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Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Titel: Verführung auf Burg Kells (German Edition)
Autoren: Juliet Landon
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hatte. Erst in diesem Augenblick begriff Ebony den Grund seines seltsam hüpfenden Ganges. Unter der weiten Hose, die ihm bis zu den Waden reichte, ragte ein zu dünnes, bleiches Bein hervor, dessen Fuß merkwürdig nach innen gedreht war.
    Die Sonne verdunkelte sich vor Ebonys Augen, eisige Kälte stieg in ihr auf, die Wiese begann sich zu drehen, wölbte sich ihr wellenartig entgegen, und dann glitt sie besinnungslos ins weiche Gras.
    Im Traum hörte sie eine Lerche trällern. „Weck mich nicht“, flüsterte sie. „Es ist schön hier.“ Eine Hand fuhr ihr glättend über die Stirn, Gesichter tauchten auf, zeichneten sich dunkel gegen den hellen Himmel ab.
    „Meine Herzallerliebste“, murmelte Alex. „Es tut mir Leid, das wollte ich vermeiden. Ich wollte bei dir sein. Es ist meine Schuld. Ich bin ein unbeholfener Narr.“ Er hob sie in die Arme, und sie sank willenlos an seine starke Brust. „Ich bringe sie ins Haus“, sagte er.
    „Wird sie wieder gesund, Papa?“ piepste eine kleine Stimme.
    „Ja, Nick. Es geht ihr bald wieder gut.“
    „Und sie wird nicht sterben?“
    „Großer Gott, nein, mein Sohn, sie wird nicht sterben. Lauf voraus und mach uns die Gartentür auf.“
    „Wer ist sie, Alex?“ fragte die Stimme der Frau. „Sie sagt, ihr Name sei Ebony. Ist sie mit Euch gekommen?“
    „Sie ist Lady Ebony Moffat“, antwortete er. „Sagt Euch das etwas?“
    „Nein, nichts. Sollte mir der Name etwas sagen?“
    Er antwortete nicht, Ebony aber wusste, dass er lächelte.
    Die Welt kam wieder zum Stillstand, als sie endlich auf die Pelzdecke des Bettes gelegt wurde. Sie war ein wenig verlegen und sehr verwirrt und fand, es sei besser zuzuhören, als zu sprechen. Ebony hörte, wie Alex seinem Sohn mit leiser Stimme Anweisungen gab. „Bring uns kaltes Wasser aus der Quelle.“
    Die Matratze bewegte sich unter ihr, und sie spürte, wie ihre Hand zwischen schmale Finger genommen wurde, eine Berührung, nach der sie sich so viele Jahre gesehnt hatte. Ein Daumen strich zart über ihren Handrücken. Sie hatte sich ein überschwängliches Wiedersehen mit der geliebten Mutter ausgemalt, hatte sich danach gesehnt, ihre Geschichte zu hören, ihre eigene zu erzählen, sich ihr anzuvertrauen und ihren Rat einzuholen, wie ihn nur eine liebende Mutter geben konnte. Doch nun war die Berührung ihrer Hand das einzige, stumme Erkennen. Sie schlug die Augen auf, und ihr war, als schaue sie in die Zukunft und erblicke ihr eigenes gealtertes Spiegelbild, las zärtliche Besorgnis in den grauen Tiefen ihrer Augen unter leicht zusammengezogenen Brauen.
    „Ja“, sagte die Frau, die neben Ebony auf dem Bettrand saß. „Ich sehe eine gewisse Ähnlichkeit. Seltsam, nicht wahr? Verzeiht, Mylady. Ich fühle mich irgendwie für Euren Schwächeanfall verantwortlich, aber ich entsinne mich nicht …“ Sie suchte nach erklärenden Worten. „Mir war, als sähe ich mich selbst, als Ihr durch die Wiese auf mich zugekommen seid. Mich als junge Frau. Aber ich erinnere mich nicht.“ Bekümmert schüttelte sie den Kopf. „Ich erinnere mich an nichts. Ich weiß, dass ich Euch kennen sollte, aber ich weiß nicht einmal, wer ich selber bin. Könnt Ihr mir das glauben? Ihr fühlt Euch gekränkt, das sehe ich.“
    „Der junge Mönch sagte mir, Ihr heißt Frau Marie“, erwiderte Ebony endlich.
    Ein Lächeln glitt über das zerfurchte Gesicht, und die kühlen Finger streichelten Ebonys Hand. „Ja, die Ordensbrüder und Schwestern des Heiligen Augustinus verehren die Heilige Maria Magdalena“, erklärte sie. „Es war Abt William, der mich bei einem Jagdausflug im Wald aufgelesen hat. Auch daran erinnere ich mich nicht, aber er brachte mich hierher, und die Mönche kümmern sich seither um mich. Ich versuche, mich für ihre Güte erkenntlich zu zeigen, mache mich im Haus nützlich und flicke und nähe für sie. Es ist nicht viel, was ich für sie tun kann.“
    Alex setzte sich auf die andere Seite des Bettes. „Sie war völlig unterkühlt und halb verhungert, als man sie fand, und konnte wochenlang nicht sprechen, deshalb gaben die Mönche ihr den Namen Marie. Normalerweise ist es Frauen nicht gestattet, in einem Mönchskloster zu leben, Abt William machte jedoch eine Ausnahme, und der kleine Nicholas fasste sofort Zuneigung zu ihr. Er war damals vier und brauchte dringend eine Kinderfrau. Frau Marie kam wie ein Gottesgeschenk für meinen Sohn und die Mönche. Sie ist allen eine weit größere Hilfe, als sie in ihrer Bescheidenheit
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