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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Melanie Meier
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Dienst bin .
    Er lächelte, zufrieden mit seinem Einfallsreichtum, trat im wieder hell erleuchteten Wohnzimmer an die Glastüren, entriegelte sie und schob sie auf. Der Hund kläffte sich allmählich heiser. Das alte Waschweib aber hatte ihre Versuche, ihn zu bändigen, aufgegeben. Von ihr war nichts mehr zu hören. Gerstl machte drei Schritte auf die Platten aus Lärchenholz hinaus, die im Laufe der Jahre von der Witterung gesplissen, uneben und mit Grünspan überzogen waren, und spähte in die Dunkelheit.
    Und da war er doch tatsächlich! Außerhalb des fahlen Lichtkegels, der von seinem Wohnzimmer über die kleine Terrasse und ein Stück des Rasens fiel, sah er einen schwarzen Schemen auf sich zukommen. Der Köter war vom Boden bis zum Kopf geschätzte dreißig Zentimeter hoch, und mit Sicherheit schleifte er in seinem ungepflegten, verknoteten Fell wieder unzählige Zweige, Dreckbatzen und sonstigen Mist mit sich herum. Irgendwann einmal war der Hund weiß gewesen, aber das war lange her.
    Als wäre es nicht schon ironisch genug, dass dieses kleine Fellbündel einen solchen Lärm veranstalten konnte, hatte man ihm auch noch den Namen Goliath gegeben. »Goli, Goli«, pflegte die Nachbarin nach ihm zu rufen. »Komm, Goli, komm. Fressifressi.« Anschließend schnalzte sie mit der Zunge und wiederholte: »Fressifressi, Goli, Komm.«
    Goli kam natürlich nie. Goli war ein unerzogener kleiner Scheißer, der nur zwei Kunststücke aufführen konnte: bellen, sobald man seine Ruhe haben wollte, und sich unter dem Zaun durchbuddeln.
    Gerstl behielt den hüpfenden, kläffenden Schatten im Auge, der dem Lichtschein immer näher kam, hob die Pistole an und entsicherte sie. Er ging in den Ausfallschritt, umgriff mit der Linken das rechte Handgelenk und richtete die Mündung auf den Schemen, der jeden Augenblick ins Licht hopsen würde. Mit einem Lächeln auf den Lippen versuchte Gerstl, die rechte Schulter locker zu halten und bereitete den linken Arm darauf vor, das Meiste des Rückstoßes abzufangen.
    Und da blieb Goliath urplötzlich stehen und hörte sogar auf zu kläffen. Einen Moment lang geschah gar nichts, dann wandte sich der Terrier von Gerstl ab und ließ ein dumpfes Kollern hören, das tief aus seinem Inneren zu kommen schien. Gerstl bekam eine Gänsehaut.
    »Schießen Sie nicht«, sagte eine Stimme.
    Beinahe hätte Gerstl den Abzug gedrückt. Er stieß einen leisen Schrei aus, fuhr zu der Stimme herum und riss automatisch die Pistole mit. Rechts, außerhalb des Lichtscheins, stand eine Gestalt. Sie machte nun einen Schritt nach vorne, während der Terrier knurrend den Rückzug antrat.
    »Verdamm mich«, entkam es Gerstl. Er ließ die Pistole sinken und musterte voller Erleichterung das alte, runzelige Gesicht seiner Putzfrau, die in Gummistiefeln und dicker Daunenjacke vor ihm stand. »Haben Sie mich erschreckt!« Einen Moment wunderte er sich darüber, dass der Kläffer stillschweigend in der Dunkelheit verschwand, dann sah er wieder die Putzfrau an. »Was machen Sie denn hier, mitten in der Nacht?«
    Sie starrte ihn nur an. Stand da, die Hände baumelten kraftlos an den Seiten herunter, der Kopf war leicht nach unten geneigt, und starrte ihn aus ihren dunkelbraunen Augen unergründlich an.
    »Hat’s Ihnen die Sprache verschlagen? Aber mir auch recht. Hauptsache, der Köter hält die Schnauze. Und jetzt machen Sie, dass Sie von meinem Grundstück runterkommen! Sie haben hier außerhalb der Arbeitszeiten nichts zu suchen!«
    Sie bewegte sich nicht.
    Gerstl runzelte die Stirn. »Was ist los? Zu viel Putzmittel geschnüffelt? Hauen Sie schon ab, bevor ich Sie wegen Hausfriedensbruch fest-«
    Die Worte gingen in einen langgezogenen Laut über, der dem Quietschen des VHS-Rekorders nicht unähnlich war. Gerstl spürte ein inneres Zittern, das gleichsam mit unglaublicher Hitze in ihm aufstieg. Er hörte mehr, dass seine Zähne immer wieder unkontrolliert aufeinander stießen, als dass er es spürte. Das Zittern ging auf die Gliedmaßen über, wurde mit jeder Sekunde stärker, bis er am ganzen Körper zappelte wie ein sterbender Aal an Land.
    Die Pistole fiel neben ihm zu Boden, und keine fünf Sekunden darauf folgte er ihrem Beispiel.


     
    Er lag mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem harten Beton und starrte an die Decke der Tiefgarage hinauf. In der rechten Hand hielt er eine Zigarette, in der linken die Wodkaflasche, die bis auf ein dünnes Rinnsal geleert war. Es war eiskalt, doch der Alkohol wärmte Tim
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