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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci
Autoren: Maria Beaumont
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anderen vorzustellen. Ich muss mir nicht mehr ausmalen, wie sie bei einem Candlelight-Dinner über den Tisch hinweg Händchen halten oder verschwitzt und atemlos ihre Leidenschaft ausleben. Diese Bilder werden mich von nun an nicht mehr verfolgen ...
    Moment mal. Richard lügt doch. Ich glaube ihm nämlich nicht. Kein Wort, wenn ich ehrlich bin. Was ist denn mit dem Ring, hm? Blöder Designerschmuck für eine blöde Designertussi. Und wenn das ein Abschiedsgeschenk sein sollte, warum hat Richard dann nicht einfach etwas Symbolisches gewählt? Zum Beispiel eine nette Dankeschön-Karte. Egal, ob die beiden noch zusammen sind oder nicht, ich hasse diese Schlampe. Von mir aus kann ihr ein Arm abfallen wie Myra, der Flickenpuppe. Und ein Bein dazu. Ich will, dass sie leidet. Das klingt zwar grausam, aber was soll ich sagen? Das entspricht nun einmal meiner momentanen Gefühlslage.
    »Dann ist es also wirklich aus?«, frage ich skeptisch.
    »Ja. Es war ein Fehler. Die größte und egoistischste Dummheit, die ich je begangen habe. Ich habe mich nicht mehr bemüht ... um dich, meine ich, und das war falsch. Und ich bereue das zutiefst, weil ... nun ja, ich habe das Gefühl, alles kaputtgemacht zu haben.«
    Oh . Richard macht nicht den Eindruck, als würde er das alles gerade erfinden. Vielleicht hat er ja tatsächlich mit ihr Schluss gemacht, und vielleicht hat sein reuevoller Gesichtsausdruck wirklich mit seinem schlechten Gewissen zu tun, wie er behauptet. Ich bin verwirrt. Ich weiß nicht, was das für ihn bedeutet. Für uns.
    »Und wie geht es nun weiter?«, frage ich.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich wird sie einen Vorwand finden, um den Auftrag mit uns zu stornieren. Aber wenn nicht, macht das die Sache unter Umständen sogar einfacher. Der Kundenmanager, der von der Geschäftsleitung beauftragt wurde, ist nämlich, offen gesagt, die reinste Katastrophe, und ... Du hast gar nicht von der Firma gesprochen, nicht wahr?«
    »Nein.«
    Wir sitzen einen Moment lang schweigend da. Ich habe das Gefühl, etwas sagen zu müssen, aber mir fällt nichts ein. Ich sehe Richard an. Er scheint innerlich mit sich zu ringen, als wäre er noch nicht fertig. Ich trinke einen Schluck Wein. Richard kann sich alle Zeit der Welt lassen – schließlich muss ich jetzt nicht mehr befürchten, dass er von Scheidung anfängt.
    »Die letzten Tage waren grauenhaft, nicht wahr?«, sagt Richard schließlich. »Allerdings habe ich viel gelernt.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich vermisse die Kinder. Ich vermisse dich. Ich vermisse das Haus.«
    Ich weiß, dass er die Kinder und die Bequemlichkeiten zu Hause vermisst, aber hat er mich tatsächlich in die Mitte dazwischengequetscht?
    »Hör zu, ich weiß, dass einiges nicht optimal gelaufen ist«, bricht Richard das kurze Schweigen. »Und das ist eher meine Schuld als deine. Ich habe mich voll auf meine Arbeit konzentriert und es für selbstverständlich gehalten, dass du den Rest schon schaukelst. Und dann habe ich Bel kennen gelernt –« Er unterbricht sich und schüttelt den Kopf. »Seltsam ... Ich weiß, ich war selten hier, aber in der letzten Zeit hatte ich den Eindruck, dass ich dich ganz neu kennen lerne. Ich habe Seiten an dir ge–«
    »Du sprichst von letztem Samstag?«, falle ich ihm ins Wort aus dem Bedürfnis heraus, mich zu rechtfertigen. »Ich habe dir bereits gesagt, das war ein einmaliger Ausrutscher. Ich habe seitdem kaum einen Tropfen ange –«
    »Nein, ich spreche von dieser Woche. Du warst für Sureya da, für Thomas, für Summer heute und sogar für mich mit dieser Cherie-Blair-Nummer. Du bist unglaublich, Fran.«
    »Ja?«
    »Oh ja. Der Punkt ist, dass du schon immer eine unglaubliche Frau warst. Ich hatte das nur vergessen.«
    Ich auch, glaube ich. Ich bringe keinen Ton heraus. Richard und ich haben seit Jahren nicht mehr so miteinander geredet. Und es ist noch länger her, dass Richard mir solche Dinge gesagt hat. Ich komme mir so ... besonders vor. Und trotzdem bringe ich kein Wort heraus!
    Richards Hand gleitet über den Tisch und bleibt auf meiner liegen.
    »Ich habe dich sehr vermisst, weißt du.«
    Er hat es wieder gesagt. Und dieses Mal nicht eingequetscht zwischen Kinder und Haus.
    Und so wie er mich jetzt ansieht, möchte ich ihm am liebsten um den Hals fallen und ihn küssen und ihm sagen, dass ich ihn liebe. Aber das mache ich nicht. Ich gebe keinen Mucks von mir. Nicht weil ich mich nun endgültig in meine Mutter verwandelt habe, die niemandem vertrauen kann, sondern weil
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