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Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)

Titel: Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
Autoren: Celeste Bradley
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Tod. Der Mann war ihm mehr Bruder als Lehrmeister, mehr Freund als Vorgesetzter. Aber durch Viscount Greenleigh hatte Marcus einen Blick auf eine Zukunft voller Möglichkeiten und voller Macht erhaschen können - nicht um seiner selbst willen, sondern um die Welt zu verändern.
    Ein Mann zu sein, der über Könige befahl - seine Weitsichtigkeit nutzen zu können, den Verstand, der ihm gegeben war, einzubringen, die Stärke seines Geistes auf etwas zu verwenden, das sinnvoller war, als sein Vermögen durchzubringen und darauf zu warten, dass sein Bruder sich durch seine Völlerei selbst umbrachte. Nun, das war eine Zukunft, die er kaum erwarten konnte.
    »Hab Geduld«, hatte Dane ihn wohl zum hundertsten Mal ermahnt. »Du bist fast so weit, aber nur fast. Du bist noch zu impulsiv, zu verwegen. Ja, du hast wahrscheinlich Hunderten von Soldaten das Leben gerettet, aber du tatest es überstürzt, ohne es genau durchdacht zu haben. Dein Handeln hätte mehr Männern das Leben kosten können, als du gerettet hast. Nutze die Zeit, um Zurückhaltung zu üben - denn du wirst davon mehr benötigen, als dir recht ist.«
    Warten. Immerzu warten.
    Marcus hatte sich auf die Zunge gebissen, er hatte seinen Ehrgeiz gezügelt, er hatte sich in seine Rolle als Protegé des Löwen gefügt. Das hatte er zumindest gedacht.

    Marcus schloss die Augen vor dem Chaos auf dem Hof. Er sollte es sich nicht erlauben, die Erregung und die Zufriedenheit zu kosten, die in ihm aufstiegen, aber er konnte es nicht verhindern. Das Warten hatte fast ein Ende.
    In diesem Augenblick waren die Kobra, der Löwe und der Falke unterwegs nach Barrowby, der Heimat des Fuchses. Marcus musste nichts weiter tun, als ein letztes bisschen Geduld aufbringen in einem Leben, das bis zu diesem Tag vom Warten bestimmt gewesen war. In wenigen Tagen würde sein sehnlichst gehegter Wunsch in Erfüllung gehen - er würde einen Sitz im Kreis der Macht einnehmen. Einen Sitz bei den Royal Four.
    Denn das Undenkbare war passiert. Der Fuchs war gestorben, ohne einen Nachfolger bestimmt zu haben.
    Und die königlichen Vier waren nur noch zu dritt.
     
    Im vornehmsten und luxuriösesten Salon von Barrowby herrschte Bestürzung.
    Zum ersten Mal in der Geschichte jenes elitären und mächtigen Klubs, der den Kurs von Englands Vergangenheit, seiner Gegenwart und seiner Zukunft bestimmte, hatte einer der Royal Four es versäumt, seiner heiligsten Pflicht nachzukommen. Die drei zutiefst besorgten Lords, die von einem sehr aufgeregten Premierminister begleitet wurden, hatten sich vorgenommen herauszufinden, welcher verdiente Gentleman von ihrem verehrten Kollegen vor dessen Tod ausgewählt worden war. Im Augenblick schien dieses Ziel unerreichbar.
    Er hatte keinen Nachfolger ausgebildet.
    Notwendiger als ein Erbe für einen Titel, ja noch wichtiger als ein Erbe für die Krone - hatte England jemals zu wenige davon gehabt? -, schwächte der fehlende Nachfolger für den Sitz des Fuchses die Royal Four ungemein und machte sie angreifbar für internen Zwist.

    Und genau damit rechnete Lady Barrowby.
    Lady Barrowby - ihre vor langem verstorbene Mutter hatte sie ›Jilly‹ genannt und ihr kürzlich verstorbener Ehemann ›Julia‹ - stand im Flur von Barrowby und lauschte ohne auch nur den Anflug eines schlechten Gewissens dem Gespräch, das in ihrem Salon geführt wurde.
    Es war schließlich ihr Haus, wenigstens bis der eigentliche Erbe für Barrowby ausfindig gemacht worden war. Und obschon die Männer in ihrem Salon keine Ahnung davon hatten, betraf sie ihre Unterhaltung in hohem Maße.
    Die präzise, leicht nasale Stimme von Lord Liverpool, dem Premierminister, war klar und deutlich zu hören. »Ich kann es einfach nicht glauben, dass Aldus so sorglos gewesen sein soll. Er hatte fast vierzig Jahre Zeit, einen Protegé zu bestimmen. Es ist einfach unmöglich! Es muss jemanden geben - vielleicht ist er nur des Wartens müde geworden und hat sich wieder seinen eigenen Angelegenheiten zugewandt.«
    Nicht gerade wahrscheinlich, dachte Julia.
    Ein tiefes, machtvolles Brummen widersprach Lord Liverpool. Das musste der blonde Riese sein, Lord Greenleigh, der den Sitz des Löwen innehatte.
    »Ich habe noch nie davon gehört, dass jemand abgelehnt hätte, nachdem er einmal ausgewählt worden war. Und hört mir auf mit Etheridge. Der ist immer noch Kopf des Liar’s Club.«
    »Barrowby kann auch nicht geglaubt haben, dass er noch ewig Zeit hätte«, sagte eine ausdruckslose Stimme nachdenklich. Julia
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