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Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz
Autoren: India Grey
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hasst er sie, aber das ist in dem Geschäft nicht unüblich. Merkwürdig daran ist nur, dass die Paparazzi es respektierten. Er muss ein beeindruckender Typ sein. Hey, Eve, alles in Ordnung mit dir?“
    „Oh … ja, ja natürlich.“
    „Na, dann komm! Wir verpassen die Party. Was ziehst du an?“
    „Ach, nicht viel. Das meine ich nicht wörtlich, sondern ich habe nur das hier.“Verlegen stand Eve auf und wühlte in ihrer abgeschabten alten Reisetasche herum – Ellie hatte über das altmodische Gepäckstück immer gelacht.
    Sienna fing das Seidenkleid auf, das Eve hervorzog und ihr zuwarf. „Das ist toll! Woher hast du es?“
    Eve lächelte ihr strahlend zu und sagte übertrieben vornehm und blasiert: „Das ist aus einem schrecklich exklusiven kleinen Modehaus namens Secondhandshop. Weißt du, meine Liebe, ich trage nichts anderes.“
    In der warmen Luft hing der Duft von Lavendel, als Raphael Di Lazaro mit einem Seufzer der Erleichterung auf die romantisch erleuchtete Terrasse trat. Unter all den Berühmtheiten, die sich in dem prunkvollen Ballsaal des Palazzos drängten, war es ihm schwergefallen, frei zu atmen. Alles war auf Hochglanz poliert und zurechtgemacht: von den perfekt geschminkten, ausdruckslosen Gesichtern der Models bis zu dem prachtvollen Blumenschmuck. Dagegen wirkten der Staub und das Chaos, wie er es in Kolumbien kennengelernt hatte, geradezu erfrischend.
    Er ließ sich von einem Kellner ein Glas Champagner reichen und sah verstohlen auf die Uhr. Normalerweise mied er Veranstaltungen wie diese hier tunlichst, aber er war schließlich beruflich und nicht zum Vergnügen hier. Veranstaltungen wie diese hier waren nämlich genau die Gelegenheiten, die sein mieser Bruder nutzte, um aktiv zu werden.
    Halbbruder! Seit Raphael entdeckt hatte, welche Abgründe an Verdorbenheit und Korruption Luca hinter der charmanten Fassade verbarg, war er mehr denn je entschlossen, daran zu denken, dass sie nur einen Elternteil gemeinsam hatten. Und Antonio Di Lazaro hatte bei Raphaels Erziehung eine so geringe Rolle gespielt, dass man ihn kaum als Vater bezeichnen konnte.
    In Antonios Augen war Luca der Goldjunge – genau wie in den Augen aller anderen.
    Raphael hob das Glas an die Lippen, als könnte der Champagner den bitteren Geschmack wegspülen, den die Erinnerungen in ihm auslösten. Er leerte das Glas in einem Zug, nur um festzustellen, dass sich die Gedanken nicht so leicht vertreiben ließen. Doch zum ersten Mal empfand er noch etwas anderes als Bitterkeit: Mitgefühl. Bestimmt wurde es für Antonio nicht leicht, wenn sein Lieblingssohn wegen internationalen Drogenhandels und Geldwäsche angeklagt wurde. Vor allem, da das Geld höchstwahrscheinlich von den Lazaro – Konten stammte.
    Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Noch war Luca nicht verhaftet worden, und daher war es seine, Raphaels, Aufgabe sicherzustellen, dass an diesem kritischen Punkt der Ermittlungen nichts den Erfolg gefährdete.
    Er sah sich nach seinem Vater um und unterdrückte ein Gähnen. Selbst als er noch für Lazaro gearbeitet hatte, war ihm das hohle Gerede der Celebritys gegen den Strich gegangen, und in Kolumbien hatte seine Abneigung nur noch zugenommen. Die Veranstaltung heute hatte ihn dermaßen ermüdet und gelangweilt, dass er während der endlosen Prozession vollkommen austauschbarer lebender Kleiderständer beinahe eingeschlafen wäre.
    Vielleicht war er tatsächlich für einen Moment weggedämmert und hatte diese erstaunliche erotische Begegnung nur geträumt …
    Schon bei dem Gedanken an die junge Frau in dem durchsichtigen Kleid fühlte er sich erregt. Andererseits: Die Erinnerung war so lebhaft, dass es kein Traum sein konnte. Noch immer sah er die Angst in den großen Augen, als die schlanke Gestalt ins Scheinwerferlicht trat, empfand erneut den Wunsch, ihr zu helfen, als sie stockte – und spürte so stark wie beim ersten Mal den Adrenalinstoß, als sie ihm direkt in die Augen blickte.
    Adrenalin? Wem wollte er etwas vormachen? Was sein Blut zum Kochen gebracht hatte, war reinstes Begehren gewesen.
    Raphael litt nicht nur an Schlafmangel. In den Kreisen, in denen er sich in Kolumbien aufhalten musste, hatte er nicht viele attraktive und intelligente Frauen getroffen. Und zwei Jahre ein klösterlich keusches Leben zu führen war eine verdammt lange Zeit, wenn man es nicht aus religiöser Überzeugung tat. Trotzdem war er noch nicht so verzweifelt, dass er sich ausgerechnet an ein hohlköpfiges Model
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