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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition)
Autoren: Teresa Medeiros
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Königliche Kaperbriefe, die sich in Luft auflösen. Vergrabene Schätze. Ehrenmänner, die man unschuldig ins Gefängnis steckt. Als wäre ich in einer dieser absurden Romangeschichten gelandet, vor denen du mich stets gewarnt hast! Ich erwartete schon fast, dich mit einer Augenklappe und einem Krug voller Rum in der Hand auf hoher See vorzufinden!« Sie wischte sich die feuchten Augen. »Und stell dir vor, er hat doch tatsächlich gedacht, ich sei dumm genug, seine lächerlichen Anschuldigungen ohne jeden Beweis zu glauben. Der Mann ist ganz offensichtlich labil, und sein Irrglaube treibt ihn zu immer verzweifelteren Taten.«
    Der Admiral schenkte ihr ein mildes Lächeln, für das Lucy noch vor ein paar Wochen freudig ihr Leben hingegeben hätte. »Der Mann hat schlicht vergessen, mit wessen Tochter er es aufgenommen hat.«
    Ach ja, über wessen Tochter sprachen sie eigentlich?
    Das gerötete Gesicht des Admirals verdunkelte sich, und Lucy fürchtete einen Moment, sich verraten zu haben. »Ich muss gestehen, dass mir eine bestimmte ungeklärte Angelegenheit, die uns beide angeht, große Sorgen bereitet.«
    »Worum handelt es sich, Vater? Es betrübt mich, dich so niedergeschlagen zu sehen.«
    »Männer, denen man große Machtbefugnisse einräumt, sind häufig auch gezwungen, große Opfer zu bringen. Was genau die schreckliche Lage war, in der ich mich vor Teneriffa befand.« Er seufzte so schwer, dass sich Lucy die Haare sträubten. »Ich durfte mir nicht erlauben, auf die Forderungen dieses Verbrechers einzugehen. Aber ich durfte ihn mir auch nicht durch die Finger gehen lassen, weil er sonst mit der Tyrannei auf den Meeren nie aufgehört hätte. Ich hatte keine andere Wahl, als auf sein Schiff zu feuern, obwohl du an Bord warst. Ich kann nur hoffen, dass du in deinem Herzen Vergebung dafür findest.«
    Hätte sie beim Kartenspiel mit Kevin nicht gelernt, welchen strategischen Vorteil einem ein Pokerface einbrachte, Lucy hätte sich sicherlich mit einem skeptischen Schnauben verraten, das eines Elches würdig war. »Da ist nichts, was ich zu vergeben hätte. Wenn überhaupt jemand begreift, welche Opfer die Pflichterfüllung dir abverlangt, dann bin ich es. Zudem ist ja nichts passiert, Papa. Wir sollten nicht mehr darüber sprechen.«
    Einen Augenblick lang glaubte sie schon, zu hoch gepokert zu haben. Sie hatte ihn ihr Leben lang niemals Papa genannt.
    Doch zu ihrem Erstaunen beugte er sich herüber und tätschelte ihr die gefalteten Hände. »Du bist ein braves Mädchen. Lucy. Eine gute Tochter.«
    Sein Lob – viel zu spät und aus den allerfalschesten Beweggründen – erfüllte sie mit einem Hass, der sie fast erstickte.
     
    Als sie zusammen aus der Kutsche stiegen und auf Ionas Hof standen, war Lucy so nervös, dass sie fürchtete, ihr Vater könne es merken. Den Arm des Admirals nahm sie lediglich, um Halt zu finden. Vielleicht war es nur Einbildung, aber ihr war, als stütze er sich mehr auf sie als auf den Gehstock.
    Fenn lenkte die Kutsche mit knorriger, kundiger Hand zu den Stallungen, während Lucy und der Admiral in stocksteifer Pose die Freitreppe emporschritten, als führten sie eine Trauerprozession an.
    Die Eingangstür knarrte auf. Lucys Herz schlug vor freudiger Erwartung staccato – und setzte aus, als an der Tür eine ausgemergelte Gestalt mit gepuderter Perücke und seidener Livree erschien. »Guten Tag, Sir«, flötete die Person mit einer Stimme, die nichts von Smythes schroffer Bissigkeit hatte. »Und das muss wohl Ihre reizende Tochter sein.«
    Lucy geriet ins Wanken. »Ich verstehe nicht. Wo …?« Allein die unglaubliche Frage reichte aus, sie zum ersten Mal den Mut verlieren zu lassen.
    Der Admiral schüttelte traurig den Kopf. »Ich wollte dir die Rückfahrt nicht verderben, meine Liebe. Aber ich fürchte, es gibt da etwas, das du wissen musst.«

32
     
    Lucy war erleichtert über die großzügigen, sonnigen Räumlichkeiten im Greenwich Hospital für Seeleute. In den zwei Wochen, die es gebraucht hatte, bis sie endlich dem wachsamen Auge des Admirals entwischt war, hatte sie sich wahre Horrorszenarien ausgemalt. Was auf einen farbenprächtigen, wenn auch übertriebenen Bericht Sylvies zurückzuführen war, die ihr einmal von den Ungeheuerlichkeiten erzählt hatte, welche man den hilflosen Insassen des Bethlem Hospitals für Irre in Moorfields antat.
    »Wir sind stolz auf unsere Jungs, jawoll«, verkündete Mrs. Bedelia Teasley, während sie den breiten Gang vorauseilte, wo ein
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