Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
Augenbraue nach oben schnellte.
Damit war für sie das Thema erledigt, es war schließlich schon spät, und sie konnte es sich erlauben, sich großzügig zu zeigen, wenn auch nur auf betont herablassende Art. »Meinetwegen können Sie heute Nacht bleiben, aber ich habe zu arbeiten. Deshalb werden Sie morgen leider ausziehen müssen.« Sie sah durch das Fenster auf seinen roten Ferrari, der direkt vor der Garage parkte, deshalb hatte sie ihn nicht bemerkt, als sie vor dem Haus gehalten hatte.
Er ließ sich demonstrativ auf einem Stuhl nieder, als wolle er ihr zeigen, dass er nirgends hingehen würde. »Was arbeiten Sie denn?« Es klang, als könne es sich nicht um besonders ernst zu nehmende Arbeit handeln.
»Je suis auteur.«
»Eine Autorin?«
»Soy autora«, wiederholte sie auf Spanisch.
»Das ist doch kein Grund, Ihr Englisch aufzugeben.«
»Ich dachte, Sie verstehen mich dann vielleicht besser. Ich habe da so etwas gelesen …«
Kevin war vielleicht etwas oberflächlich, aber dumm war er nicht, und sie befürchtete, vielleicht etwas weit gegangen zu sein. Leider kam sie gerade erst richtig in Fahrt. »Ich bin fast sicher, Ruh hat sein kleines Problem mit der Tollwut überstanden, aber vielleicht sollten Sie sich doch lieber impfen lassen, sicherheitshalber.«
»Sie sind immer noch wütend, weil ich Sie für einen Einbrecher gehalten habe, nicht wahr?«
»Entschuldigen Sie, ich verstehe Sie ganz schlecht, wahrscheinlich eine leichte Gehirnerschütterung von dem Sturz.«
»Ich sagte, es tut mir Leid.«
»Ja, das sagten Sie bereits.« Sie räumte ein paar Stifte beiseite, die die Kinder auf der Theke liegen gelassen hatten.
»Ich werde mal nach oben gehen und mich hinlegen.« Er stand auf und ging zur Tür. Dann drehte er sich noch einmal um und wies auf ihr Haar. »Seien Sie ehrlich. War es so etwas wie eine Fußballwette?«
»Gute Nacht, Kirk.«
Als Molly ihr Schlafzimmer betrat, merkte sie erst, wie schwer sie atmete. Nur eine dünne Wand trennte sie von dem Gästezimmer, in dem Kevin schlafen würde. Sie spürte ein Kribbeln auf ihrer Haut und den unwiderstehlichen Drang, ihre Haare mit einer Schere zu bearbeiten, obwohl da eigentlich nicht mehr viel zu bearbeiten übrig war. Sie war drauf und dran, ihm gleich morgen seine natürliche Farbe wiederzugeben, doch diese Genugtuung würde sie ihm nicht gönnen.
Sie war hierher gekommen, um auszuspannen, nicht um neben der Höhle des Löwen zu nächtigen. Sie raffte ihre Sachen zusammen. Ruh dicht auf den Fersen eilte sie hinunter in das große schlafsaalähnliche Eckzimmer, in dem sonst die drei Mädchen schliefen, und schloss die Tür hinter sich ab.
Sie lehnte sich an den Türrahmen und versuchte, sich zu entspannen. Ihr Blick schweifte über die schräge Decke des Raumes und die kleinen Mansardenfenster, die zum Tagträumen einluden. Zwei Wände waren mit Szenen aus dem Nachtigallenwald bemalt, sie erinnerte sich noch, wie sämtliche Familienmitglieder ihr dabei abwechselnd im Weg gestanden hatten. Jetzt fühlte sie sich schon viel besser, und morgen früh wäre er verschwunden.
An Schlaf war allerdings nicht zu denken. Warum hatte sie Phoebe nicht gesagt, dass sie vorhatte hier hoch zu fahren, wie sie es sonst immer tat? Weil sie weiteren Bemerkungen über ihre Haarfarbe und Warnungen vor irgendwelchen Vorfällen aus dem Weg gehen wollte.
Sie wälzte sich im Bett herum, sah immer wieder auf die Uhr und machte schließlich das Licht an, um ein paar Ideen zu ihrem neuen Buch zu skizzieren. Aber es half nichts. Normalerweise fand sie das Geräusch des Winterwindes, der um das solide Blockhaus fegte, beruhigend, doch heute Nacht stachelte er sie eher dazu an, sich die Kleider vom Leib zu reißen und zu tanzen, das brave, strebsame Mädchen hinter sich zu lassen und ihren wilden Trieben freien Lauf zu gewähren.
Sie warf die Decke zurück und sprang aus dem Bett. Trotz der Kühle im Zimmer fühlte sie sich erhitzt und fiebrig. Sie wünschte, sie wäre zu Hause. Ruh öffnete schläfrig ein Auge und klappte es wieder zu, als sie zu der gepolsterten Bank in einem der Mansardenfenster ging.
Eisblumen überzogen die Fensterscheiben, draußen tanzte der Schnee in feinen weißen Bändern durch die Bäume. Sie versuchte, sich auf die Schönheit der Winternacht zu konzentrieren, doch immer wieder sah sie Kevin Tucker vor sich. Ihre Haut prickelte, ihre Brüste bebten. Es war einfach erniedrigend! Da saß sie nun, eine intelligente Frau - um nicht zu
Weitere Kostenlose Bücher