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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci
Autoren: Maria Beaumont
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Ton.
    »Gut. Das ist nämlich ein ungeheuerlicher Vorwurf, den wir nicht auf uns sitzen lassen dürfen.«
    »Oh ja«, sage ich, angenehm überrascht, dass Richard meine Meinung teilt. Mrs Gottfrieds Anschuldigungen haben mich nämlich stark verunsichert, und es ist gut, endlich einen Verbündeten zu haben.
    Richard nickt bekräftigend. »Du musst denen einfach nur sagen, was sie hören wollen.«
    Kaum habe ich diese Worte vernommen, explodiere ich. »Hast du einen Knall? Ich soll denen sagen, was sie hören wollen? Damit würde ich ihnen ja recht geben. Molly hat nichts Falsches getan, und ich habe mir ebenfalls nichts vorzuwerfen.«
    »Du hast mich falsch verstanden. Ich behaupte ja gar nicht, dass die im Recht sind. Ich will lediglich sagen, dass du mit der Schule keinen Krieg anfangen kannst. Die haben klare Regeln für solche Sachen. Ich meine, Rassismus ist doch das Thema heutzutage.«
    »Diese Leute wissen nicht einmal, was Rassismus ist. Meine Güte, die zerren einen ja schon vor den Kadi, wenn man Spaten statt Gartenwerkzeug sagt.«
    Richard lacht. »Sehr witzig.«
    »Ich wollte gar nicht witzig sein, Richard. Diese Leute setzen sich aktiv gegen Rassendiskriminierung ein, woran nichts auszusetzen ist. Das Problem ist nur, dass sie Rassismus auch dort vermuten, wo es keinen gibt.«
    »Aber du musst auch ihre Sichtweise verstehen. Sie müssen nun einmal jedem noch so geringen Verdacht nachgehen, selbst wenn es sich hinterher als falscher Alarm herausstellt, um jedes Risiko von vornherein auszuschließen.«
    »Aber der Vorwurf ist völlig absurd!«, schreie ich Richard frustriert an.
    Ich kann nicht glauben, was ich da höre. Meine Wut auf Richard ist genauso groß, wie meine Wut auf Mrs Gottfried war, als sie das Thema zur Sprache brachte. »Du weißt doch gar nicht, was da abgeht. Jeder verdächtigt jeden. Die verhalten sich dermaßen politisch korrekt, dass es schon fundamentalistisch ist. Mir reicht’s, Richard. Das lasse ich mir nicht bieten.«
    »Aber du kannst diesen Kampf nicht gewinnen. Das ist es nicht wert.«
    Ist das wirklich Richard, der da spricht? Hört sich eher wie eine Predigt von Cassie an. Was ist aus dem unabhängigen Mann geworden, den ich geheiratet habe?
    »Offen gesagt, Richard, ich erkenne dich nicht wieder. Seit wann bist du so ein ... so ein ... ich weiß auch nicht. Du bist ein Schlappschwanz. Miss Gucci tut dir offenbar nicht gut.«
    »Vielen Dank«, entgegnet Richard und wendet sich von mir ab.
    Ich weiß, ich weiß, das war gemein. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass Richard sich auf die Seite dieser Moralapostel stellt.
    »Hör zu, es tut mir leid«, gebe ich mich versöhnlich. »Aber es war wirklich furchtbar. Und es ärgert mich maßlos, dass ich diese Vorwürfe nicht entkräften konnte. Wahrscheinlich bin ich deswegen gerade ein bisschen ausgerastet. Sorry.«
    Richard sieht mich lange an, dann sagt er: »Können wir das Thema wechseln?«
    »Wahrscheinlich eine gute Idee.«
    »Eigentlich hast du das Thema bereits gewechselt ... Miss Gucci.«
    Jetzt kommt’s. S-C-H-E-I-D-U-N-G.
    Richard wird mir gleich sagen, dass er sie liebt und nicht mehr ohne sie sein kann. Dass sie sich verloben wollen und zusammenziehen. Ich klammere mich am Rand des Küchentischs fest.
    Richard tut das Übliche: Er fährt sich nervös durch die Haare und bereitet sich innerlich vor, während er sich die richtigen Worte zurechtlegt – Es ist nicht deine Schuld, sondern meine, bla, bla. Nun, da der Augenblick gekommen ist ... möchte ich ihn einfach nur so rasch wie möglich hinter mich bringen.
    »Hör zu, Richard, lass es uns endlich hinter uns bringen«, sage ich ungeduldig. »Ziehen wir einen Schlussstrich unter diese Ehe, damit wir beide unser eigenes Leben leben können.«
    »Was redest du da?« Richard sieht mich entsetzt an. »Ich wollte dir gerade sagen, dass Bel und ich ... Ich habe mit ihr Schluss gemacht. Du möchtest die Scheidung!? «
    »Nein ...« Jetzt mache ich ein entsetztes Gesicht. »Nein, will ich nicht. Ich dachte nur ... Ich dachte eben, du willst die Scheidung.«
    »Um Gottes willen, nein ... Ganz im Gegenteil. Hör zu, ich weiß nicht, wie es mit uns beiden weitergeht, aber ich möchte, dass du weißt, dass Bel dabei keine Rolle spielt. Es ist aus.«
    Yesss!
    Mein erster Schock hat sich wieder gelegt. Am liebsten würde ich eine Siegerfaust machen. Ich weiß auch nicht, wie es mit uns beiden weitergeht, aber wenigstens bleibt mir von nun an erspart, mir Richard mit einer
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