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Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Titel: Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife
Autoren: Bridget Asher
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»Ich habe ihn nicht eingeladen. Das hat er nur behauptet.«
    »Warum hast du ihm nicht einfach gesagt, dass du ihn nicht auf der Party sehen willst?«
    Ich hatte es nicht gesagt, weil ich ihn ebenso sehr sehen wollte wie nicht. Es erschreckte mich, wie unser Wiedersehen in der Eisdiele mich umwarf. Ich dachte an Elliot Hull mit den unförmigen Rapper-Shorts, der Baseball-Kappe und dem charakteristischen verschmitzten Lächeln. Ich stellte mir vor, wie er so in einem Hörsaal eines fünftklassigen Community College stand und ein riesiges Eis in einer Waffeltüte schleckte, während er mit einer Hand in der Tasche Heidegger zitierte. »Er ist bestimmt kein übler Kerl. Er ist Philosoph. Ich meine – in der Philosophie findet man doch keine üblen Kerle, oder?«
    »Ich denke, üble Kerle findet man überall«, erwiderte Peter. Er war fest davon überzeugt, dass die Menschen von Grund auf schlecht waren und dagegen ankämpfen mussten. Im Allgemeinen sprach er nicht darüber, also war diese Bemerkung ein Vertrauensbeweis.
    »Da hast du wahrscheinlich recht«, erwiderte ich.
    »Geh ihm einfach aus dem Weg.«
    Ripken pupste, fuhr herum und schnappte nach seinem Furz. Ich tat mein Bestes, um seine Flatulenzen durch entsprechende Ernährung zu minimieren, aber manchmal durchwühlte er den Mülleimer oder klaute einen Schokoriegel aus meiner Handtasche, und schon ging es wieder los.
    Ich bedachte ihn mit einem strafenden Blick und verließ das Bad. Peter trug ein kurzärmeliges, blau-weiß kariertes Altmännerhemd mit Button-down-Kragen und Brusttasche. »Das Hemd erinnert mich an Dr. Fogelman«, sagte ich.
    »Den Nachbarn deines Vaters?«
    »Ja.« Mein Vater wohnt seit mehr als dreißig Jahren neben den Fogelmans. Fogelman ist sein Zahnarzt. Leider ist er kein guter Zahnarzt. Ständig muss mein Vater sich neue Kronen einsetzen und Wurzelkanäle nachbehandeln lassen, weil es beim ersten Anlauf nicht richtig geklappt hat. Er leidet seit Jahrzehnten Schmerzen, nur weil er Dr. Fogelman nicht kränken will. Dr. Fogelman hortete in Vorbereitung für das Jahr-2000-Problem, den weltweiten Katastrophenfall zum Millennium, in seinem Keller vom Boden bis zur Decke Konserven, Wasserflaschen und Medikamente, und nachdem die Jahrtausendwende störungsfrei über die Bühne gegangen war, ernährten er und seine Frau sich ein geschlagenes Jahr ausschließlich aus Dosen. »Manchmal muss man sich durch schlechte Investitionen eben durchbeißen«, sagte er einmal zu mir. Dr. Fogelman ist ein Pessimist mit ungepflegten Zähnen und einem Überbiss, und Mrs. Fogelman steht unverbrüchlich zu ihm, auch wenn sie ihn hinter seinem Rücken »alter Scheißer« nennt.
    »Bitte zieh das Fogelman-Hemd aus«, sagte ich zu Peter. »Es deprimiert mich.« Noch immer nur in Unterwäsche setzte ich mich auf die Bettkante. »Es gibt mir das Gefühl, dass wir ein altes Ehepaar sind …«
    »Wie die Fogelmans?«
    Ich nickte und zupfte nachdenklich an der Tagesdecke. War das die Tagesdecke eines alten Ehepaars?
    »Ich mag das Hemd. Es ist retro.«
    Es war nicht retro. Es war langweilig. Ein feiner Unterschied, der sich ihm nicht erschließen würde. »Vielleicht findet Elliot Gefallen an Helen. Helen ist hübsch«, sagte ich.
    »Nur auf Fotos«, widersprach Peter.
    »Das gibt es nicht. Hübsch ist hübsch.«
    »Ich habe sie auf Fotos gesehen, als wir gerade zusammengekommen waren, und dann hab ich sie kennengelernt und gesehen, wie sie sich bewegt und wie sie lacht. Sie lacht zu laut, und sie klappt dabei jedes Mal buchstäblich zusammen – wie diese kleinen Holzperlen-Knickfiguren.«
    »Oh.« Ich fragte mich, warum er mir nie erzählt hatte, wie er über Helen dachte, und wie viele kleine Betrachtungen er noch für sich behalten hatte – vielleicht auch über mich. Ich wusste, dass Peter meine Freundinnen nicht mochte, aber schließlich wusste ich selbst nicht, ob ich das tat. Es fällt mir schwer, mit Frauen befreundet zu sein. Ich konnte nie gut mit den plötzlichen Unterströmungen von Gesprächen umgehen, damit, wie gewichtig eine Unterhaltung zwischen Frauen werden konnte, und das in ganz ruhigem Ton. Frauen besitzen Superfähigkeiten in geschliffenem Dialog, und ich war grundsätzlich die Dumme. Manchmal erkannte ich erst Stunden später, dass ich wieder einmal die Zielscheibe gewesen war – Hey, Moment mal … – , aber dann war es immer schon viel zu spät für eine Reaktion. Helen war besonders tückisch. Sie war noch immer Single und ließ das
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