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Verführung pur

Verführung pur

Titel: Verführung pur
Autoren: Joanne Rock
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sich bereit zum Absprung.
    Wäre doch gelacht, wenn er diese Entführungsgeschichte nicht hinbekäme!
    Mia Quentin kämpfte sich durch eine Traube von Bikinischönheiten nach vorn. Sie wollte in der ersten Reihe stehen, wenn die Piraten an Land stürmten. Immerhin war dies hier ihre vorerst letzte Chance auf so etwas wie ein Abenteuer. Voller Ungeduld und mit einem Wagemut, der ihr sonst eher fremd war, brannte sie darauf, von einem wilden Piraten entführt zu werden.
    Heute fühlte sie sich beinahe gefährlich ungestüm und leichtsinnig.
    Sie steckte sich eine rote Hibiskusblüte hinters Ohr und strich ihr langes braunes Haar glatt. Hoffentlich fand sich unter diesen Piraten jemand, der ihr kunstvolles Outfit einem String-Bikini vorzuziehen wusste. Die Bikinis der anderen Frauen waren teilweise so knapp, dass man glauben mochte, sie wären aus Zahnseide geknotet.
    Doch Mia war überzeugt davon, dass ihr langer, farbenfroher Sarong und das schwarze Seidentop auf den wahren Kenner verführerischer wirkten als eine übertriebene Zurschaustellung nackter Haut.
    Andererseits waren ihre Kenntnisse in Sachen Verführung eher spärlich, da sie sich seit drei Jahren konsequent von Abenteuern – und Männern – ferngehalten hatte. In letzter Zeit hatte sie geradezu zölibatär gelebt, weil sie ihren Großeltern beweisen wollte, dass sie nicht in die Fußstapfen ihrer Mutter trat, die daheim in dem Ruf stand, ein Männer verschlingender Vamp zu sein. Und während ihre Mutter jedem halbwegs attraktiven Surfer hinterhergelaufen war, hatte sie Mias Kindheit größtenteils verpasst.
    Aber heute Abend war Mia wild entschlossen, sich von all den Beschränkungen freizumachen, unter denen sie in ihrer Heimatstadt Twin Palms lebte. Sie hatte sich ein paar Tage Urlaub erkämpft, bevor sie sich am Montag wieder dem Ernst des Lebens stellte. Dann musste sie zur Bank gehen und um eine Verlängerung der Hypothek für den kleinen Souvenirladen der Familie bitten.
    Doch zuvor wollte sie einmal ein paar Stunden an sich und nicht ausschließlich an das Wohl der Familie denken. In den vergangenen Monaten war ihr schmerzlich bewusst geworden, dass sie sich aus lauter Angst, die geliebten Großeltern zu schockieren, mehr und mehr von der Außenwelt abgekapselt hatte.
    Inzwischen hatte sie vollkommen verlernt, wie man überhaupt Vergnügen und Zerstreuung hatte. Diese Erkenntnis war ihr besonders erschreckend klar geworden, als in der vergangenen Woche ein Vertreter ins Geschäft kam und Warenmuster vorstellte. Unter den diversen Scherzartikeln für Touristen war ein wassergefüllter Kugelschreiber mit einer schwimmenden Comicfigur gewesen, die bei einer bestimmten Drehung des Schreibers ihre Badehose verlor. In dem Moment war Mia aufgegangen, dass sie seit Jahren keinen nackten Mann mehr gesehen hatte.
    Wahrscheinlich hatte sie sich deshalb fest vorgenommen, ihre wenigen Tage in Tampa zu nutzen, um sich endlich mal wieder zu amüsieren. Denn wenn sie die Verlängerung der Hypothek erst einmal durchgeboxt hatte, würde sie ihre Arbeitsstunden verdoppeln müssen, um die Raten zu zahlen. Dies war also ihre letzte Chance, Arbeit und familiäre Verpflichtungen vorübergehend zu verdrängen und das Leben zu genießen.
    Sie hoffte inständig, dass die Auswahl an Piraten sie nicht enttäuschen würde. Sollte sie an diesem Wochenende die Gelegenheit bekommen, einen echten nackten Mann zu sehen, würde sie jedenfalls nicht weggucken. Das stand für sie fest.
    Mit dem kleinen Opernglas, das sie klugerweise eingesteckt hatte, wollte sie gerade einen genaueren Blick auf die Männerhorde an Bord der
José Gaspar
werfen, als sie neben sich eine Stimme vernahm.
    “In diesem Aufzug haben Sie hier keine Chance”, sagte die mindestens siebzigjährige Frau. Ihr weißes Haar war modisch kurz geschnitten, und sie trug ein langes grünes Strandkleid, das in der Mitte von einem Gürtel gehalten wurde, den sie in diesem Moment löste. “Sie müssen schon ein bisschen Bein zeigen.”
    Mit diesen Worten schob sie den Frotteestoff vorn auseinander und legte ein Paar Beine frei, die so manche Frau in Mias Alter grün vor Neid machen konnten. Mia musterte sie bewundernd und hoffte, in fünfzig Jahren mit ähnlich fantastischen Beinen aufwarten zu können. Für heute war sie allerdings optimistisch, der Konkurrenz gewachsen zu sein.
    Und das musste sie auch, denn schließlich hatte sie sich fest vorgenommen, sich von einem aufregenden Piraten entführen und anschließend
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