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Verräterherz (German Edition)

Verräterherz (German Edition)

Titel: Verräterherz (German Edition)
Autoren: Hanna Julian
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und warum ich mir von dir Hilfe erhoffe, soll meine Geschichte offenbaren.
    Ich muss dir recht geben, wenn du nun denkst, dass ich dann gefälligst weiter berichten sollte, was sich vor ein paar Wochen ereignet hat – denn dies muss man verstehen, wenn man die ganze Tragweite begreifen will.

    ~2~

    Es war Anfang Mai letzten Jahres, als ich des Nachts durch den Jardin des Plantes ging. Die Wege des Parks waren um diese Zeit nicht mehr sehr bevölkert und der Mond stand voll am Himmel. Ich war hungrig, aber die Uhr verbot mir eine Mahlzeit, und so ignorierte ich meine wachsenden Eckzähne, als ich ein Paar auf einer der Bänke sitzen sah. Die helle Nacht verbarg nicht, was die Beiden trieben, auch wenn meine Sehfähigkeit selbst bei Neumond ausgereicht hätte, um mir zu offenbaren, dass er seine Hand in ihrer Bluse hatte, während sie eine stattliche Beule in seinem Schritt durch den Stoff seiner Jeans streichelte. Ich gebe zu, dass mich der Anblick nicht kalt ließ. Es ist durchaus nicht so, dass ich mir keinen Sex wünsche. Ich hatte zu Zeiten meines sterblichen Lebens leider viel zu wenig davon, und nun gestaltet sich die Sache eher schwierig.
    Das liegt daran, dass ich bei Menschen immer Gefahr laufe, dass mir die heftig pulsierende Halsschlagader plötzlich besser gefällt, als sie es in dieser Situation tun sollte. Und zum anderen ist es leider so, dass Vampire mit besserem Stammbaum mich niemals erwählen würden.
    Ich spreche übrigens nicht umsonst von Menschen oder Vampiren im Allgemeinen, denn ich fühle mich zu beiden Geschlechtern hingezogen.
    An den Frauen mag ich ihre weiche Haut und die Rundungen, sowie den süßlichen Geruch, den sie verströmen, und der mich an den Sommer erinnert. Bei Männern genieße ich die ausgeprägtere Muskulatur, die maskuline Rauheit ihrer Körper und den herberen Duft, den sie ständig verströmen und der beim Sex so intensiv wird, dass er meine Sinne benebelt. Ich gewinne beiden Geschlechtern so viel ab, dass ich keines bevorzugen und keines verschmähen würde, wenn eine körperliche Annäherung von beiden Seiten erwünscht ist.
    Doch obwohl damit die Auswahl augenscheinlich größer sein sollte, führen die besagten Probleme nicht gerade dazu, dass ich ein erfülltes Sexualeben hätte. Und unter dem Strich gesehen ist das Blut mir ohnehin wichtiger, weil es mich dauerhafter befriedigen und stärker machen kann, als der Sex es vermag.
    An diesem Abend im Park jedoch spürte ich plötzlich dieses Verlangen nach einem anderen Körper in mir aufsteigen. Das war mir lange nicht mehr passiert und es war sehr verwirrend für mich, denn auf meiner Uhr konnte ich nicht ablesen, ob die Zeit dafür reif war.
    Das, was ich gesehen hatte, diente offensichtlich dazu, diese Regung in mir zutage zu fördern, und eine Kontrolle war schwierig.
    Da mein letzter Sex - der mit einer Vampirin niederen Ranges stattgefunden hatte - allerdings schon knapp sieben Jahre her war, ging ich davon aus, dass die Zeit vielleicht langsam gekommen war, mir erneut einen Partner zu suchen.
    Ich verließ eilig den Park und hoffte auf einen meiner Art zu treffen, und den Glücksfall zu erleben, dass meine Herkunft nicht schlechter war, als dessen.
    Natürlich war das Glück mir nicht hold. Ich lief ziemlich neben der Spur, wie man heute so sagt. Zwar macht das Sonnenlicht mir nichts aus, wie es gerne in Vampirgeschichten der Menschen zu lesen ist, doch gebe ich hier und jetzt offen zu, dass es mich enorm quälte, als die Sonne bereits aufging und ich immer noch niemanden gefunden hatte, der sich körperlich mit mir vereinigen wollte.
    Ich war zu diesem Zeitpunkt also hungrig und geil … keine gute Mischung, und ich könnte es nun auf diesen jungen Mann schieben, der mich besser in Ruhe gelassen hätte. Doch das tat er nicht. Er war einer dieser Typen, die wie ich die Nacht durchgemacht hatten; nur dass er ein Mensch war und definitiv besser geschlafen und weniger Alkohol hätte trinken sollen.
    Als er aus einem Nachtclub praktisch direkt in meine Arme torkelte, lallte er mir zu, dass die Nacht ihm gehört hatte. Ich erwiderte, dass er die Nacht gerne behalten könne, dass er es nun jedoch wäre, der mir gehöre, und ich packte fester zu. Er lachte und fragte mich, ob ich schwul sei. Ich zuckte mit den Schultern, was ihn wiederum zum Lachen veranlasste. Das gefiel mir irgendwie und ich nahm mir vor, ihn nach dem Sex am Leben zu lassen. So ein Lachen darf man nicht einfach auslöschen – auch ich habe
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