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Venezianische Verfuehrung

Venezianische Verfuehrung

Titel: Venezianische Verfuehrung
Autoren: Catherine George
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nicht mehr erinnere, wo was im Einzelnen gewesen ist. Wenn Sie verstehen, was ich meine.“
    „Halten Sie mein Englisch für unzureichend?“
    „Nein, nicht im Mindesten. Ich wünschte, ich könnte Ihre Sprache ansatzweise so gut sprechen wie Sie meine.“
    „Ich kann Sie Italienisch lehren.“
    Wahrscheinlich könntest du das, und nicht nur den richtigen Satzbau, dachte Laura.
    „Dafür bleibe ich nicht lang genug hier.“
    Der Ober servierte, und Domenico lehnte sich mit seinem Glas zurück, um sie einen Moment lang schweigend zu betrachten. „Sagen Sie, Laura, wartet in London jemand ungeduldig auf Ihre Rückkehr?“
    „Sie reden von einem Mann?“
    „Naturalmente.“ Flüchtig richtete er den Blick auf ihre schmalen Hände. „Sie tragen keinen Ring. Aber Sie müssen einen Geliebten haben. Es kann gar nicht anders sein.“
    „Sind Sie bei Leuten, die Sie gerade erst kennengelernt haben, immer so direkt?“
    „Nein.“ Entwaffnend lächelte er sie an. „Doch Sie interessieren mich, Laura. Wenn Sie mir nicht antworten möchten, habe ich dafür vollstes Verständnis.“
    Laura zögerte, eigentlich wollte sie solch persönliche Dinge nicht offenbaren. Allerdings hatte sie ihn bereits einmal gekränkt, indem sie das Gästehaus verlassen hatte. „Es gibt gegenwärtig niemanden“, erwiderte sie schließlich. „Bis vor Kurzem war ich mit einem Assistenzarzt befreundet, aber er war kein Geliebter in Ihrem Sinn.“
    Domenico nickte zufrieden. „Sie haben ihn nicht leidenschaftlich geliebt.“
    „Ich bin keine Romantikerin, sondern ein Verstandesmensch.“
    „Eines Tages werden Sie jemandem begegnen, der dies ändern wird.“ Er erhob sich. „Kommen Sie. Es ist Zeit fürs Essen.“
    Während er bezahlte, erinnerte sie sich peinlich berührt, dass sie sich noch gar nicht für die gestrige Einladung bedankt hatte. Unverzüglich holte sie diese Geste nach.
    „Gern geschehen.“ Er blickte auf ihre Füße. „Können Sie in diesen fabelhaften Schuhen laufen?“
    „Wie weit?“
    „Nur bis zu Harry’s Bar. Sie liegt ganz in der Nähe.“
    „Dann ist es kein Problem.“ Laura war beeindruckt. Dort zu speisen, hätte sie sich nie und nimmer leisten können.
    Offenbar war Domenico hier kein Fremder, denn der Oberkellner eilte auf sie zu, kaum hatten sie das Restaurant betreten, und sprach ihn mit Namen an. Er führte sie zu dem einzigen noch freien Tisch im ersten Stock, der für Signor Chiesa reserviert war. Verstohlen sah sich Laura in dem für venezianische Verhältnisse schlicht gestalteten Lokal um. Die Wände waren halbhoch getäfelt und mit großen Schwarz-Weiß-Fotografien amerikanischer Landschaften dekoriert.
    „Der Raum ist etwas karg, und es gibt keine Terrasse, und trotzdem ist es jeden Abend voll.“
    „Es macht den Anschein. Ich weiß, dass Hemingway und Churchill oft hier waren. Sind heute Abend auch irgendwelche namhaften Persönlichkeiten da?“
    „Keine, die ich kenne“, antwortete er geringschätzig.
    Sie funkelte ihn an. „Soll das heißen, dass nur solche Leute namhafte Persönlichkeiten sind, die Domenico Chiesa kennt?“
    „Sie verspotten mich“, beschuldigte er sie mit leisem Lachen. „Und jetzt müssen Sie das Getränk probieren, das hier zum ersten Mal gemixt wurde“, fuhr er fort, als der Kellner mit zwei Gläsern zurückkehrte.
    „Ein Bellini?“
    „Zum Wohl.“
    Der Cocktail aus frisch gepresstem weißem Pfirsichsaft und Champagner schmeckte traumhaft. „Er ist fantastisch.“
    „Das freut mich! Und nun sagen Sie mir, was Sie essen möchten.“
    Die Entscheidungsfindung dauerte recht lang, da Domenico ihr jedes Hauptgericht ausführlich beschrieb, nachdem sie eine Vorspeise kategorisch abgelehnt hatte. Nach langem Hin und Her bestellte er für sie schließlich überbackene Schinkennudeln, die ganz vorzüglich waren. Als er sie später zu einem Dessert überreden wollte, schüttelte sie bedauernd den Kopf.
    „Vielen Dank, aber in meinen Magen passt wirklich nichts mehr hinein.“
    „Dann erzählen Sie mir beim Kaffee, welche Pläne Sie für den morgigen Tag haben.“
    „Ich möchte Mitbringsel kaufen, um mich danach ungestört Venedigs Sehenswürdigkeiten widmen zu können. Für meine Mutter, meine Schwester und meine beste Freundin suche ich etwas Besonderes und für ein paar Arbeitskolleginnen etwas Preiswertes – wenn dies hier überhaupt zu finden ist. Ein Tipp für die ahnungslose Touristin wäre hoch willkommen.“
    Nachdenklich blickte er sie einen Moment
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