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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land
Autoren: Leonie Britt Harper
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wusste, dass er nicht zu schnell schwimmen durfte, wenn er sich nicht schon lange vor dem Ziel verausgaben wollte. Seine Rettung lag in Beständigkeit und Ausdauer.
    Patrick mochte eine gute Stunde geschwommen sein, als sich die ersten Ermüdungserscheinungen zeigten. Seine Züge waren weniger kraftvoll als zu Beginn und die Muskeln in Armen und Beinen begannen zu schmerzen. Die Sonne warf einen rotgoldenen Schein über das Meer und Patrick sah weit vor sich die Insel und die Umrisse von Bäumen. Aber die Strecke, die er noch zu bewältigen hatte, erschien ihm erschreckend weit.
    Er drehte sich auf den Rücken und ließ sich eine Weile treiben, um neue Kraft zu schöpfen. Ob ihn die Flut dabei der Insel näher brachte, konnte er nicht beurteilen. Er hoffte es jedoch inständig.
    Nach einigen Minuten zwang er sich zurück in die Brustlage und nahm den Kampf wieder auf. Er zählte seine Schwimmstöße, um sich vom Brennen in Armen, Beinen und Nacken abzulenken. Aber er musste immer mehr Willenskraft aufbringen, um gegen die Ermüdung anzukämpfen. Ihm war, als füllten sich seine Glieder mehr und mehr mit Blei, so schwer wurden sie ihm, und stechender Schmerz jagte ihm durch Lunge und Oberkörper.
    Verzweiflung ergriff ihn. Der beklemmende Eindruck, dass die Insel einfach nicht näher kommen wollte und er sich vergeblich abplagte, wurde fast übermächtig. Es kostete ihn alle Kraft, der aufkeimenden Angst Widerstand zu leisten. Wie verführerisch war der Gedanke, sich auszuruhen und sich einfach in die Tiefe sinken zu lassen!
    Doch immer wenn Patrick glaubte, das Ende seiner Kräfte erreicht zu haben und nicht mehr weiterschwimmen zu können, rebellierte der Überlebenswille gegen die Stimme, die ihn zur Aufgabe verlocken wollte. Wie in Trance schwamm er auf die Insel zu. Sein Körper war ein einziges Brennen und Stechen, jeder Muskel in ihm schien zu schreien. Patrick schloss gequält die Augen, doch er gab nicht auf.
    Und dann plötzlich hörte er das Geräusch einer sanften Brandung. Er riss die Augen auf, hob den Kopf und sah das rettende Ufer keine zweihundert Yards vor sich.
    Mit letzter Anstrengung erreichte er den Strand. Auf allen vieren kroch er aus dem Wasser und sackte entkräftet in den Sand. Er war zu keiner Bewegung mehr fähig, nur ein Schluchzen unsäglicher Erlösung drang aus seiner Kehle.
    Später wusste Patrick nicht zu sagen, wie lange er dort gelegen hatte. Es konnte eine halbe Stunde, aber ebenso gut auch volle zwei Stunden gewesen sein. Er war so ausgelaugt, dass er in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung fiel.
    Als er wieder erwachte, war es heller Tag. Das Stechen in seiner Brust war kaum mehr zu spüren und die Schmerzen in seinen Gliedern waren auf ein erträgliches Maß zurückgegangen. Für einige Minuten blieb er noch am Strand sitzen und blickte mit einer Mischung aus Staunen, Dankbarkeit und Stolz auf das im Sonnenlicht glitzernde Meer hinaus. Er hatte es tatsächlich geschafft, der Sarah Lee zu entkommen.
    Dann rappelte er sich auf und suchte sich einen Weg hinüber auf die andere Seite der Insel. Dort ging er fast eine Stunde am Strand entlang, bis er endlich die Stelle gefunden hatte, von der aus die Entfernung von der Insel zum Festland am schmalsten war – und wo auf etwa halber Strecke ein anderes kleines Eiland aufragte. Bis zu diesem kleinen Flecken Sand und Buschwerk war es vermutlich nicht viel mehr als eine Meile. Doch als Patrick wieder ins Wasser hinauswatete, kam ihm die Strecke um ein Vielfaches länger vor. Am liebsten hätte er in aller Ruhe neue Kraft geschöpft. Doch dazu blieb ihm keine Zeit, wenn er Éanna vor dem Aufbruch ihres Siedlertrecks erreichen wollte.
    Zu seiner großen Erleichterung ließen ihn seine Kraftreserven nicht im Stich. Und mit seinem Ziel, Éanna wiederzusehen, fest vor Augen, nahm er auch den zweiten Wasserarm in Angriff, der ihn jetzt noch vom Festland trennte.
    Patrick war den Tränen nahe und dankte dem Herrgott auf Knien, als er das Ufer endlich erreicht hatte. Er war gerettet und wieder frei. Zwar lag noch immer ein langer Weg vor ihm, doch den gefährlichsten Teil hatte er bewältigt. Jetzt musste er sich nur noch durch das Marschland und den Wald dahinter bis zur nächsten Landstraße durchschlagen und dann einen Weg finden, um so schnell wie möglich zurück nach New York zu kommen. Mit ein wenig Glück müsste die Zeit reichen, um rechtzeitig in Independence einzutreffen.
    Patrick lachte auf, als er sich bewusst wurde, was er da
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