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Verfuehrt in Las Vegas

Verfuehrt in Las Vegas

Titel: Verfuehrt in Las Vegas
Autoren: Marie Ferrarella
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auf der Wache nicht gerade wie in einer Kirche zuging.
    Alle möglichen Leute saßen oder standen herum und redeten aufgeregt durcheinander.
    Man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen.
    Daher fand sie es auch schwierig, sich auf die kleinen Schwarzweißfotos zu konzentrieren, die man ihr vorgelegt hatte. Außerdem deprimierte sie der Anblick dieser Männer mit den zumeist zerfurchten Gesichtern, die alle wie verkrachte Existenzen aussahen. Nach einer Weile konnte sie nicht verhindern, dass ihre Gedanken zu wandern begannen.
    Immer wieder stiegen Erinnerungen aus der Vergangenheit in ihr auf, Erinnerungen, gegen deren Erscheinen sie sic h nicht wehren konnte.
    Szenen zwischen Graham und ihr, die ihr noch einmal vor Augen führten, was sie damals geglaubt hatte - dass ihr Leben mit seinem Erscheinen überhaupt erst begonnen hatte.
    Caitlin stieß einen tiefen Seufzer aus. Sie war dumm gewesen, sehr dumm sogar. Ein junges Ding, das sich in den erstbesten Mann verliebt, der ihr schöne Worte ins Ohr flüsterte. Denn mehr war es schließlich nicht gewesen, wenn man es genau betrachtete.
    Caitlin reckte und streckte sich, denn sie hatte schon gemerkt, wie angespannt ihr Rücken war. Das alles hatte doch gar keinen Zweck. Sie wollte der Polizei gern helfen, aber das hier führte zu nichts. Mit einem Seufzer klappte sie die Mappe zu und legte sie zu den beiden anderen, die sie bereits ohne Erfolg durchgesehen hatte.
    Die Zeit schritt unaufhaltsam voran. Sie hatte den Beamten bereits alles gesagt, was sie wusste. Sie hatte sich die Kartei angesehen, wie sie es gewünscht hatten. Mehr konnte sie nicht tun. Sie musste wieder ins Geschäft zurück, wo man sie gewiss schon vermissen würde. Außerdem sehnte sie sich danach, diesem lauten, unruhigen Ort zu entkommen und endlich wieder in ihr Reich zurückkehren zu können. Graham saß nur zwei Tische weiter und hatte sie die meiste Zeit über beobachtet. Seine Nähe war nicht gerade dazu angetan gewesen, Caitlin zu beruhigen.
    Als er ihren Seufzer vernahm, wurde ihm wieder klar, dass er in Gedanken nur bei ihr gewesen war. Verdammt, er schien sich auf nichts anderes konzentrieren zu können, solange Caitlin im Raum war. Ben Jeffers war vor etwa einer Viertelstunde gegangen, nachdem er Caitlin die letzte Mappe gereicht hatte. Eigentlich hatte er sofort wiederkommen wollen, aber seitdem war er verschwunden.
    Caitlin hatte genug von der ganzen Prozedur, soviel stand fest. Außerdem war sie hundemüde. Seufzend erhob sich Graham und ging zu ihr hinüber.
    Er wies auf den Stapel von Fotomappen. „Hattest du kein Glück?”
    „Ich fürchte, nein”, erwiderte sie kühl. „Kann ich sonst noch etwas tun? Ansonsten möchte ich nämlich gern wieder in mein Geschäft zurück.”
    Graham schüttelte den Kopf. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass sie nichts finden würde. Schließlich hatte Caitlin ja gleich gesagt, dass sie nur das Profil des Mannes hatte sehen können, und das ebenfalls nur flüchtig.
    „Ich glaube nicht, dass du sonst noch viel tun kannst”, erwiderte er.
    Warum hatte sie eigentlich die ganze Zeit das Gefühl, als hätten Grahams Worte eine doppelte Bedeutung? Als würde er in Wirklichkeit von etwas ganz anderem sprechen?
    Aber das hätte er sich sparen können. Ihre Geschichte gehörte der Vergangenheit an, damit mussten sich wohl beide abfinden.
    „Gut, dann kann ich ja jetzt hoffentlich gehen”, sagte sie energisch und erhob sich.
    „Das heißt, wenn du nichts dagegen hast, natürlich.”
    „Ich habe überhaupt nichts dagegen”, erwiderte er gleichmütig. „Du kannst tun und machen, was du willst. Mich geht das schon lange nichts mehr an.” Das war vielleicht ein leichter Schlag unter die Gürtellinie, aber Graham konnte nicht anders. Zu tief war die Verletzung gewesen, als dass er jetzt mit Caitlin einfach wieder Konversation hätte treiben können.
    Kurz flammte der Ärger in Caitlins Blick auf , dann wurde er wieder neutral. Glaubte er etwa, ihr damit etwas Neues zu sagen? Ihre Mutter hatte sie damals schließlich über Grahams wahre Gefühle aufgeklärt. Seine sogenannte Liebe hatte einen Preis gehabt.
    Einen Preis, den er sich in barer Münze hatte auszahlen lassen.
    „Ja, das ist mir klar”, erwiderte sie eisig.
    Was sollte das denn heißen? Einen kurzen Moment lang verlor Graham die Fassung, obwohl er es sich nicht anmerken ließ. Sie war schließlich diejenige, die ihn damals verlassen hatte. Warum klang sie dann jetzt so vorwurfsvoll?
    Graham
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