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Verirrte Herzen

Verirrte Herzen

Titel: Verirrte Herzen
Autoren: Julia Schoening
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umgehend zu Lilly setzte und ihren Puls tastete.
    »Sie hatte die ganze Nacht hohes Fieber. Und dann hat sie schlagartig über Kopfschmerzen geklagt, und im nächsten Moment hat sie nicht mehr reagiert«, schluchzte Anne. Sie begriff nicht, was um sie herum gerade geschah.
    Der Notarzt zog mit Schwung die Decke zur Seite und betrachtete Lillys Beine, an denen überall kleine, rote Punkte zu sehen waren.
    Während eine Rettungsassistentin der Kleinen einen Zugang in die Vene legte, befragte der Notarzt Anne weiter. »Hat Ihre Tochter irgendwelche Vorerkrankungen? Ist es schon einmal passiert, dass Ihre Tochter bewußtlos war? Nimmt sie Medikamente ein?«
    Anne schüttelte den Kopf. Bisher war Lilly doch immer kerngesund gewesen.
    »Wie schwer ist sie denn?« wollte der Notarzt weiter wissen.
    »Siebzehn Kilogramm«, antwortete Anne, ohne nachdenken zu müssen.
    Der Notarzt leuchtete Lilly mit einer kleinen Taschenlampe in die Augen, dann hob er ihren Kopf an.
    Fassungslos stand Anne im Zimmer und beobachtete wie versteinert den Arzt. Sie war nicht in der Lage, sich zu regen.
    »Wir müssen Ihre Tochter so schnell es geht ins Krankenhaus bringen«, erklärte der Arzt mit ernster Miene, während er seinen Koffer öffnete, eine kleine Ampulle herausholte und Lilly etwas von der Flüssigkeit spritze.
    »Was ist denn los?« brachte Anne mit letzter Kraft hervor. Ihre Stimme zitterte.
    »Ich vermute, dass Ihre Tochter eine Hirnhautentzündung hat. Es ist eine sehr ernste Erkrankung, deshalb muss sie unbedingt auf die Intensivstation gebracht werden, um weiterbehandelt werden zu können«, erklärte ihr der Notarzt. Unterdessen hoben die Rettungskräfte Lilly auf eine Trage. »Möchten Sie bei uns mitfahren, oder kommen Sie mit Ihrem Auto nach?«
    Anne fühlte sich wie in einer tiefen Trance. Alles lief an ihr vorbei, und es war ihr nicht möglich einzugreifen. »Bei Ihnen«, erwiderte die schließlich.
    Dann verschwanden sie mit Lilly in Richtung Krankenwagen.
    Leichenblass eilte Anne hinter ihrer Tochter her.
    Nadine blieb in der Wohnung zurück, während die anderen in den Rettungswagen stiegen.
    Mit Blaulicht rasten sie in die Kinderklinik.
    Anne klammerte sich krampfhaft an ihrem Sitz fest. Sie hatte das Gefühl, es dauerte eine Ewigkeit, obwohl sie nach nicht einmal fünf Minuten in der Klinik eintrafen. Lilly wurde sofort auf die Intensivstation gebracht, wo sie von zwei Ärztinnen, einem Assistenzarzt und mehreren Krankenschwestern und Pflegern in Empfang genommen wurde. Lilly wurde auf ein Bett umgelagert. Der Notarzt erklärte kurz, was vorgefallen war.
    Anne hatte sich bis zur Intensivstation mit durchgekämpft. Jetzt stand sie völlig verloren in einer Ecke.
    Hektisch schoben sie Lilly in ein Zimmer.
    Anne wollte ihnen folgen, als eine Hand sie an der Schulter festhielt. »Sie müssen hier warten. Es tut mir leid«, drangen die Worte einer Krankenschwester zu ihr durch.
    »Aber ich muss zu meiner Tochter«, flehte Anne verzweifelt.
    »Es tut mir leid. Sie dürfen nicht. Nehmen sie so lange hier Platz«, erklärte die Schwester ruhig und deutete auf einen Stuhl.
    Doch Anne konnte sich nicht setzen. Nervös lief sie vor der Tür auf und ab. Unterdessen eilte ein weiterer Arzt hinein.
    Die Zeit schien nicht zu vergehen.
    Irgendwann setzte sich Anne doch. Sie fühlte sich so hilflos. Sie konnte nichts tun, außer zu warten. Angespannt kaute sie auf ihren Fingernägeln. Es musste ihr doch endlich jemand sagen, was mit ihrer Tochter war.
    Dann kam ein Arzt auf sie zu. »Ich kann Ihnen leider nicht viel sagen, aber ihrer Tochter geht es den Umständen angemessen. Bitte haben Sie noch etwas Geduld. Sie können bald zu Lilly.« Schon war der Arzt wieder im Zimmer verschwunden.
    Verunsichert blieb Anne zurück. Warum dauerte das alles nur so lange?
    Eine Schwester riss sie aus ihren Gedanken. »Ich bin Schwester Isabelle. Versuchen Sie sich nicht zu viele Sorgen zu machen, auch wenn es schwerfällt. Die Ärzte haben die Situation im Griff. Sie können ihnen vertrauen.« Sie lächelte Anne freundlich an. »Möchten Sie vielleicht jemanden informieren, dass Ihre Tochter ins Krankenhaus gekommen ist?«
    Anne nahm das Angebot gern an. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht.
    Als sie wenige Sekunden später ein Telefon in der Hand hielt, wählte sie intuitiv Caros Nummer.
    »Wagner«, meldete sich Caro schon beim zweiten Klingeln.
    »Caro«, schluchzte Anne verzweifelt in den Hörer, ehe sie von Tränen übermannt wurde und
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