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Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn

Titel: Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn
Autoren: Werner Mang
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wird. Die Geburt
stand auf Spitz und Knopf. Ich hatte die ungewöhnliche Länge von 62 Zentimetern und ein Gewicht von über vier Kilogramm, war also ein »Wonneproppen«, der schon damals seinen eigenen Weg ging.

In der Volksschule gab es oft Schläge mit dem Bambusstock
    Ich wuchs, umgeben von einer wunderbaren Landschaft, in einem Forsthaus auf; mein Vater legte großen Wert auf preußische Erziehung, auf Naturverbundenheit, Wandern und Sport. In unserem Garten waren sogar Rehe. Eines Tages brachte mein Vater einen jungen Fuchs mit nach Hause, der ganz zahm wurde und den ich an der Leine in den Kindergarten mitnahm. Frühzeitig unterstützte der Vater meine sportlichen Aktivitäten; er baute im Garten einen Bolzplatz, sodass ich bereits im Alter von fünf Jahren mit meinen Freunden Fußball spielen konnte. Im Kindergarten fiel ich als unbequemes, manchmal stures Kind auf. Meine Mutter sagte später, dass ich frühzeitig eine gewisse Führungsrolle beansprucht hätte. 1954 kam ich mit fünf Jahren in die Volksschule von Lindau-Aeschach. Bereits in diesem zarten Alter entdeckte ich das weibliche Geschlecht: Ich wollte die Mädchen vor den anderen Buben beschützen. Da gab es häufig handfesten Streit. Oft kam ich mit zerrissener Kleidung nach Hause, wenn ich mich mal wieder gegen andere Jungs durchsetzen musste. Ich war halt ein richtiger Lausbub und bekam in der Schule hin und wieder auch »Tatzen«, was damals eine bei den Lehrern beliebte Strafe war. Wir Kinder haben sie gefürchtet und gehasst. Man musste morgens vor die Klasse treten und man bekam, je nach »Straftat«, mit einem Bambusstock sechs bis zwölf Schläge (»Tatzen«) auf die Hände. In der dritten Volksschulklasse unterrichtete mich Frau Weyer. Sie hatte einen Narren an mir gefressen, weil sie sah, dass ich ehrlich, aber auch eigen und dickköpfig war. Und dass ich ohne großen Fleiß sehr gute schulische Leistungen erbrachte. Sie hat mich so begeistert, dass ich Ministrant wurde und Missionar werden wollte.
    Meine Volksschulzeit war wunderbar. Im Sommer bin ich jeden Tag mit dem Fahrrad zum Bodensee gefahren. Ich bin geschwommen
und getaucht. Meinen ersten Kuss bekam ich mit zehn Jahren im Aeschacher Bad. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Mit meinem Vater unternahm ich bereits mit sechs Jahren Bergtouren auf die Lindauer Hütte. Er brachte mir auch das Skifahren bei. Wir fuhren in wunderbare Orte, nach Schruns, in den Bregenzer Wald, nach Lech am Arlberg, nach Lenzerheide, und wohnten in einfachen Pensionen. Es ist das große Verdienst meines Vaters, dass er mir unsere wundervolle Heimat zeigte und mich so erzog, dass ich mir ein Leben mit Problemen nicht vorstellen konnte. Bis zu meinem 18. Lebensjahr wusste ich nicht einmal, was das Wort Problem für mich bedeuten könnte, so behütet wuchs ich auch. Dafür bin ich meinen Eltern sehr dankbar
    Ab 1959 ging ich auf das Bodenseegymnasium in Lindau. Ich kann mich noch erinnern, dass von 28 Schülern meiner Volksschulklasse nur drei die Aufnahmeprüfung geschafft haben, eine Elite-Auslese. Das Bodenseegymnasium war eine strenge Lehranstalt mit Tradition; es wurde bereits 1582 als Lateinschule gegründet. Zu den Absolventen, die dort ihre Reifeprüfung ablegten, gehören zum Beispiel der Schriftsteller Martin Walser, der Autor und ZDF-Journalist Wolfgang Herles oder der erfolgreiche Informatiker und Unternehmer (sun microsystems) Andreas von Bechtolsheim. Ich begann mit Latein, lernte ab der Untertertia (4. Klasse Gymnasium) Griechisch und Englisch; ich erhielt also eine humanistische Ausbildung, wofür ich sehr dankbar bin. Was die griechischen und lateinischen Philosophen vor über 2000 Jahren gelehrt haben, hat bis heute hohen moralischen Stellenwert. »Homo doctus in se semper divitias habet«, sagte der römische Dichter Phaedrus (20 v. Chr.-51 n. Chr.). Das heißt: Ein gebildeter Mensch hat immer Reichtum in sich. Und meinen amerikanischen Kollegen, die leider oft ebenso hemmungslose wie grauenhafte Arbeit abliefern, möchte ich folgenden Spruch von Cicero (106-43 v. Chr.) zurufen, in der Hoffnung, dass sie ihn auch verstehen: »Imago est animi vultus.« – »Das Gesicht ist ein Abbild der Seele.«

Mit 16 Jahren hatte ich meine erste Freundin: Birgitt aus Essen
    Bald jedoch musste ich am Gymnasium erkennen, dass ich nicht den für mich passenden Zweig gewählt hatte. Ich hatte Schwierigkeiten mit Latein und Griechisch, ich war naturwissenschaftlich talentiert. Ich tat mich leicht in
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