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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster
Autoren: Ian Rankin
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immer noch so vor euch hin?«
»Mal gehen uns ein paar durch die Lappen, doch das wird nicht so publik gemacht. Und mal
erwischen wir ein paar, und das steht dann groß in der Zeitung. Es ist wohl mehr oder weniger so
wie immer.«
In dem Zimmer roch es, wie Rebus plötzlich auffiel, nach kandierten Äpfeln, fast wie in einer
Spielhalle.
»Das ist ja eine furchtbare Geschichte mit diesen entführten Mädchen«, sagte Michael
gerade.
Rebus nickte.
»Ja«, sagte er, »ja, das ist es. Obwohl wir streng genommen noch nicht von Entführung sprechen
können. Bisher hat es noch keine Lösegeldforderung oder sonst was gegeben. Es scheint sich also
eher um einen banalen Fall von sexuellem Missbrauch zu handeln.«
Michael schoss von seinem Sessel hoch.
»Banal? Was ist denn daran banal?«
»So reden wir halt, Mickey. Das hat nichts zu bedeuten.« Rebus zuckte erneut die Achseln und
trank sein Glas leer.
»Na ja, John«, sagte Michael und setzte sich wieder hin. »Ich meine, wir beide haben doch auch
Töchter. Wie kannst du so locker darüber reden? Ich meine, schon allein die Vorstellung ist doch
beängstigend.« Er schüttelte bedächtig den Kopf mit dem typischen Ausdruck von Solidarität mit
den Betroffenen, aber auch aus Erleichterung darüber, dass ihn der ganze Horror nichts anging,
zumindest diesmal nicht. »Es ist beängstigend«, wiederholte er. »Und das ausgerechnet in
Edinburgh. Ich meine, man würde doch nie auf die Idee kommen, dass so etwas in Edinburgh
passiert, oder?«
»In Edinburgh passiert mehr, als man normalerweise annimmt.«
»Ach ja.« Michael zögerte. »Ich bin erst letzte Woche dort in einem Hotel aufgetreten.«
»Davon hast du mir ja gar nichts gesagt.«
Nun war es an Michael, die Achseln zu zucken.
»Hätte es dich denn interessiert?«, fragte er.
»Vermutlich nicht«, sagte Rebus, »aber ich wäre trotzdem gekommen.«
Michael lachte. Es war dieses typische Geburtstagslachen - oder das Lachen, wenn man zufällig
Geld in einer alten Jacke gefunden hatte.
»Noch einen Whisky, Sir?«, sagte er.
»Ich hab schon gedacht, du würdest nie fragen.«
Rebus setzte seine Betrachtung des Zimmers fort, während Michael ans Barfach ging.
»Und wie läuft die Kunst?«, fragte er. »Es interessiert mich wirklich.«
»Alles prima«, sagte Michael. »Eigentlich sogar ausgezeichnet. Es ist die Rede von einem kleinen
Spot im Fernsehen, aber das glaube ich erst, wenn's soweit ist.«
»Super.« Ein weiterer Drink landete in Rebus' bereitwilliger Hand.
»Ja, und ich arbeite an einem neuen Programmteil. Es ist allerdings eine etwas unheimliche
Sache.« Ein schmaler Streifen Gold blitzte an Michaels Hand auf, als er das Glas an seine Lippen
setzte. Es musste eine teure Uhr sein, sie hatte nämlich keine Zahlen auf dem Zifferblatt. Rebus
hatte den Eindruck, je teurer etwas war, desto weniger schien es herzumachen - winzige
Hi-Fi-Anlagen, Uhren ohne Ziffern, die durchsichtigen Dior-Socken an Michaels Füßen.
Er biss auf den Köder seines Bruders an und fragte: »Um was geht es denn?«
»Nun ja«, sagte Michael und beugte sich vor. »Ich versetze Leute aus dem Publikum zurück in
frühere Leben.«
»Frühere Leben?« Rebus starrte auf den Fußboden, als ob er den hell- und dunkelgrün gemusterten
Teppich bewunderte.
»Ja«, fuhr Michael fort. »Reinkarnation, Wiedergeburt, solche Sachen. Das muss ich dir doch nicht
groß und breit erklären, John. Schließlich bist du doch der Christ in unserer Familie.«
»Christen glauben nicht an frühere Leben, Mickey. Nur an zukünftige.« Michael starrte Rebus an,
als ob er ihn zum Schweigen bringen wollte.
»Entschuldige«, sagte Rebus.
»Was ich gerade sagen wollte, ich hab diese Nummer erst letzte Woche zum ersten Mal öffentlich
ausprobiert. Allerdings experimentiere ich schon eine Weile bei meinen Privatpatienten damit
herum.«
»Privatpatienten?«
»Ja. Sie zahlen mir Geld für eine private Hypnotherapie. Ich bringe sie dazu, dass sie das
Rauchen aufgeben, mehr Selbstbewusstsein entwickeln oder nicht mehr ins Bett machen. Einige sind
davon überzeugt, dass sie schon mal gelebt haben, und wollen von mir hypnotisiert werden, um den
Beweis dafür zu bekommen. Mach dir keine Sorgen. Finanziell ist das alles korrekt. Das Finanzamt
kriegt seinen Anteil.«
»Und kannst du es beweisen? Haben sie schon mal gelebt?«
Michael rieb mit einem Finger über den Rand seines Glases, das mittlerweile leer war.
»Du würdest dich wundern«, sagte er.
»Nenn mir ein
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