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Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Titel: Venusblut - Schreiner, J: Venusblut
Autoren: Jennifer Schreiner
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gehalten. Er wollte nur noch, dass sie aufhörten, egal wie, wollte nur noch … es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass der gequälte Laut, der durch die nächtlichen Straßen hallte, aus seinem Mund kam. Der Schrei eines tödlich verletzten Tieres.
    Wider jede Vernunft zwang er seine Beine zu weiteren Schritten, Richtung Magnus’ Wohnung. Der erste seiner Verfolger wurde ungeduldig und erhob sich in die Luft. Nemesis. Beinahe hätte Joel vor Erleichterung gelacht, es würde bald zu Ende sein. Ein Gnadenstoß.
    Trotzdem ließ sein Wille nicht zu, dass er aufgab, und kämpfte seinen Körper wieder auf die Beine zurück – er hatte seinen Sturz nicht einmal bemerkt – und Schritt für Schritt weiter in die Richtung, in die er das Ziel vermutete.
    Die Luft um ihn herum wurde wieder fester, jede Bewegung schwerer, und einen Augenblick lang befürchtete Joel, Nemesis würde wieder einen mentalen Trick benutzen. Zwei Schritte später begriff er seinen Irrtum und schrie seinen Schmerz in die Nacht hinein. Magnus hatte seine Besitztümer vampirsicher gemacht. Und er würde nicht weiterkommen, die Sicherheit nicht erreichen können. Der Schutz würde knapp außerhalb seiner Reichweite bleiben, nur eine Armlänge entfernt, während er verblutete. Joels Knie gaben endgültig auf, versagten den Dienst und gaben unter ihm nach und er sah keinen Sinn mehr darin, weiterzukämpfen und sich selber weiter zu quälen.
    Benommen blieb Joel liegen, während sein Körper – jetzt, wo er nicht mehr seine Kraft mit einer Flucht verschwendete – begann, sich zu regenerieren. Wie durch Watte gedämpft hörte er die Stimmen der anderen Vampire. Sie kamen näher, aber er hatte nicht mehr die Kraft sie anzusehen. Sollte der Tod kommen, wie er wollte; er wollte Nemesis höhnisches Gesicht nicht sehen, nicht Fees Mitleid, Gorgias Verstehen und Logans Überraschung. Welche Beweggründe die einzelnen auch antrieb, das Ergebnis für ihn selbst würde dasselbe bleiben: Tod!
    Plötzlich wurde die Luft um ihn herum weicher, hörte auf ihn zu bedrängen und all seine Sinne, die vorher abgelenkt gewesen waren, konzentrieren sich auf Blut. Er konnte es hinter den verschlossenen Fenstern und Türen der Häuser hören, es klopfte durch Adern, Herzschlag für Herzschlag rauschte es durch Körper und jeder Schlag dröhnte in seinen Ohren.
    Die Stimmen der Vampire wurden lauter, wie kleine, lästige Insekten, aber er konnte sie nicht verstehen, sie waren undeutlich, klangen irgendwie verzerrt und für einen Moment lang begriff er nicht, warum er noch am Leben war.
    Nach weiteren Sekunden, in denen nichts geschah, drehte Joel den Kopf. Die Verfolger waren stehen geblieben, verharrten aufgereiht auf einer Linie wie Insekten, die gegen eine Scheibe geprallt waren.
    Joel rappelte sich auf alle Viere, aber seine Kraft reichte nicht einmal für ein müdes Lächeln und selbst sein Hochgefühl war überlagert von vehementeren Nöten. Magnus hatte das gesamte Wohnviertel unter magischen Schutz gestellt, die Magie hatte ihn geprüft und als Freund eingelassen, trotzdem benötigte er Blut. Schnell.
    Er wandte sich dem ersten Haus zu.

2
    Lichtreflexe huschten über aufgewühltes Wasser, spiegelten sich und warfen die Sonnenstrahlen blendend zurück. Die Beweglichkeit der hellen Reflexionen zog sie in den Bann, obwohl die Geräusche planschender Lebewesen zu hören waren – und fröhliches Kinderlachen.
    Unentdeckt sah sie der Szene zu, die sie inzwischen auswendig kannte, fürchtete, hasste und liebte. Ihr glücklichster Traum und ihr schlimmster Alptraum. Maeve versuchte sich auf die Umgebung zu konzentrieren, statt auf die beiden jungen Mädchen, die glücklich in der Mittagssonne spielten und unbeschwerte Erfrischung in dem kleinen Badetümpel suchten. Aber all ihre Konzentration war vergebens, denn der Traum lief stets in der gleichen Reihenfolge ab – und verwob sich mit einem anderen, bevor sie mehr sehen konnte. Einem weiteren Alptraum, gegen den sie sich nun innerlich wappnete.
    Er kam nicht! Wie von einem unbekannten Dritten gesteuert, entfaltete sich das Geschehen weiter; lief so ab, wie sie es in Erinnerung hatte. Die einzige Erinnerung, die ihr von der Zeit vor ihrer Verwandlung in einen Vampir geblieben war. Sie war versucht, einen Schritt nach vorne zu machen, hinaus aus dem Schatten des Baumes und hinein in die Sonne, doch sie zögerte. Selbst in einem Traum erschien ihr die Überwindung zu groß. Was wäre, wenn ihr jüngeres Selbst die
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