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Venedig sehen und stehlen

Venedig sehen und stehlen

Titel: Venedig sehen und stehlen
Autoren: Krischan Koch
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kleinen Restaurants deckten ihre Tische für den Mittag ein. Die ersten Gäste nahmen einen Aperitif. Es war eine wunderbare Stimmung. Die Kellnerin vom »Antica Mola« lächelte den beiden zu.
    Er sah die Sprizz-Trinker vor der kleinen Bude an der Fondamenta schon von Weitem. Aber da war es bereits zu spät, sie mussten an ihnen vorbei, es gab keinen anderen Weg. Harry wurde sofort von ihnen erkannt, schlimmer noch, als sie mit Sack und Pack an ihnen vorbeizogen, begannen sie zu applaudieren. »Ciao, Gambadigesso!«, johlte die Blonde in dem orangen Trainingsanzug und die Männer stießen ein anzügliches Lachen aus. »Hoho, Gambadigesso. «
    Harry zeigte ihnen im Vorbeigehen den nach oben gestreckten Daumen. Besonders lässig sah das nicht aus, zumal ihm Zoes Seesack dabei von der Schulter rutschte. Ein paar Passanten drehten sich zu ihnen um.
    »Forza, avanti« , rief ihnen Maldini in dem azurblauen Shirt hinterher und amüsierte sich dabei köstlich.
    Ein deutsches Touristenpärchen drehte sich um und nickte wohlwollend angesichts der bunten italienischen Straßenszene. Typisch deutsche Touristen, dachte Harry, lächeln fleißig, aber haben keine Ahnung, worum es geht.
     
    Die »Amici« saßen im »Al Nono Risorto« an einem Tisch am Rand unter der Strohpergola. Man sah von dort in den lauschigen kleinen Garten, der auch jetzt zur Mittagszeit voll besetzt war. Harry und Zoe stellten ihr Gepäck neben sich in eine Ecke der aus groben Felssteinen gemauerten Wand.
    »Harry, du siehst aber wirklich ein bisschen geschafft aus«, sagte Britt Benning und zuckte besorgt mit den Augenbrauen.
    »Die Beschäftigung mit der Kunst kann sehr strapaziös sein«, meckerte Giovanni-Dieter und sah Harry dabei vielsagend an.
    Harry sah ihn verstohlen von der Seite an. War er es, der den Miró am Bootssteg entdeckt und mitgenommen hatte? War er wirklich ein Mörder, wie Franca kurz vor ihrem Tod behauptet hatte? Am liebsten hätte er sich diesen Oberlehrer noch mal richtig vorgeknöpft. Aber es war viel zu riskant, noch länger in Venedig zu bleiben.
    »Ich hab nicht gut geschlafen«, sagte Harry. »Die Hitze.«
    Doris lächelte ihn freundlich an.
    Harry hatte nicht einmal gelogen. Und wenn die »Amici« wüssten, was für einen Schatz er durch die venezianischen Gassen schleppte. Die Anstrengung machte hungrig, deshalb aß Harry eine ganze Pizza, Zoe und Britt teilten sich eine »Napoli«, die einen wunderbar blasigen Rand hatte und von einer Bedienung gebracht wurde, die wie Gianna Nannini aussah.
     
    Harry konnte das Essen nicht richtig genießen. Irgendwie hatte er Angst, dass doch noch etwas schiefgehen könnte, dass der Ispettore mit seinen Kollegen den Garten der Osteria stürmte oder Giovanni-Dieter noch eine Überraschung auf Lager hätte. Aber nichts von all dem passierte. Stattdessen kam es zu einer ausgiebigen Abschiedszeremonie.
    »Ich werde euch mein Buch mit den venezianischen Türen schicken, wenn es fertig ist«, sagte Britt mit tiefer Schauspielerstimme. »Und dann sehen wir uns mal in New York. Aber wirklich!« Sie küsste Harry und Zoe mehrmals auf beide Wangen.
    Doris strahlte und ließ Zoe gar nicht wieder aus dem Arm. Dabei verrutschte die bunt gefleckte Brille in ihrem runden Gesicht immer wieder. Beat legte den Kopf schief, Roberto flötete »Ciao« und die beiden neuen Engländerinnen standen etwas hilflos daneben. Nur Giovanni-Dieter fühlte sich überrumpelt, als Harry ihm einfach das Geld für das Apartment und den Schlüssel in die Hand drückte. Dass sie ohne »Endabnahme« die Stadt verließen, passte ihm überhaupt nicht.
    »Das geht eigentlich nicht. Impossibile« , krächzte er.
    »Aber anders schaffen wir das nicht mehr. Unser Zug geht gleich«, sagte Zoe. »Aber du kannst beruhigt sein, wir haben alles dagelassen.« Sie zeigte ihre Zähne.
    »Nur der Klempner muss wohl mal nach dem Gasboiler sehen«, sagte Harry mit gespielter Besorgnis.
    »Sì, certo, ein ewiges Thema«, grummelte Giovanni.
    »Ihr müsst gar nicht zum Flughafen?«, fragte Roberto.
    »Nein, wir nehmen erst mal den Zug nach Milano«, log Harry.
    »Den Zug. Wie schön!«, fand Doris.
    »Am Bahnhof in Venedig ankommen, heißt einen Palast durch die Hintertür betreten«, dozierte Hans-Dieter.
    »Ein Satz des großen Hans-Dieter Poschmeier!« Doris kugelrunder Kopf strahlte über beide Ohren.
    »Nein, von Thomas Mann«, meckerte er und strich sich über seinen Tennisballbart.
    Dass sie mit seinem Gipsfuß Venedig durch den
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