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Vereint

Vereint

Titel: Vereint
Autoren: Abbi Glines
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angetrauten Mann Kent Frederick davongerannt und in das Hochzeitsauto gestiegen war.
    Es war mir noch nie in den Sinn gekommen, dass ich kein Benzin nachfüllen konnte. Bis jetzt. Mein Tank war so leer, dass ich diese kleine Tankstelle in irgendeinem Küstenort irgendwo am Ende der Welt gerade noch im Leerlauf erreicht hatte. Nun lauschte ich geknickt Bradens Ansage: »Leider bin ich gerade nicht verfügbar. Wenn Sie mich erreichen wollen, schlage ich vor, Sie legen auf und schicken mir eine SMS.« Ihre Mailbox. Wahrscheinlich saß sie gerade in einem Flugzeug. Das Problem hier würde ich allein in den Griff kriegen müssen. Ich stieg aus dem kleinen, verblichenen roten Honda Civic. Zum Glück hatte ich ihn auf die richtige Seite der Zapfsäule gelenkt. Ich wusste, dass man den Stutzen in das Türchen stecken musste, denn ich hatte schon zugeschaut, wie Braden das machte. Das schaffte ich. Vielleicht.
    Doch zunächst stellte sich die Frage, wie man dieses magische Türchen überhaupt aufbekam. Da war es, gut sichtbar, aber es hatte keinen Griff. Ich starrte es einen Augenblick an und blickte mich dann nach jemandem in der Nähe um, der halbwegs vertrauenerweckend aussah. Ich brauchte Hilfe. Zwei ganze Jahre Therapie waren nötig gewesen, bis ich es schaffte, überhaupt mit Fremden zu sprechen. Inzwischen tat ich das häufig. Daran hatte Braden größeren Anteil als die Psychologin, zu der ich einmal wöchentlich hatte gehen müssen. Sie hatte mich in die Welt hinausgestoßen und mir beigebracht, wie man lebte.
    An meinen Badezimmerspiegel hatte ich Franklin Roosevelts Zitat »Das Einzige, wovor man Angst haben muss, ist die Angst selbst« hängen. Ich las es täglich, oder zumindest hatte ich das die letzten drei Jahre über. Stumm sagte ich es auf und entspannte mich. Ich hatte keine Angst. Ich war ja nicht meine Mutter. Ich war Della Sloane und befand mich auf einem Road Trip, der der Selbstfindung dienen sollte.
    »Alles okay? Oder brauchst du Hilfe?« Eine tiefe, seidige Stimme erschreckte mich. Ich riss den Kopf herum und entdeckte auf der anderen Seite der Zapfsäule einen Typen, der mich belustigt anlächelte. Viel Erfahrung mit Männern hatte ich zwar nicht, etwas aber schon. Zumindest genug, um zu wissen, dass die Tatsache, dass sie umwerfend aussahen wie der hier, sie noch lange nicht zu guten Menschen machte. Meine Unschuld hatte ich an einen Süßholz raspelnden Südstaatenboy mit einem Lächeln verloren, bei dem die Höschen reihenweise zu Boden rutschten. Es war die schlimmste Erfahrung meines Lebens gewesen. Aber der hier müsste mir aus der Patsche helfen können. Er bot mir ja keinen Sex an. Nur Hilfe. Zumindest war das mein Eindruck.
    »Ich schaff’s nicht … ich, äh. Verstehst du, ich habe noch nie …« Herrje, ich brachte es ja nicht mal über die Lippen. Wie erklärte eine Neunzehnjährige, dass sie nicht wusste, wie man tankte? Beinahe hätte ich losgelacht und hielt mir schnell die Hand vor den Mund. Er würde mich ja für verrückt halten! Ich verkniff mir das Lachen, so gut ich konnte, und lächelte zu ihm hoch. »Ich weiß nicht, wie das mit dem Tanken geht.«
    Die eleganten dunklen Augenbrauen des Typen schossen in die Höhe, und er musterte mich einen Augenblick. Er überlegte wohl, ob ich ihn auf den Arm nahm. Wenn der gewusst hätte! Es gab so vieles, wovon ich keine Ahnung hatte. Braden hatte sich zwar bemüht, mir alles beizubringen, was man so wissen musste, aber jetzt war sie verheiratet, und es wurde Zeit, dass ich allein zurechtkam.
    »Wie alt bist du denn?«, fragte er und ließ seinen Blick langsam über meinen Körper wandern. Wie ein Teenager sah ich nicht aus. Mein Körper war schon voll entwickelt, seit ich sechzehn war. Ich merkte ihm an, dass er versuchte, sich aus dem Ganzen einen Reim zu machen, und sich mein Unwissen bezüglich des Tankens nur damit erklären konnte, dass ich noch sehr jung war.
    »Ich bin neunzehn, aber ich habe erst seit Kurzem einen Führerschein, und es ist das erste Mal, dass ich tanken muss.« Ich seufzte und musste dann kichern. Das klang selbst in meinen Ohren völlig lächerlich. »Ich weiß, das klingt total unglaubwürdig, aber ich brauche Hilfe, ganz ehrlich. Wenn du mir nur ein bisschen Starthilfe gibst, dann kriege ich den Rest bestimmt hin.« Ich betrachtete seinen großen schicken Pick-up. Ganz in Schwarz und auf Hochglanz poliert. Er passte gut zu ihm und seinem hochgewachsenen, muskulösen Körper, dem olivfarbenen Teint und den
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