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Verlockende Versuchung

Verlockende Versuchung

Titel: Verlockende Versuchung
Autoren: Samantha James
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bevorzugte. Nicht einmal die Kategorie Frau, die Justin reizte.
    Der nasse, bauschende Umhang der Unbekannten hinterließ kleine Pfützen auf dem frisch polierten Fußboden. Ihr Kopf lehnte schlaff an Sebastians breiter Schulter, das Gesicht hatte sie in seinem Mantel vergraben.
    Justin sah seinen Bruder ungläubig an. »Sebastian. Was zum Teufel ... «
    »Sie ist verletzt, Justin. Sie blutet.«
    »Großer Gott! Angeschossen? «
    »Ich weiß es nicht.« Sebastians Ton war schroff und abweisend. »Wir müssen sie hinauftragen. Ins gelbe Zimmer.«
    Gleichzeitig erreichten sie den Treppenabsatz und gingen durch den Korridor, ihre langbeinigen Schritte in völligem Gleichklang.
    »Was zum Teufel ist passiert? «
    »Ich fand sie bewusstlos in den Straßen von St. Giles. Jimmy hätte sie beinahe überfahren.«
    »St. Giles ! Du? « Justin riss die Schlafzimmertür auf.
    Sebastian strafte ihn mit einem strengen Blick, als er an seinem jüngeren Bruder vorbeiglitt. »Ja. «
    Zu diesem Zeitpunkt erschien auch der Butler, etwas verwirrt und immer noch in seinem Nachtgewand. »Mylord, darf ich Euch behilflich sein? «
    »Heißes Wasser und saubere Leinentücher«, befahl Sebastian. » Und bitte umgehend, Stokes ! «
    Er legte seine Last auf das Bett und betrachtete die junge Frau nun etwas genauer. Sie zitterte am ganzen Körper, war durchnässt und weiß wie Schnee. Lange hatten sie nicht benötigt, um sein Stadthaus zu erreichen - kaum eine Viertelstunde -, aber die verletzte Frau hatte sich seitdem nicht mehr bewegt, was ihn sehr beunruhigte.
    Vor allem, seit er wusste, dass sie ein Kind unter dem Herzen trug.
    »Wir müssen herausfinden, wo sie verletzt ist. « Er riss ihr die alberne Haube vom Kopf. Ein Meer aus goldenem, welligem Haar ergoss sich über das Kopfkissen und seine Finger.
    Sebastian strich ihr das Haar aus dem Gesicht und beugte sich über sie. Wider-willig rümpfte er seine vornehm geschnittene Nase, während er sich an den durchnässten, verknoteten Bändern ihres Umhangs zu schaffen machte. Das abgetragene und schmuddelige Kleid war von derselben schmutzigen Farbe wie die Themse. »Herrgott, woher kommt dieser Gestank?« Seine Nase kräuselte sich. »Sie riecht nach altem Fisch und Rauch ... «
    »Hm«, stimmte Justin ihm zu. »Und abgestandenem Ale und Fett. Eine betörende Mischung, nicht wahr? «
    Sebastian verfluchte die Ungeschicklichkeit seiner großen Hände. Endlich hatte er die Schnüre geöffnet, zog den Umhang behutsam unter ihr hervor und warf ihn zu Boden.
    »Sei vorsichtig«, warnte ihn Justin. » Sie scheint in einem heiklen Zustand zu sein.«
    »Ja.« Sebastians Blick wanderte über ihren Körper. Nach der außerordentlichen Rundung ihres Bauches zu schließen, musste sie kurz vor der Niederkunft sein. Er runzelte die Stirn. Trotzdem hatte sie etwas äußerst Seltsames an sich ... Jetzt, ohne Umhang, kam ihm der Bauch etwas ... unproportional vor.
    Ein Verdacht stieg in ihm auf. Und tatsächlich, der Bauch fühlte sich ebenso weich an, wie er aussah. Seine Hände griffen unter ihr verschlissenes Kleid.
    Justin stand direkt hinter ihm und sah zu, wie sein Bruder eine zusammengeknotete Schnur auf den nassen Umhang warf, der auf dem elegant gemusterten Aubussonteppich lag. Kurz darauf folgte ein Kissen.
    »Großer Gott!« Justin klang zutiefst schockiert. »Sie ist nicht ... «
    »Anscheinend nicht.«
    Es entstand eine schweigsame Pause, bevor Sebastian erneut die Stimme seines Bruders vernahm. »Warum zum Teufel sollte eine Frau vorgeben, in anderen Umständen zu sein?«
    Sebastian war empört. »Eine List. Ich wette, dass die Schnur und das Kissen ihr Diebesgut verbergen sollen.«
    »Ihr Diebesgut«, wiederholte Justin.
    »Sie ist eine Diebin, Justin.«
    »Aber sie hat nichts versteckt! «
    »Nicht?« Er erspähte etwas in einer ihrer Hände, das sie fest umklammert hielt, und versuchte den Griff zu lockern.
    Ihre Finger verkrampften sich. »Meines«, flüsterte sie. »Meines! «
    Als er weiterzerrte, legte er eine Halskette frei. Er warf nur einen kurzen Blick darauf, dann ließ er sie in seine Tasche gleiten. »Großer Gott«, fluchte er, »ich habe eine Diebin in mein Haus gebracht! «
    Komm schon«, entgegnete Justin. »Du könntest sie kaum auf der Straße liegen lassen. Sie hätte niedergetrampelt werden können. Wenn es dir ein Trost ist, ich hätte an deiner Stelle genau das Gleiche getan.«
    »Seit wann verfügst du über ein Gewissen? «
    »Wer weiß? Vielleicht werde ich sogar in
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