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Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
Autoren: Veronika Aretz
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gruseligen Hauch. Ich spüre, wie sich die Hände, die mich an den Oberarmen halten, versteifen.(2) „Ist das Mädchen etwa eine Gefahr? Nehmt ihr die Fesseln ab!“

    Das höre ich nur zu gern.
    Kaum ist der Klebestreifen ab, sprudelt es auch schon aus mir heraus. „Das ist eine Unverschämtheit!“, schreie ich, ohne Luft zu holen. „Ich hab euch nichts getan und ich werde trotzdem wie der letzte Dreck behandelt! Ihr missachtet die Menschenrechte! Ich werde mich beschweren! Sklaventreiber nennt man das auf der Erde!“
    Kannst du dir einen Luftballon vorstellen, der mit so viel Wut gefüllt ist, dass er zu platzen droht? So jedenfalls fühle ich mich jetzt, ich stehe kurz vor dem Zerreißen! Die Schimpfwörter habe ich für deine zarten Ohren mal vorsorglich beiseite gelassen, aber du kannst mir glauben, dass da ziemlich viele dabei sind, die einem die Röte ins Gesicht treiben können.
    Ich schimpfe erst auf Deutsch und als mir nichts mehr einfällt, schreie ich das alles noch einmal auf Französisch und dann auf Englisch. Spanisch hätte ich sicher noch oben drauf gesetzt, wenn mein Hals nicht so trocken gewesen wäre und ich nicht nach Luft schnappen müsste. Nach zwanzig Minuten hängt mir die Zunge aus dem Mund heraus und ich verstumme.
    Der Mann mit der tiefen Stimme hat die ganze Zeit mit verschränkten Armen vor mir gestanden und mich nur angestarrt.
    Seine Augen sind dunkel und ich kann nicht erkennen, was in ihm vorgeht. Ich weiß nicht einmal, wer er ist und ob er irgendeine wichtige Position der Schwarzen Seite besetzt. Er trägt einen dieser eng anliegenden rot-schwarzen Anzüge, die vor fünfzig Jahren auf den Welten noch beliebt waren. Die oberen Knöpfe hat er geöffnet und die Ärmel hochgeschoben. Er scheint keiner der Befehlshaber zu sein, wahrscheinlich ist er nur ein Gefängniswärter und teilt den Schlangenmenschen gleich mit, in welche Zelle sie mich stecken sollen.
    Also habe ich meine Wut einfach nur vergeudet.(3)

    Der Mann dreht sich um und geht zum Tisch. Ich weiß, dass mein Redeschwall überflüssig gewesen ist, auch weil ihn sicher niemand hier verstanden hat. Zum Glück – denn es wäre nicht unwahrscheinlich, dass man mich dafür gleich in Ketten legt und zehn Tage lang hungern lässt. Vielleicht brüllt er mich ja auch ebenso an, dass ich wie eine Fliege an der Wand zermatscht werde und mir meine Haare zu Berge stehen? Ob Rido mich dann wieder abkratzt?(4)

    Er kommt jedoch mit einem gefüllten Glas Wasser wieder und reicht es mir. Verwundert nehme ich es entgegen, aber da mein Durst so groß ist, kippe ich es in einem Zug in mich hinein.
    „Ich gebe dir Recht“, sagt er auf Englisch. „Sprichst du auch spanisch?“
    Ich verschlucke mich und muss husten. Von wegen, der versteht mich nicht!
    „Si, Signore!“, antworte ich kleinlaut.
    Ach, verdammt, das ist Italienisch! Kann ich natürlich auch …
    „Nicht immer ganz perfekt“, setze ich auf Spanisch hinzu.
    Er wendet sich den Schlangenmenschen zu. „Ich hoffe, dass auch ihr dem Mädchen zugehört habt!“ Seine Stimme klingt streng. „Ich dulde keine solche Behandlung in meinem Haus! Ihr untersteht meinem Befehl – und sollte das noch einmal vorkommen, werde ich mit eurem Führer sprechen!“
    Sein Ton lässt keinen Widerspruch zu. Die Schlangenmenschen wissen das anscheinend, nicken kurz und ziehen sich leise zurück. Nicht einmal die Tür klackt, als sie diese hinter sich zuziehen. Kannst du dir das vorstellen? Diese abgebrühten Kämpfer, deren Seele wahrscheinlich schwärzer ist als der Teer eurer Straßen, kuschen wie kleine Küken?! Mein Kiefer ist vor Erstaunen heruntergeklappt. Wer ist dieser Mann, der einen solchen Einfluss auf sie hat?(5)

    Nun sieht er Rido an, der hinter mir steht und mir den einzigen Fluchtweg versperrt. „Habt ihr es?“
    Vermutlich nickt der Wolf, denn der Mann dreht sich zufrieden lächelnd um und wendet sich einem anderen zu, der an einem breiten Holztisch sitzt. Er ist über die Tastatur eines alten Computers gebeugt, den man durchaus mit einem modernen Laptop der Erde vergleichen kann, nur dass dieses Ding hier eher zu den Antiquitäten gehört. Hier muss der Text sogar noch eingetippt werden, dabei ist Spracherkennung bestimmt schon seit einem Jahrtausend üblich.
    „Füge bitte noch Folgendes hinzu“, sagt er zu dem Schreiber. „Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass sich der Trigonische Kristall nun in meinen Händen befindet. Ich bin bereit, demokratisch mit Ihnen zu
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