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Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt
Autoren: Kendra Elliot
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weil der Körper so klein war? So zierlich wie sie selbst? Jung. Weiblich. Das Opfer eines grässlichen …
    Schluss jetzt
. Sie durfte sich nicht mit den sterblichen Überresten der anderen Frau identifizieren. Lacey drückte ihre Gefühle weg. Hier war professionelle Distanz gefragt. Sie schluckte.
    Mach deinen Job. Gib dein Bestes. Sag Dr. Peres, was du herausfindest, und dann fahr nach Hause.
    Aber irgendwo vermisste irgendwer seine Tochter. Oder seine Schwester.
    Beherzt, aber doch behutsam nahm sie den Unterkieferknochen von der Plane und konzentrierte sich. Ein perfektes, ebenmäßiges Gebiss ohne Füllungen. Allerdings fehlten auf beiden Seiten die vorderen Backenzähne. Seltsamerweise standen die Zähne hinter den Lücken völlig gerade. Lacey schob den kleinen Finger in einen der Zwischenräume. Er passte genau. Meist neigten oder verschoben sich die nächststehenden Zähne früher oder später und drängten sich in den frei gewordenen Platz. Bei diesem Unterkiefer war das nicht der Fall. Dabei handelte es sich nicht einmal um frischeLücken. Wo früher die Zahnwurzeln gesessen hatten, hatte sich die Knochensubstanz vollständig regeneriert.
    »Irgendetwas hat die Zahnlücken offen gehalten«, murmelte Lacey. Sie legte den Kieferknochen ab und griff nach dem Schädel. Prüfend ließ sie die Fingerspitzen über die glatten Knochenflächen des Kopfes gleiten. Weiblich. Eindeutig. Männliche Schädel waren uneben und rau. Weibliche Formen bewahrten sich selbst im Tod ihre charakteristische geschmeidige Anmut. Sie drehte den Schädel um und begutachtete den vollkommen geformten Gebissbogen im Oberkiefer, in dem kein einziger Zahn fehlte.
    Eine Zahnspange. Oder besonders gute Gene. Die Frau hatte ein umwerfendes Lächeln gehabt.
    Die vorderen Backenzähne im Oberkiefer hatten große, silberfarbene Füllungen.
    »Im Oberkiefer ist ihr dieses Zahnpaar geblieben«, murmelte Lacey. Mit zusammengekniffenen Augen suchte sie nach weniger leicht erkennbaren weißen Füllungen. »Aber die unteren Zähne waren irgendwann nicht mehr zu retten«, überlegte sie laut. »Irgendetwas hat sie anscheinend von Anfang an geschwächt.« Lacey betrachtete die vorderen Schneidezähne, suchte nach Anzeichen von Fehlentwicklungen. Denn diese Zähne bildeten sich etwa zur selben Zeit wie die vorderen Backenzähne. Aber die Schneidezähne waren weiß, ebenmäßig und sehr, sehr schön.
    Lacey betastete die Enden der Zahnreihe. Die Weisheitszähne, die dort den Kieferknochen durchstießen, waren kaum zu erahnen. Ohne Röntgenbilder, auf denen sie die Wurzellänge der Weisheitszähne sehen konnte, wollte sie sich noch nicht auf das Alter der Frau festlegen. Aber bislang sprach nichts gegen Dr. Peres’ Schätzung, dass sie um die zwanzig gewesen sein musste.
    Das Dröhnen eines näherkommenden Fahrzeugs riss Lacey aus ihren Gedanken.
    Mit eiskalten Fingern umklammerte sie den Schädel. Durch das Plastikfenster sah sie verschwommen, wie ein Mann auf einem Quad auf den verschneiten Parkplatz bretterte und mit einer Drehung absichtlich eine Schneefontäne auf eine Gruppe von Cops schleuderte.
    Lacey sprang auf, schob die Zeltplane beiseite und ging hinaus. Mit angehaltenem Atem beobachtete sie die Szene.
    Wirklich lustig fanden die Cops den albernen Streich vermutlich nicht.
    Murrend und missmutig klopften die Männer sich den Schnee von den blauen Uniformen. Der Quadfahrer lachte laut auf, sprang von seinem Fahrzeug und stapfte zu der aufgebrachten Gruppe. Dabei zog er lässig die Handschuhe aus.
    War der Kerl noch zu retten?
    Er war hochgewachsen, hatte einen selbstbewussten Gang und fürchtete den Zorn der Cops anscheinend nicht. Der Mann drehte Lacey den Rücken zu. Sie registrierte das gepflegte schwarze Haar unter der Baseballmütze und hätte gern sein Gesicht gesehen. Verblüfft beobachtete sie, wie die Cops ihn in ihren Kreis treten ließen, ihm auf den Rücken klopften und die Hand schüttelten. Der Knoten in Laceys Rückgrat löste sich.
    Sie würden ihn nicht in Stücke reißen.
    Der Quadfahrer stand etwa fünfzehn Meter von ihr entfernt. Als er überraschend den Kopf drehte, traf sein lachender, stahlgrauer Blick den ihren wie ein Schlag. Unwillkürlich wich Lacey vor dieser Attacke zurück. Sie blinzelte. Während der Mann sie von oben bis unten musterte, spannte sein markantes Kinn sich kurz an. Dann zwinkerte er ihr zu, grinste und drehte sich zu der Gruppe zurück.
    In Laceys Gehirn ging die Lust in Habachtstellung.
Sollte
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