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Verraeterisches Herz

Verraeterisches Herz

Titel: Verraeterisches Herz
Autoren: Catherine George
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Restaurant befindet sich in der Nähe von Santa Croce. Können Sie in Ihren Schuhen so weit laufen?“
    Sie nickte. Was machte es schon, wenn sie morgen Blasen hatte?
    Alicia genoss die Atmosphäre des abendlichen Florenz. Immer noch waren unzählige Menschen unterwegs, der Lärm der allgegenwärtigen Motorroller erfüllte die Luft. Auf der Piazza delle Signoria standen noch Tische draußen, an denen Einheimische und Touristen saßen und bunte Cocktails tranken. Der Neptunbrunnen wurde von hellen Lichtern angestrahlt, in denen der Gott und die Nymphen fast lebendig wirkten. Doch Alicia hatte nur Augen für die Loggia dei Lanzi, in der Perseus seine schreckliche Trophäe in die Höhe hielt.
    „Gefällt Ihnen die Statue?“, fragte Francesco, woraufhin sie begeistert nickte.
    „Aber ich mag alles an Florenz. Ich habe mich so lange auf diesen Urlaub gefreut. Kurz vorher hatte ich Angst, dass ich vielleicht enttäuscht sein würde.“ Sie lächelte. „Doch Ihre Stadt ist noch viel schöner, als ich sie mir vorgestellt hatte.“
    „Florenz ist wunderschön“, stimmte er zu, während sie die Piazza hinter sich ließen und auf die Kirche Santa Croce zusteuerten. „Allerdings ist es nicht meine Stadt. Ich bin nur für ein paar Tage geschäftlich hier. Ich lebe nicht hier. Mein Zuhause ist Montedaluca.“
    Plötzlich fiel Alicia etwas ein. Sie wusste kaum etwas über Francesco. Vielleicht war er mittlerweile verheiratet und hatte Kinder? Danach hätte sie ihn schon längst fragen sollen.
    „Etwas bekümmert Sie“, stellte Francesco gleich darauf zu ihrer Überraschung fest. „Was bereitet Ihnen Sorgen, Alicia?“
    Sie gab sich einen Ruck. „Sind Sie verheiratet?“
    „Ah, ich verstehe“, erwiderte er in seinem ruhigen langsamen Englisch. Sie hatte immer erwartet, dass Italiener rasend schnell sprachen, begleitet von vielen Gesten und dramatischer Mimik. Nicht so Francesco. Von ihm ging eine Aura der entspannten Stille aus, die sie über alle Maßen faszinierte. „Was wäre, wenn dem so ist?“
    „Ich würde sofort ins Hotel zurückkehren.“ Und die ganze Nacht über in mein Kissen weinen.
    „Ohne Ihr Geburtstagsdinner?“ Er lächelte. „Dann ist es eine gute Sache, dass ich nicht verheiratet bin, cara . Keine Ehefrau, keine fidanzata .“
    „Was heißt das?“
    „Keine Verlobte, Miss Alicia.“ Unvermittelt blickte er sie ernst an. „Gäbe es eine von beiden in meinem Leben, hätte ich Sie heute Abend nicht eingeladen.“
    Ein wenig trotzig hob sie das Kinn. „Ich musste diese Frage stellen.“
    „Naturalemente.“ Lächelnd ergriff er ihre Hand. „Und jetzt, lassen Sie uns essen.“
    Eine elegant gekleidete Frau empfing sie an der Rezeption des Restaurants und führte sie zu einer kleinen Gruppe Tische, die etwas erhöht im hinteren Teil standen. Mittelalterliche Ritter blickten stolz von alten Ölgemälden auf die Gäste herunter. Die Decken waren mit herrlichen Fresken verziert.
    Als Francesco ihren Stuhl für sie zurechtrückte, weiteten sich ihre Augen. Auf ihrem Teller lag eine einzelne cremefarbene Rose.
    „Ich habe sie sehr sorgfältig ausgewählt“, erklärte er. Im warmen Kerzenschein schimmerten seine dunklen Augen geheimnisvoll. „Sehen Sie? Die Blüten sind von derselben Farbe und Zartheit wie Ihre Wangen.“
    Alicia schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Danke, dass Sie meinen Geburtstag zu etwas ganz Besonderem machen.“
    „Es ist mir ein Vergnügen“, versicherte Francesco ihr, während der Kellner ihre Gläser einschenkte. „ Allora , und jetzt müssen Sie einfach einen Schluck Champagner trinken. Herzlichen Glückwunsch, Alicia.“
    Sie hob ihr Glas und stieß es vorsichtig an seines. Dann nippte sie zaghaft an der perlenden Flüssigkeit. Und musste feststellen, dass der Champagner wie himmlischer Nektar schmeckte. „Köstlich“, sagte sie verwundert.
    „Es freut mich, dass Sie Ihre Meinung geändert haben“, entgegnete er. „Was möchten Sie essen?“
    Alicia warf einen langen Blick auf die Karte, dann wandte sie sich an Francesco. „Würden Sie mir behilflich sein?“
    „Ich werde alles tun, was Sie wünschen, cara .“
    Nach dem Essen konnte Alicia sich kaum an die herrlichen Antipasti erinnern, ebenso wenig an das zarte, fast im Mund schmelzende Lammfleisch mit Artischocken. Sie war so von Francesco und Florenz verzaubert, dass das Essen völlig unwichtig wurde.
    „Wo sind Sie zur Schule gegangen?“, fragte er.
    „In einem Kloster“, antwortete sie zögernd.
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