte, über ihre Eroberungen nachdachte und sich kühn (wie alle Frauen, wenn sie ihren Gedanken freien Lauf lassen) über Zeichensetzung und herkömmliche Syntax hinwegsetz-te. Gewiß, auch Dorothy Richardson hatte die Gedanken einer Frau niedergeschrieben, und das auf eine Art, die dem männlichen Estab-lishment kaum gefallen konnte. Graham Greene hatte sich beschwert, daß die trübselige Miriam schließlich auf Seite vierhundert-soundso doch noch ihre Jungfernschaft verlor, seiner Meinung nach ihre einzig bemerkenswerte Leistung, die er ihr aber offenbar nicht zutraute. Hansford schien Greene recht zu geben, ein Urteil, das Kate gegen den Strich ging. Aber Emmanuel Foxx hatte zweifellos alle übertroffen: Er hatte ein Buch, das zudem sprachlich revolutionär und hervorragend aufgebaut war, dem Leben, den Gedanken und Leidenschaften einer Frau gewidmet. Hansford erklärte, Foxx habe geahnt, daß die Obsession mit dem Weiblichen und die große Furcht der Männer vor der neu erwachten und erstarkten Stimme der Frauen, ihren Wünschen und Ambitionen, der eigentliche Kern der Moderne seien. Nun, die Zeit hatte Foxx recht gegeben. Aber was hatte Gabrielle mit all dem zu tun, abgesehen davon, daß sie ihm ein Kind gebar, ihn liebte und ihm ihr Leben widmete? Sorgte sie für mehr als sein Essen und seine Wäsche? Das sei die drängende Frage, erklärte Hansford.
    Nun, fragte Kate sich, hat sie mehr getan? Hansfords Buch war nicht dick, eher eine Kaffeehaus-Lektüre. Die geschickte Aufma-chung überspielte die Kargheit des Textes. Kate las es am selben Abend zu Ende. Es enthielt alle bekannten Fakten, warf aber auch neue Fragen nach Gabrielles Anteil an der Entstehung von ›Ariadne‹
    auf.
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    Gab es wirklich einen stichhaltigen Grund für diese Frage? Die einzige Antwort darauf war wiederum eine Frage: Wie hatte Gabrielle gelebt, und was war, abgesehen von ihrer Liebe zu Emmanuel Foxx, die Triebfeder ihres Lebens gewesen? Hansford zufolge war sie sich darüber im klaren, daß sie als Anhängsel ihres Mannes betrachtet wurde, als notwendiger, aber unscheinbarer Bestandteil seines Lebens und Werks. Dorinda Goddard Nicholson hatte Hansford erzählt, weder Hilda noch deren Mann Emile, Gabrielles Sohn, hätten viel über sie gesprochen.
    Im Grunde war sehr wenig über Gabrielle bekannt. Oder? Vielleicht hatten Hansford und die früheren Foxx-Biographen einfach nicht gründlich genug geforscht. Lächelnd mußte Kate an John le Carré denken, von dessen Büchern sie entzückt war. Wenn man John le Carrés britischen Geheimdienst dazu bringen könnte, die Basisar-beit für eine Biographie zu erledigen: welch verlockende Vorstellung! In fünf Tagen hatte der alles herausgefunden, was es über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer Person zu wissen gab: Die Geheimdienstler zapften Telefone an, erschlichen sich unter den windigsten Vorwänden Interviews, erfuhren von allen Obsessionen und Gewohnheiten, was und wo jemand aß, liebte, sich herumtrieb und arbeitete. Aber die Objekte solch beachtlicher Anstrengungen des Geheimdienstes waren natürlich noch am Leben und konnten leicht für England ausspioniert werden. Hatten nur die Geheimdienste genug Geld und Personal für solch schreckliche Schnüffeleien?
    Viele Leute behaupteten, J. Edgar Hoover habe diesen mächtigen Apparat gegen Martin Luther King und andere eingesetzt, in denen er eine Gefahr für Amerikas herrschende Klasse sah und die er für Kommunisten hielt. Kate hatte gelesen, heutzutage sei es ein Kinder-spiel, Telefone anzuzapfen. Aber – was hatte das alles mit der armen Gabrielle zu tun?
    Kate, meine Liebe, mahnte sie sich, du fängst schon wieder an, die Detektivin zu spielen. War das nicht auch der Grund gewesen, weshalb ihr John le Carré einfiel? Zweifellos! Aber, so sagte sie sich, vergiß nicht, daß Detektive keine Biographen sind und Geheimdienste schon gar nicht. Genaugenommen war das Interessante an le Carrés Büchern: Je mehr man von den Leuten wußte, desto weniger kannte man sie. Und genau besehen konnte einem das Anzapfen von Telefonen zwar alle möglichen Informationen vermitteln, aber keine wirklichen Einsichten. Kate lächelte. Dem Himmel sei Dank für die Unberechenbarkeit der menschlichen Natur. Kate wollte keinesfalls 16

    bestreiten, daß Leute wie Hoover oder der
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