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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Melanie Meier
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von innen.
    Hinter ihm stand der wuchtige Bentley Continental GT, dessen dunkelgrauer Lack wie bei allen anderen Wagen auch blank geputzt, auf Hochglanz poliert und versiegelt war. Jeglicher Wassertropfen perlte ab wie von einem Lotusblatt. Die darauffolgende Parklücke war leer, in der danach residierte der Jaguar XJC, das älteste Modell unter Lokis Fahrzeugen, so schwarz wie der Nachthimmel bei klarem Wetter. Über die gleiche Farbgebung verfügte auch der 16C Galibier der Marke Bugatti, der links des Bentleys stand. In der Sammlung fehlte lediglich der hellgraue Porsche Carrera RS 2.7, was bedeutete, dass Loki noch nicht zuhause war.
    Sein Cousin hatte keinen Geschmack, was Autos anging. All diese Bonzenwagen waren viel zu monströs und prahlerisch. Nur mit dem Porsche konnte Tim etwas anfangen, die anderen waren ihm allesamt zu abgeschmackt. Bei diesen Karren zahlte man doch die Namen mit, und dafür hatte Tim wirklich kein Verständnis.
    Da fand er seinen eigenen fahrbaren Untersatz um einiges geschmackvoller: ein M6 Coupé in mattem Schwarz. In zwölf Sekunden beschleunigte der Ottomotor auf 200 Stundenkilometer, das Innere stand in Sachen Stil und Luxus Lokis Limousinen in nichts nach. Abgesehen davon, dass der Wagen eine Leihgabe seines Cousins war, konnte Tim wirklich nichts gegen das Teil sagen. Er hatte ihn ausgesucht, und er war der einzige, der sich hinter das Lenkrad klemmen durfte. Tim betrachtete es als sein Auto, und er war sich sicher, dass Loki es genauso sah.
    Tim wünschte sich, er läge nicht in der Tiefgarage herum. Die Fahrertür des BMW stand offen, sodass die Musik lautstark von den Wänden widerhallte; Such A Surge outete sich für seine Vorliebe für das Chaos. Der Lärm war sicherlich bis auf die Straße hinauf zu hören, aber Tim war im Augenblick alles ziemlich egal, und das lag nicht allein am Alkoholspiegel in seinem Blut, das ihn gegenwärtig brennend durchflutete wie die Heizdrähte die Heckscheibe seines Autos.
    Er hatte bereits unzählige Male versucht, Ella anzurufen, doch sie nahm nicht ab. Einmal hatte sie seinen Anruf sogar weggedrückt, sodass er frustriert dem Besetztzeichen gelauscht hatte. Auf seine SMS mit dem Inhalt: Es tut mir so leid! Bitte sprich mit mir! Ich liebe dich, Häschen! , hatte sie ebenfalls nicht geantwortet.
    Such A Surge verstummte. Es dauerte ein paar Sekunden, dann erklangen sanfte Gitarrenklänge. Tim erkannte den Song auf Anhieb: Baby von Tenacious D. Wie passend. Der Song dauerte keine eineinhalb Minuten. Ihm folgte Race Car Ya-Yas der Band Cake. Auch recht geeignet, wie er fand.
    In Wahrheit ging es natürlich um etwas gänzlich anderes. Es ging nicht um diesen Dreadlocks-Kerl, Ellas Freunde oder darum, dass er sich von ihr ausgebootet fühlte. Es ging um seine Angst und nur um seine Angst. Aber wie konnte er ihr das sagen? Häschen, ich habe Angst, und diese Angst treibt mich zu so dummen Aktionen . Auf keinen Fall, in tausend Jahren nicht! Um so ein Geständnis zu machen, brauchte es absolutes Vertrauen, aber wie sollte er ihr dieses Vertrauen entgegenbringen, wenn er doch solche Angst hatte? Was war das nur für eine Scheiße?
    Ein klickendes Geräusch war zu hören, und dann fing das Garagentor scheppernd an, hochzufahren. Die Bewegungsmelder aktivierten die Neonröhren, die zischend ansprangen und Tim blendeten. Er wandte den Blick von der Decke ab und sah zur Einfahrt, in der Lokis Porsche auftauchte. Während sein Cousin einparkte, versuchte Tim, die Rotation der Reifen zu verfolgen, auf der Suche nach einem Punkt, den er fixieren konnte. Ihm wurde übel.
    »Johnny«, sagte Loki mit einem grüßenden Nicken, baute sich über ihm auf und richtete die graublauen Augen auf die Wodkaflasche. Hinter ihm ratterte das Tor herunter.
    »Loki«, erwiderte Tim mit einem beduselten Grinsen.
    Sein Cousin betrachtete ihn einen Augenblick, dann meinte er: »Ich habe dir gesagt, dass Ella Berg keine Frau für eine langfristige Bindung ist.«
    Tim stöhnte und wandte den Blick ab. Er lauschte auf die Musik, die seinem Gemütszustand entsprach: Kaputt von den Fantastischen Vier. »Was ist denn das für eine erbärmliche Welt?«, wiederholte er eine Strophe des Songtextes.
    Loki sah zu Tims Wagen hinüber, der im Augenblick als Jukebox fungierte, und hob die Brauen. »Das ist wahrlich sehr poetisch. Äußerst reizend. Doch ich denke, du solltest dich nun aus dem Selbstmitleid erheben und zu Bett gehen.« Er beugte sich in den Wagen, schaltete das Radio aus
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