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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot
Autoren: Karen Chance
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Herr. Ich liebe Abstecher ins Abenteuer.«
    Ich brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, was er meinte.
    »Ich bin kein Abenteuer«, erwiderte ich. »Ich bin so weit vom Aben-teuerlichen entfernt, wie es nur möglich ist.«
    Marco hob eine buschige schwarze Braue. »Wie Sie meinen.«
    Ich öffnete den Mund und fand dann, dass ich zu erledigt war für einen Streit. »Viel Spaß.«
    »Danke.« Marco zögerte. »Und zu Ihrer Information: Heute Abend sind einige neue Jungs im Dienst. Ich meine, sie sind nicht in dem Sinne neu, aber neu für Sie.«
    Ich wusste nicht, warum er es für angebracht hielt, mich darauf hinzuweisen. Bei den Leibwächtern gab es eine regelmäßige Rotation. Rund-um-die-Uhr-Sicherheit bedeutete, dass einige von ihnen für die Tagesschicht eingeteilt wurden, was für Vampire recht hart war. Das mochte der Grund dafür sein, warum sie nach ein, zwei Wochen ein bisschen verhärmt wirkten.
    Ich nickte, aber Marco stand einfach da und schien eine Antwort zu erwarten. »In Ordnung«, sagte ich.
    »Es ist nur…« Er zögerte. »Versuchen Sie, die Leute nicht zum Ausflippen zu bringen.«
    »Wie bitte?«
    »Sie wissen schon. Ich meine die Dinge, die Sie machen.«
    »Welche Dinge?«
    Marcos Blick huschte durchs Bad. »Indem Sie mit Unsichtbaren reden und so.«
    »Es sind Geister, Marco.«
    »Ja, aber die meisten der Jungs glauben nicht an Geister und haben begonnen, Sie für… ein wenig seltsam zu halten.«
    »Sie sind Vampire und halten mich für seltsam?«
    »Und Sie sollten besser nicht aus dem Nichts vor jemandem erscheinen. An so was muss man sich erst gewöhnen. Ich fürchte, Sanchez hat sich noch immer nicht ganz von dem Schreck erholt.«
    »Mir liegt nichts daran, aus dem Nichts vor irgendwelchen Leuten zu erscheinen. Ich möchte nur noch ins Bett.«
    »Guter Plan.« Marco nickte zufrieden. »Wir sehen uns später, nachdem Sie an der Matratze gehorcht haben.«
    Ich verdrehte die Augen, als ich diese umgangssprachlichen Worte hörte – der Slang der meisten alten Vampire war seit Jahrzehnten überholt –, und ließ den Kopf wieder auf den Wannenrand sinken.
    Es war angenehm warm, mein Körper war entspannt, und ich konnte wieder alle meine Glieder spüren, was kaum den Wunsch in mir weckte, aus der Wanne zu steigen. Aber der vom Nebenzimmer hereinkommende Duft veranlasste meinen Magen zu einem klagenden Knurren.
    Ich konnte nicht genau identifizieren, was der Duft versprach, aber das spielte auch keine Rolle. Wenn Marco die Bestellung aufgegeben hatte, musste das Essen gut sein. Im Gegensatz zu Pritkin machte sich Marco keine Sorgen über Dinge wie Trans-Fettsäuren und Cholesterol. Wenn Marco aß, dann richtig: Nudeln mit reichlich cremiger Soße, riesige Pfeffersteaks, Kartoffelbrei mit Bratensaft und so süße Cannoli, dass sie einem die Zähne zerfraßen. Oft aß er das alles während derselben Mahlzeit.
    Marco störte sich nicht daran, dass Vampire eigentlich gar nicht essen mussten. Er hatte mir einmal gesagt, das Beste am Erreichen des Meisterstatus sei die Rückkehr funktionierender Geschmacks-knospen. Und seitdem holte er nach, was er all die geschmacklosen Jahre versäumt hatte.
    Ich gelangte zu dem Schluss, dass ich inzwischen sauber genug war. »Dreh dich um«, forderte ich Billy auf. »Ich steige aus der Wanne.«
    Er zog eine Schnute, widersprach aber nicht. Vielleicht hatte er ebenfalls Hunger. Ich wickelte mich ins Handtuch und wollte die Wanne verlassen. Doch meine Hände rutschten vom Porzellan ab, die Knie knickten ein, und ich glitt ins schnell abkühlende Wasser zurück.
    Für ein oder zwei Sekunden lag ich einfach da und war vor allem verwirrt, noch nicht besorgt. Bis ich weitersank. Daraufhin versuchte ich, wieder aufzustehen.
    Doch meine Bemühungen blieben ohne Erfolg.
    Es gelang mir nur, den Kopf noch etwas länger über Wasser zu halten, während ich versuchte, mich zu bewegen, zu rufen, irgendetwas zu tun. Aber mein Körper gehorchte mir nicht, und der Ruf blieb mir in der Kehle stecken, weil sich mein Mund einfach nicht öffnen wollte. Ich brachte nur ein dumpfes Brummen hervor, und dann sank auch der Kopf ins Wasser.
    Sofort verschwanden alle Geräusche. Das leise Zischen der Klimaanlage, die fast unhörbaren Schritte der Wächter, ein leises Klirren, als jemand im Esszimmer Eiswürfel in ein Glas gab – das alles wich von mir. Stille schloss sich um mich wie eine schwere, kalte Hand, die mir den Atem nahm.
    Inzwischen hatten sich die Blasen größtenteils
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